Ein KPMGler schrieb am 25.07.2020:
5+0 geht absolut gar nicht.
Ich hatte das große Glück, das in meinem Bereich von KPMG das immer verpönt war und NIE dem Kunden zugestanden wurde. In meiner Zeit als Engagement Manager hat es das nicht gegeben.
In 14 Jahren gab es nicht ein einziges Projekt, bei dem das nötig war.
In anderen Bereichen bei uns ist es leider Usus 5+0 zu machen, mit desaströsen Effekten auf Retentionquoten.
4+1 ist hingegen Standard.
Ich bin seit etwa 18 Jahren im IT Consulting. Als ich angefangen habe, hatte ich häufig 5+0, da es bei vielen Kunden technische Restriktionen bzgl. Remote Arbeit gab.
Inzwischen wäre das allein schon deswegen nicht mehr möglich, da bei vielen Kunden am Freitag die IT nahen Abteilungen größtenteils im Home Office sind. Als Berater würde man da vom Kunden-Büro aus mit dem Kunden skypen.
Aber auch wenn man beim Kunden Meetings hat, sind in vielen Fällen Kunden-Mitarbeiter remote mit dabei. Wenn jemand nicht am Standort des Projekts sitzt, reist der meistens nur zu wichtigen Workshops an und schaltet sich ansonsten mal 1-2h dazu. Das hat klare Nachteile und Vorteile. Persönliche Zusammenarbeit ist besser, aber andererseits gibt es eine viel bessere Verfügbarkeit.
Da die Kunden inzwischen an eine solche Art der Zusammenarbeit gewöhnt sind, wird das auch mehr bei den Beratern akzeptiert. Das bedeutet nicht, dass man in machen Projektphasen nicht viel vor Ort sein muss. Aber in anderen Phasen ist einfach nicht notwendig.
Dazu kommt, dass viele Kunden diese technischen Möglichkeiten auch für längerfristigen Support nutzen. Früher bin ich ziemlich häufig von 4-5 Tage pro Woche auf null runtergefahren worden. Jetzt beauftragen mich Kunden häufig längerfristig nach dem Ende des Projekts, typischerweise Richtung 2-3 Tage pro Monat als Teil von Rahmenverträgen. Das ist meistens ein regulärer wöchentlicher Call und ansonsten on-demand. Wenn bei denen Probleme hochkommen oder sie Unterstützung bei Erweiterungen brauchen, dann arbeite ich mal einen halben Tag für sie. Ich habe gerade einen Kunden, bei dem ich seit 2 Jahren nicht mehr persönlich war, aber dieses Jahr schon 10-15 Tage fakturiert habe. Ich habe deswegen auch keine 5 Tage pro Woche Zeit für einen einzelnen Kunden.
Wenn ich mir meine Erfahrung der letzten Jahre angucke, bin ich inzwischen bei höchstens 3+2, Tendenz sinkend. Und seit Corona mache ich seit 4 Monaten ausschließlich remote und sehe nur begrenzte Effizienzverluste. Das Gespräch beim Mittag oder auf dem Gang fehlt halt und man hat deutlich weniger Einblick in die Politik, Da ich selber aber kaum Vertrieb mache, ist das für mich nicht so wichtig.
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