Hallo,
ich kann deinen Frust gut nachvollziehen, wobei ich es wichtig finde, Rücksicht zu nehmen. Es ist schwierig, Kinder und Beruf unter einen Hut zu bringen und das braucht Rücksichtnahme von Kollegen ohne oder mit größeren Kindern.
Allerdings erwarte ich das auch andersherum.
Ich habe Kolleginnen mit Kind, die wirklich arbeiten wollen, sich „den Arsch aufreißen“ und manchmal klappt es eben wegen des Kinds nicht wie geplant.
In solchen Fällen springe ich gern ein, auch wenn es für mich stressig wird.
Leider gibt es auch die, die erst mal mehrere Jahre im Urlaubsmodus sind, sich nur um das Kind drehen und selbst keine Rücksicht auf ihr Team nehmen. Die gar nicht arbeiten wollen, aber eben auch nicht auf das Geld verzichten.
Mit so einer arbeite ich gerade. Sie reißt jede Deadline und arbeitet faktisch weniger als 20%, offiziell aber 80%. Sie ist krank, das Kind ist krank, das Kind zahnt, das Kind will spielen, das Kind muss zum Arzt, sie ist zu müde zum Arbeiten.
Sie bucht Urlaub, ohne das mit dem Team abzusprechen. Jetzt will sie auf 100% gehen, würde ich an ihrer Stelle auch. Wenn ich für‘s Nichtstun volles Gehalt bekommen kann, warum nicht.
Das Problem ist allerdings meines Erachtens nicht die Tatsache, dass sie Mutter ist. Sondern ihr Charakter.
Solche Leute müssten meines Erachtens erst mal abgemahnt und notfalls gekündigt werden, aber bei uns wird nicht mal etwas gesagt, weil die Angst vor einer Klage wegen Diskriminierung riesig ist.
Niemand will seine Bewertung als „familienfreundlicher Arbeitgeber“ riskieren wegen eines faulen Apfels.
Und nein, ich werde nicht den Arbeitgeber wechseln.
Aber es ärgert mich, vor allem für andere Eltern. Denn ein solches Beispiel kann einen so prägen, dass man keine Lust mehr hat, Rücksicht zu nehmen, auch nicht bei den Eltern, die sich wirklich bemühen und Rücksicht verdient hätten.
Und diese Eltern sind bei uns - Gottseidank - noch die Mehrheit.
WiWi Gast schrieb am 25.10.2019:
Hallo liebes Forum,
ich würde hier gerne mal etwas diskutieren, das man wohl nur anonym im Internet ansprechen kann, da man sonst wahrscheinlich gleich als "Kinderhasser" o.ä. verschrieen ist. Und zwar die Frage, warum eigentlich Mitarbeiter mit Kinder ständig Privilegien genießen. Bzw. ob es eurer Erfahrung nach überhaupt generell so ist oder nur das Unternehmen (oder vielleicht auch nur mein Chef) irgendwie seltsam tickt. Ich meine damit also nicht steuerliche Privilegien wie Freibeträge und so, die ich noch nachvollziehen kann. Sondern eher, dass ich ständig beobachte, dass sich Mitarbeiter mit Kindern besondere Dinge rausnehmen können:
- Mitarbeiter teilt einfach morgens mit, er bleibt heute zu Hause, weil "das Kind krank ist". Ob wichtige Termine anstehen oder Dinge erledigt werden müssen - egal, muss halt verschoben werden oder jemand anderer springt halt ein. Teilweise geht das dann über mehrere Tage (kann man sich nicht wenigstens mit der Frau abwechseln??) Und der Mitarbeiter muss dafür nicht mal Urlaub nehmen oder ein Attest vorlegen, dass das Kind wirklich krank war.
- Mitarbeiter teilt mit, er müsse jetzt übrigens gehen (um 14 Uhr oder gleich direkt nach dem Mittagessen!), weil "die Kinderbetreuung kurzfristig abgesagt hat und ich das Kind abholen muss". Wieder wird selbstverständlich erwartet, dass Termine verschoben werden etc. Dies geschieht mehrfach, auf die Frage ob es nicht mal zu überlegen wäre, eine zuverlässigere Kinderbetreuung zu finden, gibt es nur ungläubige Blicke und die erstaunte Frage "Warum das denn, nur weil sie jetzt einmal abgesagt hat?!" (Hallo?! EINMAL??)
- Mitarbeiter mit Kindern haben während der Schulferien grundsätzlich Vorrecht auf Urlaubstage. Mitarbeiter ohne Kinder müssen im Zweifel also den ganzen Hochsommer im Büro schwitzen und dürfen nur in Urlaub, wenn in der Woche zufällig mal nicht mehrere Mitarbeiter mit Kindern weg sind. Denn mehr als zwei Mitarbeiter aus der Gruppe dürfen auch nie gleichzeitig weg (was grundsätzlich ja auch vernünftig ist, wir sind ja auch insgesamt nur zu siebt + ich als Gruppenleiter)
- Neuer Mitarbeiter frisch von der Uni informiert mich noch während seiner Probezeit(!), dass er demnächst Vater wird und dann natürlich in Elternzeit gehen will. Kann also gleich alle Pläne wieder über den Haufen werfen, da er ab Dezember, wenn er gerade gut eingearbeitet ist, erstmal für ein halbes Jahr weg ist. Hat selbstverständlich niemand ein Problem damit, weder Personalabteilung noch der Abteilungsleiter (hab's schon gar nicht erst versucht anzusprechen weil ich genau weiß was er mir wieder antworten würde...)
Ich verstehe es einfach nicht. Am ehesten noch den zweiten Fall, zumindest wenn es eine Ausnahme ist, aber nicht wenn es immer wieder passiert und es keine Einsicht gibt, dass man das wohl mal anders organisieren müsste. Es ist doch komplett Privatsache, ob jemand Kinder hat oder nicht, das hat doch mit dem Job Nullkommanull zu tun. Es sollte natürlich kein Nachteil sein, Kinder zu haben, aber wieso ist es gerecht, dass es Privilegien bietet? Es sollte schlicht egal sein. Wenn Termin ist, ist Termin. Wer wegen krankem Kind zu Hause bleiben will, soll halt Urlaub nehmen müssen usw.
Bin mal auf eure Meinungen gespannt. Ach übrigens - ihr habt sicher richtig geraten: Ich habe noch keine Kinder, und mein Chef, der Abteilungsleiter, hat Kinder. In der Gruppe haben vier jetzt Kinder und der fünfte (siehe oben) ab nächsten Monat. Zwei haben (noch?) keine.
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