WiWi Gast schrieb am 26.02.2020:
Hi Leute,
ist das nur bei mir so, oder sind aktuell alle bekannten ETFs im Sinkflug? [...]
Die ETFs sind exakt im gleichen Maße im Sinkflug, wie die Indizies, die sie nachbilden. Und da v.a. in den letzten 2 Handelstagen ganz offensichtlich Verkaufsdruck an den Aktienmärkten herrscht(e), geht's mit den ETFs eben auch bergab.
Dabei gilt Folgendes: für Trader (mit Einzelwerten, Optionen und co.) gibt die hohe Volatilität der Märkte enorm viel Potential zum Geldverdienen oder auch -verlieren.
Für den langfristig in Jahrzehnten vorausdenkenden denkenden (ETF)-Investor ergeben sich hingegen vielleicht ein paar schöne Chancen zum Realisieren niedrig(er)er Einstiegskurse. Aber Kursdellen (wie aktuell im Bereich <10%) wird man in ein paar Jahren im Chart kaum mehr erkennen können.
Von der Vorstellung, man könne seine Käufe in unmittelbarer Nähe des Zeitpunktes niedrigster Kurse (=lokales Minimum) bewerkstelligen, sollte man sich jedoch verabschieden.
Da nämlich bei vielen Bärenmärkten die Kursbewegungen unmittelbar vor- und nach dem Kursminimum oft am heftigsten ausfallen, kann man mit ein paar Tagen Zeitdifferenz schon ganz schön daneben liegen. Das heißt zu früh gekauft, kann man ein paar Tage später schon mit >=10% im Minus liegen und bei zu spätem Kauf verpasst man eine ebenso hohe Rendite.
Trotzdem ist in Zeiten von langfristig steigenden Kursen, das Gar-Nicht-Kaufen die viel schlechtere Alternative als zu frühes oder zu spätes Kaufen.
WiWi Gast schrieb am 26.02.2020:
Keiner weiß was passieren wird..
Ja das stimmt wohl. Und im Zweifel sind auch alle möglichen Szenarien irgendwie mit eingepreist und als Durchschnitt ergibt sich der aktuelle Kurs.
Das schlimmste Szenario wäre wohl, dass sich der Virus zur neuen "Spanischen Grippe" entwickelt, die gegen Ende des 1.Weltkriegs bis 1920 geschätzt 20 bis 40 Mio Menschenleben gekostet hat. In dem Fall, der hoffentlich nie eintritt, würden wir noch viel niedrigere Kurse sehen.
Das beste Szenario wäre, dass zügig ein Impfstoff entwickelt und verteilt wird, alle Länder besonnen auf neue Verdachtsfälle reagieren und der Virus allmählich unter Kontrolle kommt. Wir können dann genauso gut bald wieder Nachrichten hören wie "neues Allzeithoch" usw.
Da wir bei relativer Betrachtung immer noch verhältnismäßig nah an den Allzeithochs liegen, scheint die Anzahl der Optimisten, die eher an das zweite Szenario glauben, größer zu sein als die Zahl der Pessimisten.
Das Verhältnis kann sich bei neuen zwischenzeitig schlechten Nachrichten noch in Richtung Pessimismus verschieben, was unweigerlich zu weiteren Kursverlusten, mehr Panik, höherer Volatilität führen würde.
WiWi Gast schrieb am 26.02.2020:
Du kaufst doch aktuell dafür auch günstig ein? Bei einem ETF über 20 Jahre ...wo ist der Sinn des Verkaufs?
Wenn sich das auf den TE bezieht - d'accord. Aber ein Anleger, der schon 19 Jahre investiert ist und jetzt potentiell Gefahr läuft 10 oder 20 oder 30 oder schlimmstenfalls >=50% des bereits erreichten Buchwerts wieder zu verlieren, der sollte auch über einen Plan oder eine Strategie zur Verlustvermeidung/-reduzierung verfügen.
Eine für jeden gültige Strategie (im Sinne von "jetzt ist der Zeitpunkt zum Nachkaufen") gibt es also nicht.
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