Online-Bewerbung / Pro und Contra
Die Mappenbewerbung liegt zwar noch vor der Online-Bewerbung (teilweise mit 80%), aber es gibt Branchen, da hat die Online-Bewerbung die herkömmliche Bewerbung abgelöst.
Der klassische Recruiting-Prozeß Zeitungsinserat -> Bewerbungsmappe wird immer mehr durch Internetinserat -> Online-Bewerbung verdrängt.
Nachdem ich in anderen Threads gelesen habe, dass Firmen bestimmte Stellen immer wieder ausschreiben (weil es sie eben nichts kostet), diese aber nicht besetzen, würde ich gerne mal wissen, wie ihr zum Online-Bewerbungsprozess generell steht?
Mein Standpunkt: Recruiting und Bewerbung sollte sowohl für die Firma als auch den Bewerber als Investition betrachtet werden.
Eine Investition stellt dabei Kosten dar, die sich nach gewisser Zeit wieder amortisieren bzw. sogar darüber hinaus Gewinn bringen.
Die Kosten für alle Bewerbungen machen sich für den Bewerber mit dem Stellenantritt locker wieder bezahlt. Das Unternehmen gewinnt nach erfolgreichem Recruiting einen guten Mitarbeiter.
Bei qualifizierten Stellen ist es so, dass die Firma sicher noch pro ausgeschriebener Stelle durchschnittlich 100 Bewerbungen bekommt.
Bei Konzernen sind es je nach Ausschreibung sogar 300 oder mehr.
Selbst wenn dadurch Porto und Papier anfällt, sind das für einen Konzern "Peanuts". Das ist keine nennenswerte Einsparung, was ein Konzern beim Recruiting einspart, wenn er auf elektronische Erfassung umstellt. Es handelt sich ja um qualifizierte Stellen. Simple Bürotätigkeiten und Reinigungsjobs werden sowieso meist über Zeitarbeitsfirmen, Subunternehmen, etc. vergeben.
Eine Online-Bewerbung spart zwar teure Mappen und Porto, aber die Gefahr besteht, dass ein Computer im Vorfeld ausselektiert, ohne dass ein Personaler die Bewerbung überhaupt zu Gesicht bekommen hat.
Bei einer Online-Bewerbung besteht zudem das Problem, dass die Daten nicht sicher sind. PWC wurden vor noch nicht allzu langer gleich mal 56.000 Bewerberdaten gestohlen, wo man anhand der Daten aus den Lebensläufe alles hat, was man braucht: Persönliche Daten, Interessen, Telefonnummern, usw. Und wenn es PWC passiert bzw. einem Subunternehmen, dann sind andere längst nicht davor gefeit.
Bis man 56.000 Papierbewerbungen zusammenkopiert hat, würden die Datenabgreifer heute noch am Kopiergerät stehen. Es ist also auch eine gewisse Form an Datenschutz.
Hinzu kommt, dass eine Online-Bewerbung gar nicht richtig durchgelesen wird, sondern oft mit Suchmechanismen auf Schlüsselwörter durchsucht wird und wenn die nicht übereinstimmen, landet man gleich im virtuellen Papierkorb.
Und Online-Bewerbungen werden oft nicht mit dem nötigen Ernst behandelt, oft bleiben sie unbeantwortet und wenn man dann nach 3-4 Wochen nachfragt, was eigentlich mit der Bewerbung sei, dann wird gelegentlich reagiert mit: Haben wir nicht bekommen.
Ich sehe die Online-Bewerbung äußerst kritisch, weil die Vereinfachung dazu dient, daß beide Seiten sich nicht mit dem nötigen Ernst behandeln - Bewerber versenden phlegmatische Massenmails, Unternehmen sammeln kostengünstig Datenmassen.
Gerade in Bezug auf das Thema Datenschutz sind Online-Bewerbungen mit Vorsicht zu genießen.
So, jetzt habe ich mal einen ersten kritischen Standpunkt dargelegt. Wie seht Ihr das?
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