Meiner Einschätzung nach ganz klar Platz 1.Medizin, meilenweit vor allen anderen. Ich werde erklären warum:
In kaum einen Studiengang ist es so schwer (in DE!) einen Platz zu kriegen, wie in Medizin. Medizin wird daher in der Gesellschaft als Sammelsurium der Jahrgangsbesten gesehen. Klar, es gibt Methoden, wie den TMS (Medizinertest), die diesen Punkt ein bisschen relativieren. Dennoch hat man bei einem Medizinstudenten, egal ob von der Universität Heidelberg, der Charité Berlin oder der Universität Rostock immer den 1,0-Abiturienten im Kopf. Natürlich kann der 1,0er-Abiturient auch in Jura, BWL, Theaterwissenschaft oder whatever sitzen, da ist er aber auch von vielen Menschen umgeben, die einen weitaus schlechteren Schnitt haben, besonders an eher unpopuläreren Unis. 1,0ern wird zudem überdurchschnittlich oft ein Medizinstudium empfohlen. (Kleiner Funfact: In meinem Abijahrgang gab es zwei glatte 1,0er. Einer hat danach tatsächlich Medizin gemacht, der andere das zulassungsfreie Fach Physik. Sehr gute Leute gibt es also nicht nur in Fächern, die eine hohe Zulassungshürde haben, aber das ist ja klar).
Ärzte werden in der Gesellschaft als Helden betrachtet, Lebensretter, Samariter, Sinnstifter uvm. Während viele noch das Bild vom schmierigen Geljuristen haben, der seinen Job weniger "für die Sache" sondern mehr für den eigenen Bentley macht, so werden Ärzte, die teilweise genauso gut oder besser verdienen, vielleicht sogar das viel teurere Auto fahren, noch immer als viel selbstloser bewertet und als diejenigen, die primär helfen und heilen. (Wobei es auch hier Ausnahmen gibt, wie beispielsweise den Schönheitschirurg mit Praxis im Reichenviertel).
Mediziner zählen zu den wichtigsten Zünften weltweit. Gesundheit ist die Grundlage für alles andere. Und ja, für Gesundheit braucht es mehr als nur Ärzte: Wissenschaftler, Pharmazeuten, Medizintechniker etc. Aber eben auch in erster Reihe Ärzte.
Andere Fächer, die unglaublichen Input für unsere Gesellschaft leisten, zu denen hat der "Otto-Normalbürger" weniger Kontakt. Der Ingenieur tüfftelt vielleicht in seinem Elfenbeinturm und legt somit die Grundlage für die Technologien der Zukunft, der Arzt, der dir mit einer Herzklappenoperation ganz unmittelbar das Leben rettet, der hat in deinen Augen dennoch höheren Stellenwert. Während der eine für dich ein Nerd im Karohemd ist, so ist der andere für dich dein Lebensretter im weißen Gewand. Für eine funktionierende, zukunftsträchtige Gesellschaft ist aber natürlich auch der Ingenieur wichtig.
(Achtung, persönliche Einschätzung): Bei Prestige geht es auch überhaupt nicht darum, welches Fach das schwerste ist, auch wenn die Debatte hier teilweise so geführt wird. Denn ich denke nicht, dass Medizin das schwerste Studienfach ist (da sind Fächer wie Mathematik näher dran, dennoch wird der "Wow-Effekt" beim "Ich studiere Medizin" immer höher sein als bei einem "Ich studiere Mathe"). Es geht auch nicht darum, mit welchem Studium das meiste Geld verdient werden kann. Während ein Arzt in wirklich allen teilen der Gesellschaft, von der bunthaarigen Soziologiestudentin, die "Capitalism kills"-Sticker auf ihrem Jutebeutel kleben hat, über Oma Erna bis hin in hochrangige Unternehmerkreise, sehr hohes Ansehen genießt, so sehen sehr viele in Investmentbankern, Wirtschaftsanwälten etc. eher schmierige, profitgeile Typen, denen die Gesellschaft unwichtiger ist als der eigene Geldbeutel. Dass das überwiegend auf unreflektierten Vorurteilen fußt, das muss ich in einem Wiwi-Forum wohl nicht dazuschreiben.
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