Ich habe am Einzelfall argumentiert, um meinen Punkt ein wenig plastischer zu machen, aber ich versuche es mal allgemein: Wenn wir annehmen, dass aus den relevanten Studiengängen es 10% der Absolventen einmal in einen der in Rede stehenden Konzerne schaffen (es werden weniger sein) und wir auf der untersten Führungsebene in den relevanten Bereichen eine durchschnittliche Führungsspanne von 5:1 vorfinden (sie wird höher liegen), dann werden 2% der Absolventen irgendwann im Leben einmal diese Position erreichen. Tatsächlich wohl eher Größenordnung 1%. Die Chance, das unter 35 zu schaffen, ist da, wird statistisch aber zu vernachlässigen sein.
Dann gibt es noch die happy few, die in irgendeine Sonderfunktion rutschen und wie eine Führungskraft bezahlt werden, ohne Führungskraft zu sein, am besten noch unter 30. Das gibt es sicher. Es gibt ja alles. Aber ist das statistisch irgendwie signifikant? Ich glaube nicht. Und sicher gibt es das nicht so oft, wie es hier an vielen Stellen suggeriert wird.
Die genannten Beispiele liegen in der Gausskurve der Gehälterverteilung in ihren jeweiligen Fachbereichen allesamt schon ziemlich weit rechts. Auf die Gesamtbevölkerung bezogen zumal.
Nicht persönlich, sondern allgemein gemeint: Die Idee zu verbreiten, dass das locker zu erreichen und auf jeden Fall zu übertreffen sei, wenn mann nur "performt", halte ich für entweder bewusst unredlich, jedenalls aber für von einer gehörigen Portion Phantasie geprägt.
Und viele der Posts, die den bezeichneten Eindruck anhand eigener, oder empirischer Nahbereichserfahrung vermitteln oder nahelegen möchten, halte ich für schlicht nicht sehr glaubhaft.
Sorry.
P.S.: 140k zum Einstieg nach GK-Exit halte ich schon deswegen für schwierig, weil in den meisten Fällen das erste AT-Band nicht oder gerade eben so dort hinreicht. Wo willst du, wo soll dein Arbeitgeber dich dann hinentwickeln? Übernächstes Jahr den Chef ablösen?
WiWi Gast schrieb am 13.04.2022:
Dann befinden sich in deinem Umfeld wohl leider einige Leute, die sich mit ihrer Erfahrung schlecht verkaufen oder nicht unter die Kategorie „Performer“ fallen.
Als Gegenbeispiel ist meine Freundin direkt nach ihrem Exit aus der Beratung mit 120k (all-in) mit 30 Jahren im IGM Unternehmen AT geworden.
Mein Bruder ist nach Trainee bei BMW ebenfalls nach in Summe 6 Jahren letztes Jahr AT geworden.
Ich arbeite selbst als Jurist in einer GK. Wie man mit der genannten Erfahrung so schlecht verhandeln kann, ist mir ein absolutes Rätsel. Außer man ist beim letzten Job rausgeflogen.
WiWi Gast schrieb am 11.04.2022:
Ich, 41, RiOLG, verheirat, 1 Kind – ca. 6250 Netto-Überweisungsbetrag (StK III)
Sie, 34, RD'in, z.Zt. in Elternzeit, 1800 + 215 Kindergeld
Abzgl. ca. 700 PKV = 7550 Real-Netto aus Arbeits(ersatz)einkommen.
+ca. 450 netto Mieteinnahmen.
Ersparte Miete aus selbst genutztem, aber nicht selbst bezahltem Wohneigentum abzgl. Rückstellungen für Instandhaltung, GrundSt, Gebühren etc. ca. 1200.
Habe gerade die 2021 veröffentlichte Jahreseinkommenssteuerstatistik konsultiert und nach dem Bruttoäquivalent unserer Einkommen gehören wir damit zu den 2,6% einkommensreichsten Steuerpflichtigen. Nach dem bedarfsgewichteten Nettoeinkommen gemäß IW ebenso zu den 3% einkommensreichten Haushalten.
Ein wenig verblüfft lässt es mich zurück, dass in diesem durch doch eher junge Poster geprägten Forum, gefühlt jeder Zweite einkommensreicher als 98% der Bevölkerung zu sein angibt.
Vielleicht ein wenig off topic, dennoch möchte ich zur realistischen Orientierung für unbefangene, junge Mitleser noch ein paar Sätze zu den hier - völlig zu Recht - so vielgepriesenen Konzernen verlieren und 4 -selbstredend nicht repräsentative- Beispiele aus meinem engsten Freundeskreis zitieren:
1. Männlich, 42, Dipl-Ing., seit 15 Jahren bei Auto-OEM, zuvor Zulieferer, Projektleiter, hohes Reiseaufkommen, ohne diziplinarische Personalverantwortung, ist EG15 + ÜTZ und damit schon am Ende der Fahnenstange angelangt. Ohne Gewinnbeteiligung kommt er bei 40h/Woche auf gerade 100k brutto, mit Gewinnbeteiligung vielleicht ein wenig mehr. In seinem Bereich gibt es ohne Personalführung (in seinem Bereich für 8-10 Ingenieure) kein AT.
2. Männlich, 41, Dipl.-Wing, seit über 10 Jahre bei Großkonzern IGM NRW, vorher KMU, Projektleiter, stv. TL, Sales-Bereich, ist EG 13, bei 40h/ Woche ist er noch ein paar Tausender von 100k entfernt. Auch bei ihm gibt es ohne Personalführung kein AT, aber auch TL für 6-10 akademisch ausgebildete Mitarbeiter in seinem Bereich sind überwiegend tariflich in EG14, was ca. 100-110k bedeutet.
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Weiblich, 38, (Top-)Juristin, 3J GK, 5J Syndika bei bekanntem Familienunternehmen, seit 3J bei IGM-Bw-Großkonzern. Wurde mit 8J relevanter BE auf EG16 in einer direkt dem Vorstand zugeordneten Stabsstelle eingestellt, nach 3J im Konzern ohne Personalführung AT geworden und ist damit am Standort eher ein Unicorn, kommt alles in allem auf ca. 110k.
- Weiblich 33J, promovierte NaWi’in, bei großem Pharmakonzern. Zur Zeit dort „Post Doc“ mit ca. 72k. Nach dann 7J relevanter BE (5J WissMit, 2 J Post Doc) Aussicht auf AT. Beginnt dort bei ca. 90k. Ohne Personalführung sind ca. 105k dort Ende der Fahnenstange.
Vor diesem Hintergrund bin ich, einmal mehr, verblüfft, in diesem Forum so viele AT-Kräfte in Konzernen zwischen 26 und 32 mit mehr als 140k vorzufinden.
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