WiWi Gast schrieb am 26.10.2020:
Hier nochmal der Seiteneinsteiger ins Lehramt:
Wie ich schon geschrieben habe, sollte man der Typ dafür sein, wenn man den Weg ins Lehramt einschlägt. D.h. man sollte es mögen, sein eigener Herr zu sein, einigermaßen sein Zeug geplant bekommen, mit Jugendlichen können und deren Eigenheiten aushalten.
Dass das nur extrem intrinsisch motiverte Menschen hinbekommen, halte ich dagegen für ein Gerücht. Ist letztendlich wie in jedem anderen Beruf auch. Es gibt ein paar extrem intrinsisch motivierte Mitarbeiter. Da sind wirklich super Leute dabei. Die intrinsische Motivation ist aber nicht immer gleichzusetzen ist mit = macht einen super Unterricht und ist in Summe ein extra guter Lehrer. Ich habe ein paar solcher Überpädagogen im Kollegium. Die haben zwar eine sehr hohe Motiviaiton. Es hapert aber teilweise an der Umsetzung (kommt öfter zu spät, wendet "moderne Unterrichtsmethoden" an und die Schüler haben am Ende keine sauberen UNterlagen zum Lernen usw...). Zusätzlich gibt es noch viele Pragmatiker. Die nicht jeden Morgen frohlockend aufstehen um endlich wieder arbeiten zu können. Trotzdem machen die meisten von denen einen guten bis sehr guten Unterricht. Das ist im Endeffekt nicht viel anderst, als in der Wirtschaft auch.
Dann gibt es natürlich noch die Leute, die sich in der Hängematte "Beamtentum" ausruhen. Das ist eher die Minderheit. Die fallen durch eine hohe Anzahl an Krankheitstagen auf, schlechte Unterrichtsfeedbacks, unzufriedene Schüler und Eltern usw.
Dass der Alltag eines Lehrer immer gleich aussieht, höre ich komischerweise immer nur von Nicht-Lehrern. 1. gibts regelmäßig neue Lehrpläne und 2. selbst bei gleichem Unterrichtsstoff ist JEDE Klasse völlig unterschiedlich. Guter Unterricht zeichnet sich eben nicht dadurch aus, dass vorne der Lehrer einen Monolog hält und ihm die Adressaten völlig egal sind (wie das an der Uni der Fall ist). Hier sollten vielmehr die Probleme der Schüler schon im Vorfeld erahnt (Erfahrung), erkannt und darauf eingegangen werden, Im Optimalfall, während die Schüler sich den Stoff zumindest teilweise selbständig erarbeiten (nicht immer möglich). Das führt dazu, dass ich oft einen Großteil der Stunde auf indivuelle/Gruppen-SchülerProbleme eingehe. Langweilig ist definitv was anderes. Und das war nur der Unterricht. Drumherum gibts auch immer wieder neue Dinge.
Und trotzdem: In einigen Fächern werden händeringend gute Leute gesucht. Wir haben in Deutschland nunmal keine Rohstoffe. Das einzige, was uns hochhält und Weiterbringt ist die Bildung. Mit Info, Maschinenbau, Elektrotechnik, Mathe usw könnt Ihr Euch die Schule fast aussuchen und werdet mit Kusshand genommen. (Und nein, es ist nicht gesagt, dass Ihr in der Wirtschaft so viel mehr verdient, vor allem als DurchschnittsBWLer). D.h diejenigen, die immer so süffisant behaupten, dass es die Lehrer so einfach haben und so viel ver*acken: Warum geht Ihr nichts ins Lehramt, zeigt allen, was der beste Unterricht der Welt ist, werdet Schulleiter (was auch fast keiner werden will) und geht dann Verheiratet und mit 2 Kindern irgendwann mit knapp 6000€ Netto nach Hause?!
Danke endlich ein reflektierter und sachlicher Beitrag zum Thema Lehrer.
Dieses "alle müssen intrinsisch sein" geht ja Mal so auf die Nerven. Es gibt auch einfach Leute, die Arbeit gut machen wollen, weil wieso eigentlich nicht?!
Ist für mich eine absolute Modeerscheinung. Für alles muss man immer geboren sein, mit 2 hat man dir schon gesagt, dass du xy bist.
Das Leute das immer glauben oder sogar von sich selbst behaupten. Vor allem woher weiß man das eigentlich? Vielleicht gibt es ja noch etwas anderes wo man nicht besser rein passt. Vor allem wenn man nie was anderes probiert hat.
Es ist jawohl auch irgendwo klar, dass man als Lehrer intrinsischer unterwegs ist als wenn man Vertriebler, Consultant, im Marketing oder Personal ist.
Im Vertrieb und Consulting ist es oftmals Schmerzensgeld.
Im Marketing ist es oftmals nicht die Brand Adidas
Im Personal musst du dich in vielen Bereichen um den Mist anderer kümmern. Ist natürlich geil, natürlich. Mit 2 war mir schon bewusst, dass es geil ist den 45 jährigen Familienvater zu kündigen.
Sorry aber i'm the perfect fit ist genauso haarsträubend wie dauerhaftes! selbst optimieren.
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