Alle Big Four sind wirtschaflich geführte Unternehmen. Es sind sogenannte professional Service Firms, die nach dem Vorbild von Unternehmen in den USA geführt werden. Alles andere zu behaupten wäre schwachsinn.
Wird Personal benötigt, stellt man es ein. Braucht man es nicht mehr, dann soll es bitte gehen. Dieses Verhalten ist dabei keine Ausnahme, sondern die Regel. Bsp.: PWC - auf der einen Seite werden Absolventen umworben (siehe unglaublich aufwendige Rekruitingevents-wieviel Geld geben die dafür eigentlich aus? ...), auf der anderen Seite trennt man sich wieder schnell von Ihnen (PWC Probezeitkündigungen). Langfristiges Personalmanagement sieht anders aus.
Als Personal stellt man einen Kostenfaktor, wie Miete Büro, Kosten Autoleasing oder die zu zahlenden Steuern dar. Jeder Punkt wird versucht zu optimieren. Die Büros müssen nicht unbedingt in bester Lage und im schicken Opernturm in Frankfurt sein. Es geht auch günstiger im 70/80er Jahre Bau am Stadtrand. Auch braucht nicht jeder gleich einen Dienstwagen, wenn er mal einen Auswärttermin hat, das eigene Auto mit einer km Pauschale tut es auch (Wer hier behauptet er verdient mit 0,30 oder 0,50 Euro je Kilometer etwas, sollte seine Rechnung nochmal ganz genau prüfen). Auch die steuerlichen Gestaltungsspielräume werden bestmöglichst ausgenutzt.
Genau so wird mit dem Personal verfahren. Es werden wettbewerbsfähige Gehälter bezahlt, um gutes Personal zu erhalten, aber nicht mehr. Die Sozialleistungen entsprechen dem gesetzlichen Minimum. Außer vielen Versprechungen erhalten die Mitarbeiter darüberhinaus nicht viel. Das Personal versucht man bestmöglichst auszulasten, was auch nicht einfach ist. Ist es nicht möglich das Personal dauerhaft auszulasten werden zwangläufig Reduktionen in dieser Position vorgenommen -> bedeutet Entlassungen. Hierfür gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Bitte bedenken - ihr seid nur ein Kostenfaktor wie ein Auto! Braucht man das Auto nicht mehr, dann gibt man es dem Leasinggeber zurück und finito. Niemand behält das Auto, nur weil es schick auf dem Parkplatz aussieht (dabei kann es sich um das beste Auto der Welt handeln, wenn man es nicht braucht wird es zurückgegeben). Und genau so ist es mit dem Personal - niemand behält es, weil es schick aussieht.
Braucht man ein Auto wieder, geht man zum Leasinggeber und holt sich ein neues. Und die Personalabteilung (= Einkaufsabteilung für Menschen - klingt hart, ist aber die Wahrheit) hat einen schicken Stand bei der Uni und wirbt für die tollen Einstiegsmöglichkeiten und verteilt nett bedrucktes Papier mit vielen Floskeln darauf ("Bei uns schauen Sie über den Tellerrand" oder "Die Vordenker"). Alle Sprüche sind austauschbar und ohne Inhalt, an der Realität gehen sie sowieso vorbei. Man muss Sie wie Werbebroschüren betrachten und darf in keinem Fall den Inhalt ernst nehmen. Schließlich schreibt auch jedes Hotel, dass es ruhige Zimmer hat, in denen man sich wie zuhause fühlen kann. Der Schock kommt dann, wenn man im Zimmer drin steht "Das habe ich mir irgendwie anders vorgestellt". Danach Bewerbungstamtam -> Neues Personal kommt in die Firma und arbeitet die Aufgaben ab.
Hinweis: Das Personal ist zum arbeiten dar und nicht um in teuren Seminaren oder sonst etwas Zeit zu verschwenden (Onlineschulung reichen auch oder learning on the job a la "Bei uns sind Sie von der ersten Minute an ein vollwertiges Teammitglied"). Am besten man kommt fertig ausgebildet in die Gesellschaft hinein, erledigt seinen Job und basta. Und stellt keine Fragen nach Aufstieg, Gehaltserhöhung oder teueren Seminaren. Es wird nur für den aktuellen Job ausgebildet und nicht für den Markt (wie hoch ist der Anteil der Absolventen bei den Big Four die wirklich den Steuerberater oder WP machen? ... ).
Die hohe Arbeitbelastung rührt eben auch daher, dass man an einer hohen Auslastung des Personals interessiert ist. Häufig ist der Umsatz gegeben. Für eine Prüfung wird eben nur ein bestimmter Betrag bezahlt - mehr gibt es nicht, egal wie lange das ganz dauert (Der Markt ist zudem in den letzten Jahren ziemlich unter Druck geraten). Hat man im letzten Jahr 5 Leute eingesetzt, dann versucht man es im folgenden Jahr mit 4 Kräften und einem Pratikanten. Klappt es ,wird das Mangament gelobt wegen seinem hohem Zielerreichungsgrad und seiner Durchsetzungsfähigkeit, schließlich Kostenersparnis im Bereich Personal. Klappt es nicht, wird dem Manger eine neue Tätigkeit nahe gelegt, da er seine Projekte nicht im Griff hat. Da er aber seine Projekte im Griff haben will, läßt er euch dann halt ordentlich arbeiten.
Im Übrigen, auch Partner unterstehen einem gewissen Druck, diese müssen nämlich genügend Aufträge heranschaffen. Gelingt dies nicht, muss die Partnerschaft auch nicht ewig währen. Denn an einer Querfinanzierung von einem zum anderen Bereich ist keiner der Partner interessiert. Denn alle wollen vor allem eines und wirklich nur eines: möglichst viel Geld aus der Firma rausholen!
Daher ist auch keiner der Gesellschafter an einem Kauf eines Firmengebäudes interessiert. Hohe Kapitalbindung bedeutet weniger Ausschüttung für eine lange Zeit.
Fazit: Die Big Four sind Wirtschaftsunternehmen, die nach US Manier geführt werden. Probezeitkündigungen stellen dort nicht die Ausnahme dar, sondern gehören ganz selbstverständlich zum Alltag dazu.
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