Übertreibung von Fremdsprachenkenntnissen heute modern?
Hallo Forum,
Ich erlebe im beruflichen Alltag immer mehr, dass Kollegen, Geschäftspartner und auch Bewerber ihre Sprachkenntnisse massiv überschätzen. Mir sagte ein jüngerer Kollege einmal, dass heute fast jeder der 9 Punkte im Englischgrundkurs hatte, heute "verhandlungssicher" in den Lebenslauf schreibt. Dabei ist verhandlungssicher nach dem europäischen Referenzrahmen mit C1 bis C2 klar definiert und dort liegt ein durchschnittlicher Abiturient ohne längerem Auslandsaufenthalt definitiv nicht, sondern meilenweit darunter.
Noch krasser scheinen mir einige Fälle zu sein, wo Nicht-Muttersprachler angeben, eine Sprache "Muttersprachlich" zu können, z.B. auf XING steht bei einem Geschäftspartner aus Bayern bei Englisch "Muttersprache", dabei spricht er Englisch mit sehr starkem bayrischen Akzent. Zwar sehr gut, da er länger in GB gelebt hat, aber mit starkem Akzent und niemals auf muttersprachlichem Niveau. Wobei ich es auch verstehe, wenn jeder daher gelaufene Abiturient schon "verhandlungssicher" an gibt, muss ja jemand der es verhandlungssicher kann, noch eins drauf setzen um sich abzugrenzen.
Ein Kollege der "verhandlungssicheres Englisch" im CV stehen hat, beschwerte sich bei einer Schulung lautstark darüber, dass die Schulungsunterlagen in Englisch seien und er nur die Hälfte deswegen verstehen würde.
"Gut" oder "konversationssicher" heisst heute wohl auch nur noch, dass man irgendwie ein paar Phrasen hingestottert bekommt, wie Bestellung aufgeben oder die Begrüssung.