Vielleicht sei von einem etwas älteren Praktiker noch angemerkt, dass diese Mikrodiskussionen nur aus der Sicht der Studenten wirklich wichtig sind.
Die guten Leute machen alle ihren Weg. Wenn man vor der hier zu diskutierenden Entscheidung steht, heisst das, dass man sowieso erst einmal von Leistung und Können her recht weit oben steht.
Einer fragte hier nach EZB & Co. Mario Draghi hat einen PhD, aber nicht von Harvard sondern "nur" dem MIT. Verdient: 386,000 euros. Also soviel, wie ein 2nd year analyst einer BB, mag man dem Wiwi Treff Glauben schenken. Draghi also "underperformer"?
Unser Bundesbank-Präsi: "1987 erlangte Weidmann sein Abitur am Gymnasium in der Taus in Backnang, Baden-Württemberg. Danach studierte er Volkswirtschaftslehre an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Dabei absolvierte er Praktika im deutschen Wirtschaftsministerium, in der Banque de France und in der Zentralbank von Ruanda.
Seine Promotion begann er 1993 bei dem Mannheimer Ökonomen Roland Vaubel, unterbrach sie dort nach einem Jahr und setzte sie an der Universität Bonn bei dem Geldtheoretiker Manfred J. M. Neumann fort, wo er sie 1997 mit dem Dr. rer. pol. abschloss. Zweitgutachter war der ehemalige Bundesbankpräsident Axel A. Weber, damals Professor in Bonn." Bonn, Schmonn. Highperformer studieren in Frankfurt, damit sie dann abends ins Gibson gehen können, oder?
Andersrum: schaut man sich die DAX-Vorstände an, so scheint eine Harvardpromotion mit volkswirtschaftlicher Vorgeschichte nicht unbedingt der "erste" Weg zu sein.
Und: Consulting.
Deutschlandchef McKinsey: "Nach einer Lehre zum Industriekaufmann bei Siemens studierte Baur Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität München und promovierte dort mit einer Arbeit über strategische Entscheidungen in der Automobilindustrie." LEHRE!!!
McKinsey CEO: "He graduated from the University of British Columbia with a BA Honors in economics and studied as a Rhodes Scholar at Brasenose College, Oxford University." KEIN Doktor??
Der Roland Berger CEO: "In 1991, Charles-Edouard Bouée achieved his master's degrees in engineering from École Centrale Paris (ECP) and the University of Paris (Université Paris Sud XI). In 1995, he also achieved his MBA at Harvard Business School." Ja, Roland Berger ist nur Tier 732, schon klar.
Ich habe keine Lust zu googeln aber ich vermute, dass es kein Spitzenfunktionär (Wirtschaft, Politik, Forschung) nach ganz oben gebracht hat, der nicht entweder bei dem jeweiligen nationalen Elitesinstitut (also HEC/INSEAD als Franzos, Bocconi als Italo, Oxford als Tommy) und/oder eben Harvard (weil jeder kennt) unterwegs war.
Als Deutscher mit einem grande-ecole-Diplom macht man in D keinen Eindruck - Globalisierung hin oder her.
Und: wie relevant ist den das Alumninetzwerk der SSE für einen Deutschen in Deutschland? Nun klar, im Wiwitreff sind nur globalisierte Weltbürger unterwegs. Aber meint ihr, ein Engländer schlägt Oxford aus, um nach Bocconi zu gehen?
Es fehlt einfach in D an einer Elitenkultur, die die entsprechenden Einrichtungen schafft. LMU und Bonn sähe ich für VWL immer noch als recht ernstzunehmend an.
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