Informatiker-Schwemme?
Durch Zufall bin ich heute auf eine Zahl gestoßen, welche mich doch etwas verwundert hat. Es geht um die Anzahl der Informatik-Studierenden. Klar, BWL ist immer noch Massenfach Nr. 1, aber wenn ich alleine mal in meinem Unternehmen an meinem Standort schaue, sind dort ca. 30-40 studierte BWLer und ein Informatiker (auch noch Quereinsteiger).
Die reine Informatik ist mittlerweile das zweitbeliebteste Studienfach. Informatik und Wirtschaftsinformatik zusammen sind mittlerweile bei ca. 210k Studienanfängern, BWL bei 238k.
Aktuell sieht der Arbeitsmarkt sehr gut aus, völlig klar. Aber die Zahlen haben mich doch etwas verwundert, weil eigentlich jedem klar sein sollte, dass wir weit, weit mehr BWLer als Informatiker brauchen (ein Unternehmen hat nun mal Einkauf, Verkauf, Marketing, Finanzen, Controlling, HR, Logistik & Supply Chain Management, Business Development etc. und dann eben eine IT-Abteilung, wo bei uns ein einzelner Sys-Admin hockt).
Ja, es gibt auch die IT-Firmen, welche hauptsächlich ITler anstellen. Es gibt aber auch Steuerberatungen, Wirtschaftsprüfer, Unternehmensberater, etc. welche hauptsächlich BWLer anstellen.
Vor allem studieren fast 3x mehr Leute Informatik im Vergleich zu Maschinenbau. Software & Digitalisierung schön und gut, aber es kann mir keiner erzählen, dass wir 3x so viele Informatiker wie Maschinenbauer brauchen. Der Informatiker kann das Maschinenbau-Unternehmen digitalisieren, aber am Ende wäre es immer noch gut, wenn ein physisches Produkt herauskommt (und Deutschland ist nun mal nicht die Zentrale der FAANG-Firmen, welche hauptsächlich nicht-physische Produkte anbieten).
Bill Gates hatte mal gesagt, jeder soll programmieren können, aber nicht jeder sollte Programmierer werden. Der aktuelle Trend erscheint mir da etwas wie eine Fehlentwicklung. Ganz klar, aktuell ist Informatik top, aber knapp hinter BWL die zweitmeisten Studienanfänger und weit vor etwa Maschinenbau. Ob es da nicht 2030 oder später zum Schweinezyklus kommt?
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