Re: Handelsfachwirt auch = Bachelor
Es ist laut Bildungsministerium jedem Fachabiturienten erlaubt, sich an einer Uni einzuschreiben, jedoch ist es jeder Uni selbst überlassen, ob sie die HZB anerkennt und das machen die meisten Unis aus irgendwelchen mir nicht ersichtlichen Gründen nicht. Wie möchte man denn feststellen, dass man eine höherwertige Ausbildung hat oder nicht, wenn man einen Personenkreis direkt ausschließt? Ein FH Bachelor ist gleich einem Uni Bachelor, obwohl meine persönlichen Erfahrungen belegen, dass in der Wirtschaft ein FH Bachelor (in Ingenieurswissenschaften) noch eher anerkannt wird, weil dort viel Praxiswissen an der FH gelehrt wird. Die Uni-Leute sollten mal ihren geschwollenen Kamm ein wenig einziehen und nicht so abwertend über FH Absolventen oder ähnliches herziehen. Die Uni ist mehr auf Forschung ausgelegt und die FH mehr auf Produktion/Praxis. Ich war bei BASF, Vattenfall, Linde und alle haben im Bereich Produktion/Management FH Absolventen eingestellt, weil sie keine Fachtheoretiker wollten. In F&E werden wiederum eher Uni-Absolventen eingestellt, weil ihre Ausbildung mehr auf Forschung ausgerichtet ist.
Der Bachelor wird sicher keine Massenausbildung, wie z.B. der Meister oder Fachwirt, dafür ist sein Niveau immernoch viel zu hoch, gerade in Deutschland. Geht mal an eine ausländische Uni und seht euch dort den Bachelor an. Dort kommt er schon eher einer normalen deutschen Facharbeiterausbildung nahe. Wenn man das wirklich mit Bologna bewirken wollte, dann sind die Bachelorstudiengänge in Deutschland viel zu anspruchsvoll und müssten rapide erleichtert werden.
Dagen wir es doch mal so, wie es ist! An vielen Unis herrscht nur noch Schikane. Damit die Unis finanziell besser dastehen, wird vielerorts die Auftragsforschung bevorzugt behandelt, als die Ausbildung der eigentlichen Akademiker. Unser Bildungssystem ist marode und unsere Politik wälzt immer mehr den Bildungsauftrag auf private Firmen ab. Genau durch solche Entscheidungen wie, Bachelor = Meister werden die Abschlüsse der privaten Anbieter attraktiver und der Staat hat seine Bildungsverantwortung mal wieder reduziert. Bei uns sind die finanziellen Mittel für ein Lehrjahr schon nach 2-3 Monaten aufgebraucht, der Rest muss durch Forschung wieder reingeholt werden. Ich finde es erstaunlich, dass wir trotzdem immernoch so ein im weltweiten Vergleich super Ausbildungssystem haben im Bereich der Hochschulen.
Viele argumentieren immer, die FH ist doch hundertmal leichter als eine Uni. Wieviele von euch waren denn schonmal auf einer FH? Sie ist anders ausgerichtet, aber ist sie deswegen leichter? Bei uns waren einige an einer Uni. Bis auf Skripte auswendigbüffeln und in den Prüfungen alles Wort für Wort runterbeten war dort nicht viel und diese Uni wurde jetzt als Elite-Uni deklariert. Sie sind dann zu uns auf die Hochschule gekommen, nicht weil sie die Uni nicht geschafft hätten, sondern weil sie etwas lernen wollten, was sie auch später in der Praxis anwenden können.
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