WiWi Gast schrieb am 02.02.2024:
Zum Mangel an sich gehört es leider auch, dass dieser vermehrt in sogenannten Blue Collar Jobs aufkommt.
Wenn man es nüchtern betrachtet eine Konsequenz jahrelangen Lohndrückens und steigenden Anforderungsprofil. Auch heute verdient ein Angestellter Handwerker/Meister in einem klassischen KMU Betrieb, „wenig“.
Das ist halt exakt der Punkt. Unternehmen bezahlen beschissen und wundern sich dann, dass für das Gehalt niemand mehr kommt oder besondere Leistung bringt.
Arbeitsbedingungen sind noch nicht mal ein großes Thema. Es gibt genug Jobs die richtig beschissene Arbeitsbedingungen haben und trotzdem genug Top Kräfte finden (siehe UB, IB, GK etc). Aber die haben zumindest verstanden, dass die dafür auch dicke Gehälter und Aufstiegsperspektiven bieten müssen.
Beim Thema "Fachkräftemangel" zeichnet sich das Tarifsystem leider sehr negativ aus. Weil unsere deutschen Tarifsysteme z.B. sagen, mit Ausbildung/Meister darf man nur bis Stufe X verdienen. Unternehmen verstecken sich dann gerne dahinter, warum sie niemanden finden.
Guckt man z.B. mal über den großen Teich in die USA, dann sieht man dort zwar auch einen Mangel an Blue Collar Workern, aber dieser Mangel reguliert sich dort viel schneller als bei uns, weil Vertragsfreiheit herrscht und dieser Mangel zu massiv steigender Verhandlungsmacht seitens der Arbeitnehmer führt.
Es gibt dort inzwischen genug Blue Collar Worker, welche den 0815 College Gard sowas von easy in die Tasche stecken vom Gehalt (Top Unis und STEM mal außen vor). In Deutschland wird das noch Jahre (vielleicht Jahrzehnte) dauern, bis Tarifsysteme und Besoldungstabellen sich auf den Umschwung am Arbeitsmarkt eingestellt haben.
Und solange werden wir alle noch viel leiden, weil es an vielen kritischen Stellen im System an notwendigem Personal fehlt (Gesundheit, Versorgung, Infrastruktur, Mobilität etc.).
Das Einzige, woran wir nüchtern betrachtet keinen Mangel haben, sind Hochschulabsolventen. Wer sich die Zukunft ansehen will, muss nur nach China gucken. Da sitzen Hochschulabsolventen am Band bei Foxconn und Co. weil das Land überakademisiert ist.
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