WiWi Gast schrieb am 06.12.2019:
Ein Bachelor ist gar kein Titel...
Außerdem sehe ich dein Problem nicht. Vor einigen Jahren mussten die meisten noch eine Ausbildung absolvieren. Im Vergleich zum heutigen Bachelor bedeutete das deutlich mehr Arbeit bei geringfügig höheren Gehalt und (wie du richtig erkannt hast) ähnlichen Job-Perspektiven.
Gar kein schlechter Deal also mit dem Bachelor, vor allem da man in 1-2 Jahren einen durchaus gut bezahlbaren Master anhängen kann, der einem selbstverständlich weitere Karrierewege ermöglicht. Einfach mal weniger jammern, sondern mehr leisten.
Findest du den Deal wirklich gut? In der Ausbildung wurdest du bezahlt und hattest oft deine Arbeitsstelle sicher. Mal ein Rechenbeispiel eines 0815-Durchschnittbachelors und eben nicht der Wiwi-Treff-Elite:
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Bei 1000 Euro brutto hast du in der Ausbildung in drei Jahren ca. 41 k (gibt ja auch Sonderzahlungen) gemacht.
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Der größte Teil macht aber nur zwei Jahre. Er hat also mindestens 12k + 12k + 35k = 59k Vorsprung, bis ein Bachelor, der es in der Regelstudienzeit schafft, fertig ist. Regelstudienzeit ist aber eher selten.
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Das Studium hast du dir selbst finanziert und dabei mindestens 10 - 15k (masslos untertrieben, oder?) reingesteckt. Selbst, wenn man parallel arbeitet, hat man damit viel mehr gearbeitet, als in der Ausbildung. Also ist auch der "Party-Vorteil" weg und ein Plus macht man nicht, da man die eigenen Kosten decken muss. Bafög wird ja auch z.T. zurückgezahlt.
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Anschließend muss man noch eine Stelle suchen, was auch Zeit braucht und in der verdient der fertige Azubi schon fleißig und steigt vielleicht sogar auf oder bereitet den Weg dahin vor, in dem er sich sein Netzwerk veredelt oder entsprechende Vereinbarungen trifft.
- Da beide am Ende in deinem Beispiel die selben Stellen (wir gehen von 35k aus und davon, dass der Bachelor nicht in einem weniger bezahlten "Traineeprogramm" landet) bekommen geht der Azubi mindestenstes mit einem satten Vorsprung von 100k + einem Netzwerk und BE in das Rennen, die ihm beim internen Aufstieg extrem nutzen wird.
-> Ein guter Deal? Oder doch nur Selbsttäuschung? Wir reden wohlgemerkt vom 0815-Bachelor und nicht den Elite-Leuten hier. Im Grunde genommen lacht sich doch die Wirtschaft schlapp, dass die Neo-Azubis alles selbst bezahlen, oder?
Ohne der Vorposter gewesen zu sein verstehe ich den Bezug auf den bologner Bildungsreform nicht.
Das Diplom früher hat 5 Jahre gedauert, der Master dauert im Schnitt aktuell ebenfalls 5 Jahre. Wenn der Master ein super Abschluss ist, der dir "die Möglichkeit gibt anspruchsvolle Tätigkeiten" auszuführen, verlierst du keine Zeit im Vergleich zum früheren Diplom.
Zu deinen Ausführungen der Ausbildung. Insbesondere die Höhe der Ausbildungsvergütung kann stark variieren. Das kann (für den selben Lehrberuf wohlgemerkt) auch für Kaufmännische Ausbildungen. Realistisch sind eher 500-1000€. Nicht unterschätzen, sollte man den Werkstudenten Status und den deutlich höheren Stundenlohn. Die Vergünstigungen als Student (Mensa, Semesterticket usw.)
Das es pauschal Sonderzahlungen gibt halte ich auch für übertrieben. Insbesondere über 1 volles Gehalt hinaus.
Das der Großteil der Azubis nur 2 Jahre macht ist übrigens ein wiwi Treff Mythos. Die guten Azubis brauchen 2,5 Jahre, der Großteil eher 3.
Bei der Übernahme würde ich dir ein Stück weit recht geben. Wo ich widersprechen würde ist beim gleichen Einstiegsgehalt.
Das "Netzwerk" kann auch ein Problem sein (einmal Azubi immer Azubi)...
Grundsätzlich verstehe ich aber auch die Beschwerde nicht. Es gibt unzählige Möglichkeiten einen dualen Ausbildungsplatz zu bekommen. Die Möglichkeit ist doch nicht weg, im Gegenteil wir haben einen Lehrstellen Überhang!
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