Mal eine grundsätzliche Analyse, samt Beispiel, wenn es gestattet ist.
ich stand nach dem VWL Diplom vor der Überlegung zu promovieren, also ich hätte gerne. Andererseits lockte der Job?also das Geld : )
Problem: An meiner Uni in VWL quasi nur noch via PhD möglich. Also de facto wird man von den Profs auf das strukturierte Programm verwiesen, auch wenn auf dem Papier die normale Promotion noch möglich ist.
Dann muss man sich denke ich die Frage stellen was man will.
PhD ist wie gesagt durch ein bis zwei Jahre intensives (!) Studium (Vorlesungen, Zwischenklausuren, Klausuren, Hausarbeiten, blablabla) eingeleitet, bevor man überhaupt selbst in Sachen Forschung was macht. Wenn man dann etwas macht ist es manchmal, aber nicht immer und nicht zwingend, mit anderen zusammen und es gibt irgendein Punktesystem für die Papers (halber Punkt für gemeinsame Arbeit, A Journal oder nicht, veröffentlichungsFÄHIG oder veröffentlicht etc pp...da wird viel gedreht).
Wenn man in die Forschung will, ist das, ein PhD Programm sicherlich genau das Richtige, denn man bekommt ein sehr breites und tiefes Wissen vermittelt.
Für mich war es nichts. PhD kommt aus Ami-Land (klingt wertend, ist es aber erst mal nicht) und dort kann man (wie hier auch teilweise) schon als Bachelor einsteigen. Daher die intensiven Studien im Rahmen von Vorlesungen und Übungen am Anfang. Es ist im Zuge von Bologna eben mal wieder was aufgesetzt worden, dass aus einer Tradition kommt die unserer nicht entspricht und die mir noch nicht aufgebaut haben. Man muss die Schmalspurakademiker erst mal auf Temperatur bringen. Wenn die größte "wissenschaftliche" Arbeit, ne sechs- bis achtwöchige Bachelorarbeit war, ist man von großen Projekten doch eher weit entfernt. Jedenfalls waren die Bachelorarbeiten die ich Korrektur gelesen habe, eher bessere Hausarbeiten, aber von ner 6monats-Arbeit weit entfernt (verständlicher Weise, dafür können die Studis ja nichts).
Das ändert nichts daran, dass es auch für die, die Master oder Diplom haben, durch diese Vorlesungsmühle am Anfang müssen. Und nur weil ich vor 2,3 Jahren irgendwann mal eine Spezialisierungsveranstaltung Advanced Macro V oder so gehört habe, bin ich die Arbeit mit Lernerei, Klausuren und ProblemSets in einem PhD Kurs auch nicht los. Mal ganz davon zu schweigen, sind wir ehrlich, dass man zwar ein Grundverständnis behalten hat, ich mich aber nicht fröhlich in eine Klausur setzen könnte und aus dem Stand irgendwelche Gleichungssysteme auf Zeit herunterschreiben könnte ohne mich vorbereitet zu haben.
Meine Einstellung war nach dem Studium - mag arrogant sein - "Verdammt ich HABE studiert und sollte qua Studium zur Forschung befähigt sein. Das ist schließlich die Aufgabe eines Studiums (und eben nicht nur die Berufsvorbereitung) Und genau das möchte ich jetzt. Unmittelbar."
Ich meine, wenn man die Allgemeine Hochschulreife erlangt hat, sollte man erwarten können, dass man lesen und schreiben kann und das auch einigermaßen auf Englisch und in Mathematik sollte man auch einsteigen können. Jetzt, im Rahmen von G12 und wenig Mathevorbildung, geht man (analog Bachelor auf PhD) auch dazu über an Unis Mathevorkurse und sonstwas anzubieten um die, die eigentlich qua Hochschulreife schon befähigt sein sollten das Studium aufzunehmen, auf das eigentliche Niveau zu heben. Da läuft in Deutschland gerade einiges falsch, wenn ihr mich fragt...aber ich komme vom Thema ab.
Hat man schon ein Interessengebiet, sei es weil man sich in sein Diplomarbeitsthema verliebt hat :-) (was bei mir der Fall war) und möchte sich zwei, drei oder auch vier (je nach Nebenaufwand für die Finanzierung) Jahre seines Lebens mit diesem Themengebiet befassen und forschen, gar eine Monographie darüber schreiben (sehr selten noch möglich, leider wie ich finde), danach aber in die Wirtschaft gehen, dann ist man meiner Meinung nach in vielen (nicht allen) PhD Programmen falsch. So wie ich das gesehen habe gibt es wenige Programme die ihrer Struktur nach so gebaut sind, dass man sich Veranstaltungen aussuchen kann, die einem selbst für die Forschung helfen. Also wenn ich eben keine Zeitreihenanalyse brauche für meine Arbeit - Scheiß drauf dann will ich davon auch nix mehr hören. Wenn ich dafür Institutionen Ökonomik, was Ordnungspolitisches und vielleicht juristischen Input als Werkzeug brauche, dann sollte das Angebot breit genug und das Programm flexibel genug sein, dass ich mir meine Kreditpunkte aus den aus meiner Sicht sinnvollen Bereichen wählen kann.
Für mich hätte das schon erwähnte EUI ganz gut gepasst. Nicht zuletzt weil dort auch ein Prof. lehrt, der mein Thema als Spezialgebiet hat.
Kam allerdings nicht wirklich in Frage, dafür waren meine Noten zu schlecht.
Ein weiteres Problem ist natürlich die Finanzierung. Dazu ist eigentlich alles gesagt. Klassisch am Lehrstuhl angestellt sein bringt gute 1000 Euro, je nach Prof wird man aber ziemlich ausgenutzt. :-)
Stipendien sind natürlich der Königsweg, aber an die kommt man auch nicht einfach. Man könnte natürlich erst mal arbeiten gehen, sich Geld zurücklegen und promovieren. (War jetzt Teil meines Wegs, aber das ist eine andere Geschichte.)
Zum Thema Stipendium, das ist natürlich vor allem dann interessant wenn sie nicht von der Uni vergeben werden und an das PhD Programm gebunden sind, sondern von einer anderen Institution (DFG und Co) vergeben werden, was es ermöglicht sein Dissertationsprojekt selbst in Absprache mit Doktorvater durchzuziehen. Dass die DFG in Graduiertenkollegs auch die eine oder andere Nebenleistung fordert (Seminar organisieren, Zwischenberichte, Workshops, Konferenzen besuchen und mal ein Poster präsentieren...) ist klar. Aber da ist ja auch nichts dran auszusetzen, sondern im Gegenteil - weil bezogen auf die eigene Arbeit - eher hilfreich. Sanfter Druck in die richtige Richtung (!) sozusagen. Das ist jedenfalls meine Erfahrung.
Problem an diesen Stipendien ist wiederum, dass man natürlich nicht zur DFG gehen und sagen kann "ich will da und darüber promovieren, bitte gebt mir Geld", sondern dass Professoren ein Graduiertenkolleg ZU EINEM THEMA beantragen, besser gesagt die Förderung dafür und wenn sie Glück haben bekommen sie das bewilligt und schreiben dann Themen aus, die sich um dieses Kernthema gruppieren. Sprich, wenn man diesen Weg gehen wollte, kann man es meistens vergessen in SEINEM Thema zu promovieren. Dann stellt dich die Frage wie breit man interessiert ist. Darfs auch interdisziplinär sein?
Damit wäre ich bei der letzten Sichtweise/ Motivation - die auch bei mir letztendlich eine Rolle gespielt hat. Ich war grundsätzlich motiviert mal an einem großen Projekt zu arbeiten. Lange und intensiv, mit allen Höhen und Tiefen und in Eigenregie. Andere gründen ein Unternehmen, ich hatte ein solches Projekt in einer Diss gesehen. Der Vergleich mag ob der unterschiedlichen Risiken hinken, aber organisatorisch und bezüglich der notwendigen intrinsischen Motivation ist er sicherlich nicht so falsch.
Ich konnte mich schließlich für ein solches Thema, das im Rahmen eines Kollegs ausgeschrieben war begeistern, habe mich eingelesen und beworben. Fertig ist die Laube. nach einem Jahr bereue ich es nicht.
Fazit:
Es führen viele Wege zur Weltstadt. Man muss nur erst wissen ob es Rom oder New York sein soll.
Sprich: Später Forschung oder eher nicht? Liegt die Motivation eher darin ein großes Projekt zu einem Thema zu haben oder kann man sich für ein zweites Studium motivieren. Diese Motivationsfrage ganz ehrlich zu beantworten, ist denke ich Grundstein für ein solches jahrelanges Projekt.
Finanzierung? Tja... keine Lust mehr :)
Na ja und letzten Endes ist es wie überall: Glück gehört auch dazu. Die Kosten/Nutzenrechnung sollte man denke ich nicht aufmachen. Ich bezweifle dass sich eine Promotion in VWL opportunitätskostenmäßig rechnet. Darüber kann man streiten, aber unbestreitbar ist, dass das nicht die Motivation sein sollte. Das ist kein Idealismus, sondern ich bezweifle einfach dass das nachhaltig ist. Kommt drauf an wie geldgeil man ist :)
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