Zunächst... Ich finde die Anfangskommentare erschreckend. Einige davon strotzen nur von Hohn und Spott, zeugen aber von einer reichlichen Naivität und Selbstüberschätzung. In der Uni lernt man ein gewisses Basiswissen, doch erst in der Praxis erkennt man den direkten Zusammenhang der verschiedenen Puzzlestücke und lernt diese zu deuten.
In allem kann ich auch bestätigen, dass die aktuelle Situation durchaus angespannt ist. Was sich gegenwertig im produz. Gewerbe abzeichnet, wird sich, wenn es so weitergeht, auch auf die Finanzbranche auswirken.
Basel II beispielsweise führte dazu, dass die Eigenkapitalsicherung der Banken zunahm, dafür hingegen das Risikogeschäft gedrosselt wurde. Fazit: Viele Mittelständler erhielten keine Kredite für geplante Investitionsvorhaben. Darauf sank der allgemeine Auftragseingang im produz. Gewerbe, weswegen auch andere Firmen - die zunächst nicht betroffen waren - ihre Investitionen senkten.
Noch deutlicher zeigte sich das Ganze 2008/2009 als Banken schlagartig keine Kredite mehr vergaben und dadurch sowohl Investionen als auch das Auslandsgeschäft von Industrieunternehmen schlagartig lahm legten. Die Bundesregierung hat damals einen Teil des Auslandsgeschäfts durch sog. Hermes Bürgschaften beleben können. Aber wenn die globale Nachfrage und Investitionsbereitschaft abnimmt, kann man eben nur einen Bruchteil abfedern.
Aktuell befinden wir uns in einer sehr unsicheren Zeit. Allerdings kommen wir im Moment aus einer absoluten Hochkunjuntur. 2007/Mitte 2008 war D übrigens auch in der Hochkonjunktur. Die USA waren 2007 schon in der Stagnation bzw. Rezession. Im Moment siehts gerade anders aus. Europa und Asien schwächeln, die USA sind noch relativ stark. Zugleich stimmen die aktuellen Umsätze noch; aber die aktuellen Umsätze spiegeln lediglich das Weltbild vor 6-12 Monaten wieder (je nach Branche). Nur der Auftragseingang der jetzt reinkommt - und eben geringer Ausfällt - spiegelt sich dann auf die Umsätze in 2013 wieder. Und um diesen Effekt abzufangen drücken die Unternehmen aktuell auf die Sparbremse.
Hinzukommt dass das Export/Auslandsgeschäft abnimmt. Chinas Nachfage und Wirtschaftsleistung nimmt deutlich ab, die europ. Nachbarn sparen...
Hinzukommt, dass die großen Stimulus Packages in vielen Ländern zu einer Überhitzung des Marktes führten. Insb. Eisenbahn/Nutzfahrzeuge haben sich seit 2009 noch nicht erholt. Viele Staaten liegen noch - was die Industrieproduktion angeht - weit unter dem 2008er Niveau.
Was heißt das für die Finanzindustrie?
In Zeiten des erhöhten Risikos nehmen IPOs ab, Firmenverkäufe nehmen ab (z.b. Private Equity) und Investments werden zurückgefahren. Folglich sinken die Kapazitäten bei den Investement Firmen und erhöht den Kostendruck. Zeigt sich ja schon an diversen Invement Banking, welche mit Entlassungen reagiert haben, um die Kosten in den Griff zu kriegen.
Banken: Je nach dem wie sich die Konjunktur verhält und sich der Investmentbedarf in der Industrie ändert, wird sich das auch auf die Banken, deren Kreditbereitschaft abzeichnen. Und damit auch auf die Personalkapazitäten.
Gerade bei den Banken - und damit auch mit Auswirkungen auf die Industrie - spielt die Staatsschuldenkrise eine zunehmende Rolle. Je schneller sich dieses Problem lösen lässt, desto geringer fallen die Auswirkungen auf die einzelnen Branchen aus.
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