WiWi Gast schrieb am 02.09.2020:
Die Statistiken zeigen auf, wo die besten und schlechtesten Ergebnisse erzielt worden sind. Aber deine Schlussfolgerung zeugt - mit Verlaub - von großem Unwissen und ist schlicht unlogisch.
Ein Gedankenspiel: es könnte ja auch durchaus sein, dass das Land Bayern das schwierigste Abitur hat. Jedoch ist das Bildungssystem hier so gut und so gut vorbereitend, dass die Schüler trotzkessen gute Durchschnittsnoten erzielen, eben indem sie gut auf die schwierigen Prüfungen vorbereitet worden sind.
In Rheinland-Pfalz könnte es hingegen sein, dass die Prüfungen recht einfach sind, die Schüler aber schlecht vorbereitet sind und trotz einfacher Prüfungen schlechte Ergebnisse erzielen. Soweit logisch?
An der Stelle merkt man auch, dass es hier weiterer Untersuchungen bedarf. Jedoch wird klar, dass die Schlussfolgerung, die hier getätigt wurde, schlichtweg unlogisch ist.
Hallo, als Abiturientin möchte ich dir soeben nochmal ein Bild geben. Mein Abiturjahrgang besteht aus gerade mal 37 Schülern/Schülerinnen, wobei bisher 2 Personen kurz vor den Abiturprüfungen durchgefallen sind und innerhalb der gesamten Schullaufbahn aus meinem Jahrgang ca. 20 Schüler/Schülerinnen wiederholen mussten oder die Schule wechseln mussten.(Ursprünglich waren wir ca. 65 Schüler, auch mit Abzug der Schüler die lediglich umgezogen sind und deshalb eine Schule gewechselt haben, haben wir ca. 20 Schüler deshalb verloren, weil sie zu schlecht waren).
Ich möchte behaupten, dass eine Durchschnittsnote kaum etwas über den Schwierigkeitsgrad eines Abiturs aussagen kann, da womöglich an manchen Schulen bereits zu Beginn stark aussortiert wird, sodass letztendlich nur noch diese Schüler da sind, die wahrscheinlich auch das Abitur bestehen. Die Lehrer haben schließlich auch keine Lust auf unfreiwillige Nachprüfungen und es bringt nichts Schüler zuzulassen, bei denen man weiß, sie schaffen es nicht oder werden einen sehr schlechten Schnitt haben.(heutzutage ist der Schnitt schon wichtiger)
Wird früh ausgesiebt, so kann es auch gut sein, dass die Durchschnittsnoten des Abiturs insgesamt besser sind. Schließlich sind "die Schlechten" dann weg und werden nicht reingewertet.
Die meisten meines Jahrgangs haben voraussichtlich einen 2,xx Schnitt, bzw. werden einen Schnitt zw. 2,0 und 3,5 erreichen...(inklusive mir. Ich dachte ich würde 1,9 schaffen, bin jedoch in den zentralen Abiturprüfungen vermutlich leider massiv abgerutscht und werde 2,2 erreichen), motivierte Personen einen Schnitt zwischen 1,6 und 1,9. Sehr wenige begabte Schüler haben voraussichtlich einen Schnitt zwischen 1,1 und 1,5.
Obwohl die allermeisten "nur" einen 2er Schnitt haben, nicht wenige sogar einen 3er Schnitt, heben bereits sehr wenige 1er den gesamten Schnitt schon erheblich an.
Beachtet man zusätzlich, dass die meisten schlechten Schüler erst gar nicht zugelassen wurden, hebt dies die Durchschnittsnote erneut massiv.
Zudem gibt es unzählige Beispiel meines Jahrgangs, die berichten, dass der Schulwechsel von einem anderem Bundesland auf meine Schule ihnen plötzlich schlechtere Noten gebracht hat. (Z.b. von 1 auf 3). Nicht wenige wechseln auch deshalb die Schule in das naheliegende andere Bundesland, da dort die Noten oft ein wenig besser aussehen.
Aus den Ergebnissen meiner persönlichen Erfahrungen resultiert folglich, dass eine bundesweite Durchschnittsnote kaum etwas über einen Schwierigkeitsgrad aussagen kann, insbesonders wenn man beachtet, dass womöglich in manchen Bundesländern stärker ausgesiebt wird - bereits vor den großen Prüfungen.
Zudem haben wir nicht die Wahl, Fächer wie Mathematik einfach wegzulassen (sonst wäre meine Note wahrscheinlich viel besser. Aber ich finde auch, ein Abitur ohne Mathe wäre völlig wertlos).
Unsere Noten zählen bereits die zwei Jahre vor dem Abitur für die Endnote, Prüfungen sind bereits vor dem Abitur teilweise sehr lang und abiturähnlich (damit man sich auf das Abitur einstellt) und zwar werden wir hingegen der Schweiz nicht in allen Fächern am Ende durch große Abiturprüfungen geprüft, dafür bereits die Jahre zuvor.
Es ist schwer eine Aussage darüber zu machen, ob Bayern wirklich schwer ist oder eher leicht (ich komme aus Bayern), jedoch kann man absolut keine Aussage über Durchschnittsnoten in Deutschland machen und es ist völliger Unsinn Bayern basierend darauf als wertloses, leichtes Abitur hinzustellen, obwohl zumindest in meinem Fall sehr viel aussortiert wurde.
Meine Erfahrungen zeigen jedenfalls, dass Bayerns Abitur sehr wohl Niveau besitzt und das sollte auch so bleiben. Denn sinkt das deutsche Abitur weiter an Niveau, so wird es bald eventuell nicht mehr anerkannt werden und das Abitur wird wertlos. Schuld daran ist u.a. auch, dass viele Deutsche denken, man bräuchte unbedingt ein Abitur, da man mit einer Lehre in Deutschland sehr schlecht verdient. Im deutschen Schulsystem und auf dem Arbeitsmarkt muss sich also definitiv etwas ändern und auch ich (fast fertige Abiturientin) bin für ein deutschlandweites Zentralabitur, welches aber auf eher hohem Niveau, zumindest auf gleichem Niveau mit dem Schweizer Matura stattfinden sollte, damit das Abitur wieder an Wert gewinnt und vielleicht sogar das Problem des umstrittenen NCs umgangen werden könnte. Das aber nur nebenbei gesagt. Ich denke jedenfalls nicht, dass Bayerns G8 Abitur geschenkt ist, sondern bin der Meinung, es ist immernoch auch gehobenem Niveau.
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