WiWi Gast schrieb am 05.08.2019:
Ruhig per ANÜ den Einstieg machen, wenn du nichts anderes bekommst. Du bekommst immerhin Berufserfahrung und kannst Kontakte knüpfen. Mir hat es nicht geschadet und bin durch einen Kontakt, den ich im Rahmen einer Tätigkeit im ANÜ knüpfen konnte, an meinen jetzigen Job gekommen. Der Job wurde nicht ausgeschrieben, aber mein damaliger Vorgesetzter hat mich meinem jetzigen Chef empfohlen. (Und da war ich schon nicht mehr als ANÜ unterwegs, sondern hatte einen festen Job.)
Ich selbst bin Wirtschaftsingenieur und hatte zum Einstieg auch nur eine ANÜ Stelle bei einem Ingenieurdienstleister ergattert, für 44k p.a. Nannte sich zwar Projektingenieur aber im Prinzip habe ich den Mist gemacht, den die Stammbelegschaft bei Daimler nicht machen wollte.
In der Abteilung jedenfalls wurden mein Kollege und ich von den Daimler Stamm Leuten immer richtig blöd angemacht, wenn man Fragen zur Daimler spezifischen Software hatte kamen nur blöde Sprüche wie „Lernt ihr das nicht in eurem Studium? Was lernt ihr denn überhaupt?“ etc.
Mag vielleicht auch an der Abteilung gelegen haben, aber ich fands schlimm dort.
Das war auch der Grund, weshalb ich nach paar Wochen direkt weiter gesucht habe und hatte nach einem halben Jahr eine Festanstellung bei einem Tier1 Supplier bekommen.
Heute, 7 Jahre später, bin ich inzwischen Teamleiter bei einem DAX Konzern und verdiene meine >105k bei einer 40h Woche. Also für mich war es kein Karrierekiller!
In meinem aktuellen Konzern werden AÜ sehr fair behandelt und sind voll im Team integriert, was aber nichts daran ändert, dass die die ersten sind die in Krisenzeiten gehen müssen, bei Sachen wie Betriebsrente, Gewinnbeteiligung etc außen vor sind.
Zudem sollte man sich keine allzu großen Hoffnungen machen, vom Entleiher übernommen zu werden! Die meisten Verleihfirmen lassen sich entsprechende Übernahmeentschädigungen in die Verträge reinschreiben, wenn man als AÜ Leute übernimmt, wollen die Zeitarbeitsbuden eine Ablöse, die gerne mal ein halbes Jahresgehalt beträgt. Da muss ich meinem Chef schon sehr gut argumentieren, wieso ich ausgerechnet Zeitarbeiter Müller will der dann 30k Ablöse kostet, und nicht einen der 99 anderen Bewerber. Außer bei absoluten Spezialisten oder Stellen mit noch aufwendigerer Personalgewinnung und Qualifizierung werden AÜ daher selten übernommen.
Die meisten meiner Mitabsolventen haben auch bei AÜ Ingenieurdienstleistern angefangen. Die die nicht schnell versucht haben wieder wegzukommen und auf Übernahme hofften sind immer noch bei den Zeitarbeitsbuden. EuroEngineering, Ferchau, bertrandt und wie sie alle heißen. Verdienen zwar auch ganz okay.. aber in der Krise packen die als erstes die Sachen und Betriebsrente, Mitarbeiteraktien & Co. Träumen die nur. Naja, dafür haben die 1 mal im Jahr geile Mitarbeiter Events.
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