WiWi Gast schrieb am 18.10.2020:
Da ich Single bin, könnte ich beziehungstechnisch so weitermachen mit dem ständigen Umherziehen. Aber ich bin müde. Werde in 2 Jahren 40 und fühle mich heimatslos.
Same here, 37 Jahre, bin seit jetzt guten 9 Jahren unterwegs. Die erste Zeit jeweils echt kurze Trips und nun (gottseidank) seit 1,5 Jahren an einem festen Platz. Bei mir gehts aber auch um die ganze Welt, also Asien, Middle East, Afrika, USA und nun Südamerika.
Am Anfang ist das immer "cool", mir wars dann auch zu viel und ich habe mir das 3,5 Jahres-Engagement hier unten geschnappt. Gute Entscheidung.
Dadurch, dass ich in D zwar irgendwie noch Familie habe und mal auch irgendwie auf einer Couch pennen kann, bin ich nicht völlig entwurzelt, aber es ist halt auch nicht so, dass ich irgendwie nach D "nach Hause" kommen würde.
Ich mache es so, dass ich einige sehr gute Dinge habe, die ich eben immer mit dabei habe, also ein paar Kopfhörer, mein Rennrad, einen Satz sehr gute Abhörmonitore, ect. Es sind auch zwei Gemälde auf einer zusammenrollbaren Leinwand dabei.
Wenn du immer 2 Jahre irgendwo bist und nicht auf Flugzeuge zum Umziehen angewiesen bist, dann kannst du sicherlich auch mehr/größere Dinge wählen.
Nur nicht zu viele, von diesen Gegenständen soll ja beim Umzug nichts aussortiert werden.
Nun ja, und damit zieh ich um. Das sind meine "Konstanten". Der Rest (Bett, Schrank, Tisch) wird lokal gekauft, meist in sowas wie Kleinanzeigen oder halt im Ikea, oder oder.
Hier mein Tipp: Mach alles in der ersten Woche. Es bringt nichts, damit zu warten und dann nach 6 Monaten festzustellen, dass du die ganze Zeit auf dem Boden geschlafen hast und dann der Meinung bist, es lohnt sich eh nicht mehr.
Das "Heimatgefühl" dauert bei mir auch, bis es sich einstellt, sicherlich ein Jahr oder so. Dafür habe ich noch keine Lösung gefunden. Ich versuche mir viel von meinem neuen Zuhause anzuschauen, also schau dir die ganzen Städtchen und schönen Plätze aussenrum an, klapper die Cafes ab, versuche die Vorteile und die Schönheiten deiner neuen Heimat zu sehen. Werte dein altes Heim nicht zu lasten deines neuen Heims auf, also nicht jammern, dass früher alles besser war.
Leute kann man auch noch mit Ende 30, mit 40 und auch in den 50er und 60er kennen lernen, funktioniert halt immer etwas anders und braucht auch Zeit, die man sich nehmen muss. Ich bin nun absolut nicht extrovertiert, aber ich schaffe das auch.
Ich fahre viel Rennrad und da findet man überall (auf dem Planeten) sofort Gruppen und Anschluss, Motorrad ist ähnlich.
Von mir aus auch mit irgendwelchen Dating-Apps arbeiten, ich meine Tinder gibt es ja mittlerweile überall.
Mich stört das rumreisen auch oft, aber nciht alles ist schlecht daran. Je länger man unterwegs ist, desto mehr lobt man alles in der "alten Heimat" über den Klee und an dem neuen Ort wäre alles schlecht. Die Realität ist, es gibt überall Probleme.
Alternative wäre eben ein Jobwechsel. Das Problem ist halt, oft definieren sich so Leute wie wir über den Job, wir machen den gerne, das ist ein guter Job in dem wir gut sind und wir werden auch passabel dafür entlohnt. Der Schritt zu einem 0815-Job ist gefährlich (und ich habe den deswegen auch noch nicht gemacht) weil man weniger verdient, vielleicht Langeweile schiebt, die Identifikation über den Job ist weg, ect.
All das, worüber sich so ein MA eigentlich definiert (Familie, Haus, alte Freundschaften, Fussballclub seit Kindergarten, ...) gibt es bei uns nicht. Auf einmal sitzt man dann an einem Fleck, ist quasi "gefangen" und hat all das, was man glaubte zu vermissen, dann in Wirklichkeit gar nicht. Und das was einem vorher selbstverständlich war, dann auch nicht mehr.
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