WiWi Gast schrieb am 11.03.2021:
Wie viele hier den Punkt einfach nicht raffen. Ich denke niemand widerspricht, dass ein Kandidat mit sehr vielen Praktika tendenziell attraktiver für den Arbeitgeber ist als ein Kandidat mit ähnlicher Ausbildung aber weniger Praktika.
Was hier in diesem Post bekritelt wird ist das "Race to the bottom" was man sich in Deutschland selbst auferlegt hat und welches einen zwingt für einen Top Berufseinstieg bis Ende Master um die 4-5 Praktika absolviert zu haben. Die Angebotsseite (also wir als Berufseinsteiger) haben uns das über die Zeit einfach selber eingebrockt. Das ganze ist natürlich auch ein strukturelles Problem da immer mehr Leute ein Universitätsstudium beginnen und der Signaling Effekt allein dadurch nicht mehr so groß ist.
In anderen Ländern (vor allem im angloamerikanischen Raum) wird dieses Signaling vorwiegend durch die Universität getätigt. Das ist auch der Grund warum jemand mit Oxbridge Bachelor nach dem 3. Semester ein Top BB Praktikum in der City absolviert und nach dem Bachelor FT einsteigt während der Deutsche Michel im Bachelor erstmal zu B4 Audit, TAS und einer MM muss um dann nach einem Gap Year in einem Top Target Master das selbe Praktikum zu bekommen, dass der Oxbridge Typ nach dem 3. Semester erhalten hat.
Kann man beurteilen wie man will, tendenziell ermöglicht das deutsche System auch für nicht super smarte/priveligierte die ihren Bachlor nicht an einer absoluten Top Universität beginnen den Weg nach oben in eine FO IBD/MBB Position. In den USA und UK ist das so gut wie unmöglich wenn du an irgendeiner 0815 Universität beginnst.
Dennoch halte ich dieses Intern System schon für sehr kritisch wenn man mal schaut wie viele Praktis RTH z.B. im Jahr einstellt und dort 70-80 h + schrubben lässt. Ist dann halt wirklich eine günstige Arbeitskraftbeschaffung - wo sonst würdest du bitte Leute finden die sich für einen niedrigen Stundenlohn 80h "knechten" lassen?
Also ich habe den Punkt sehr wohl verstanden, verstehe allerdings nicht so ganz das Problem. Seid ihr der Meinung dass alle Studenten, vorrangig die Wiwis, einfach in Zukunft nur noch ein Praktikum machen sollten? Man lernt doch bereits in Makro 1 dass das nie funktioniert :D Es bricht immer einer aus der Vereinbarung aus und macht 2 Praktika usw.
Abgesehen davon gilt doch diese ganze man braucht mindestens 5 Praktika Geschichte nur für die absoluten Top Stellen (MBB, IB, Dax Trainee etc.) Aber hier konkurriert man ja auch mit den besten Absolventen ganz Deutschlands, ist doch logisch dass es hierfür ein bisschen mehr braucht als nur top Noten und 1 Pflichtpraktikum? Wie gesagt, wenn es heutzutage normal wäre nur 1 Praktikum zu machen, würde irgendwann jemand 2 machen, dann 3 usw. Man versucht ja immer das eigene Profil zu verbessern und damit die Chancen zu erhöhen. Wenn man schon top Noten hat sind Praktika der logische Schritt. Abgesehen davon dass viele es auch einfach aus Interesse machen.
Letztlich verstehe ich hier jeden Punkt und verstehe auch das einige Leute das ganze kritisch sehen. Im Endeffekt aber verstehe ich das Problem nicht. Niemand zwingt euch >5 Praktika zu machen. Wenn ihr aber in die beliebtesten Absolventenpositionen wollt, ist das nun mal Grundvoraussetzung.
Gleiches gilt doch für ein Medizinstudium, da weiß ich in der Oberstufe auch schon dass ich 1,2 oder eher 1,0 im Abi brauche um reinzukommen. Da beschwert sich doch auch niemand dass das blöd und eigentlich bescheuert ist? Es ist nun mal die Grundvoraussetzung und die ist hinlänglich bekannt, insofern kann jeder, der Medizin studieren will, darauf hinarbeiten.
Gleiches gilt für Studenten die im IB/MBB anfangen wollen: Gute Noten von Anfang an und nebenbei relevante Praktika absolvieren. Wer darauf kein bock hat und in den Semesterferien lieber vereisen will darf sich dann aber auch nicht beschweren, dass er keinen Platz bekommt. Gleiches gilt fürs Medizinstudium, wenn ich fürs Abi kaum lerne und lieber Party mache und mit Freunden chille und am Ende eben "nur" 1,8 rauskommt.
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