WiWi Gast schrieb am 24.10.2022:
Nein, ich bin Partnerin im Executive Search bei einer der Shrek. Du liegt bei fast allen deinen Punkten daneben. Bei BCG machen im FS fast 70 Prozent der Rollen PMO, Transformationsberatung/Implementierung bzw. Fachkonzepte aus und nicht 1 Prozent wie von dir behauptet. Klar die Themen machen bei Accenture Strategy 90 Prozent und mehr aus, aber das ist jetzt kein so großer Unterschied mehr wie von dir beschrieben.
[…]
Puh… Man kann eigentlich nur hoffen, dass das ein Troll-Post ist, denn der geringe Einblick in die Branche wäre für eine Executive Search Partnerin schon erschreckend. Aber versuchen wir das mal runterzubrechen:
Das Projektportfolio:
Meine 1% bezogen sich auf Dein Beispiel des BCG Principal, der angeblich in 10 Jahren nur SAP gemacht hätte. Ich habe nie behauptet, dass Transformation/ PMO nur 1% ausmacht. Ob das jetzt 70%, oder 40% sind dürfte nach Jahr und vor allem Definition variieren, wir sind uns aber einig, dass es ein durchaus relevanter Anteil ist.
Was dir allerdings nicht klar zu sein scheint, ist dass hinter diesen selben „Buzzwords“ in den meisten Fällen völlig andere Projekte stecken, wenn MBB sie durchführt vs. eine T3. Das geht mit den Kunden/ Scope los (C-Level/ Gesamtkonzern oder BU vs. Bereichsleitung/ einzelne Bereiche), geht über Zeitlinie, Herangehensweise (Stark Hypothesen-getrieben vs. Blueprint Approach), Teamgröße usw.
Jeder der auch nur zwei Wochen bei T3 und MBB verbracht hat kann das bestätigen. Und auch Kunden die solche Projekte einkaufen verstehen das durchaus, sonst gäbe es nicht zahlreiche Pitches für „Transformationsprojekte“, bei denen ausschließlich MBB und T2s eingeladen werden und andererseits welche, bei denen ausschließlich T3s eingeladen werden. Allein der drastische Unterschied in den Tagessätzen (je nach Level 40-100% für die „operativen Rollen“) sorgt ja schon für eine begrenzte Überschneidung.
Gehalt:
Weil die herausragendsten ACS SMs ein wenig über 200K kommen (und selbst das wage ich zu bezweifeln) liege ich falsch? Der durchschnittliche T3 Senior Manager liegt spürbar unter 200K, während MBB Manager im ersten Jahr drüber liegen. Und selbst wenn wir mal mit deinen Zahlen arbeiten, liegt ein durchschnittlich performender MBB Principal/ Associate Partner immer noch 70-100K, und damit 35-50%, über einem „guten SM“ in der T3 mit 200K.
Wie gesagt, jeder mit etwas Erfahrung in dieser Branche wird nicht überrascht sein von diesen Punkten. Falls du tatsächlich Partnerin im Executive Search sein solltest, kann man nur hoffen, dass du in Zukunft nicht immer alles glaubst, was dir T3 Kandidaten über ihre Gehälter und Projekte erzählen. Der Versuch meine Darstellung als „unterkomplex“ herabzuwürdigen, fügt sich ebenfalls ins Gesamtbild ein :)
Also ich kann nur von unserer T3 berichten und dort verdient die SM Ebene im Schnitt 220-240k (ist aber nicht ACS). Da kann ein Manager bei MBB nicht mithalten und der Abstand zum Principal bei MBB liegt da bei 20-30 Prozent im Gehalt. Das ist jetzt eigentlich klar, dass das auf der Ebene bei dem Umfeld und Erwartungshaltung bei MBB eher eine normale Wechselprämie ist.
Bei den Tagessätzen kann ich dir auch nur klar widersprechen, habe in diesem Jahr bereits drei mal gegen McKinsey und/oder BCG gepitcht. Zweimal waren die günstiger und einmal haben sie das Projekt sogar zum Nulltarif angeboten (ist aber auch ein sehr innovatives und zukünftig relevantes Thema in der Branche und ein Top Referenzkunde).
Bzgl. Projektportfolio will ich mich nicht einmischen, weil ich das bei keiner MBB von innen gesehen habe, aber im Großen und Ganzen wird es sich jetzt nicht so krass unterscheiden! Wir sind oft gemeinsam mit MBB auf Projekten und sogar manchmal im Lead. Bei MBB wird die Flughöhe im Durchschnitt der Projekte aber höher sein, die Methodik eine andere (wahrscheinlich aufwendiger und oft besser) und das Qualitätsniveau ist natürlich im Durchschnitt ein anders, besonders auf den unteren Ranks (Consultant, Senior Consultant).
Eine Abstufung vom SM zum M würde ich dafür aber niemals in Kauf nehmen. Weder gehaltlich noch von der mittelfristigen Perspektive (5 Jahre) auf die Exits bezogen wäre das ein Argument!
PS Thema Exit: klar spielt hier auch die Brand eine Rolle (naiv zu glauben das es anders wäre/ist), aber ich kenne einige Konzerne in denen T3 Senior Manager (ACS, Horvath) sogar bessere Levels bekommen haben, als Principal/Director von MBB/T2. Ist sicher nicht die Regel, aber ich kenne aus meinem Umfeld immerhin 4 Personen. Ist natürlich auch nicht repräsentativ, aber es zeigt denke ich sehr klar wie unsinnig es ist als SM einer guten T3 zu MBB zu wechseln und dafür eine Abstufung in Kauf zu nehmen, wo es bei guter Performance wahrscheinlich 3-4 Jahre bedarf das gleiche Level dort zu erreichen. Ist ja bekannt das MBB sehr kritisch bei Beförderungen von externen Hirings ist und die Leute gerne mal ne extra Runde drehen lässt…
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