WiWi Gast schrieb am 25.02.2025:
Hallo zusammen,
ich versuche seit einiger Zeit, meinen Job zu wechseln (Wing, Anfang 30). Anfangs habe ich es intern bei der DB versucht, aber letztlich wurden mir sämtliche Weiterentwicklungsbestrebungen durch Ablehnung zahlreicher interner Bewerbungen verwehrt. Angesichts der aktuellen prekären Situation gibt es ohnehin keine aussichtsreichen Stellen. Seit einiger Zeit versuche ich es nun auch extern, weil ich weiterkommen und was Neues lernen möchte. Ich habe nicht so lange studiert, um jahrelang dasselbe in derselben Abteilung zu machen. Bei der DB sehe ich mich aufgrund der fachlichen und finanziellen Stagnation (siehe letzter Tarifabschluss) mittlerweile nicht mehr.
Trotz 4 Jahre Berufserfahrung und sehr gutem Bachelor und Master klappt es einfach nicht. Ich bin der Meinung, dass ich in den Vorstellungsgesprächen, zu denen es natürlich nicht immer kommt, gut performe und selbstbewusst auftrete. Das habe ich mir unter anderem im Studium durch HiWi-Jobs und im Beruf durch zahlreiche Schnittstellen mit anderen Abteilungen angeeignet. Was mich zudem frustriert: Die Recruiter halten in 99% der Fälle nicht die versprochene Rückmeldungsfrist ein, wenn es ein Vorstellungsgespräch gibt. Wenn ich keine Einladung erhalte, warte ich wochen-/monatelang auf eine Zwischenrückmeldung bzw. Absage zur Bewerbung, auch wenn ich zwischendurch mal per Mail nachfrage. Das finde ich echt frustrierend und ehrlich gesagt auch respektlos gegenüber dem Bewerber.
Mit meinem Latein bin ich mittlerweile am Ende. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht oder Tipps?
Danke und VG
Mensch mit Personalverantwortung hier, der dir offen Feedback gibt.
Es ist von Bedeutung, mit welcher Chance Du zum VG eingeladen wirst. Auf 10% der Bewerbungen, dein Profil überzeugt wenig, 50/50 ordentlich, 90 % Du überzeugst offensichtlich im Vorstellungsgespräch nicht. Allgemein gilt, hast Du nach ca. 10 Vorstellungsgesprächen kein Vertragsangebot, passt etwas nicht.
Nehmen wir an, Du hast morgen eine OP vor Dir, wenn nimmst Du lieber: Den Arzt der sagt:" Keine Angst, das mache ich zum 100ten mal. Wir werden das Kind schon schaukeln.", den Arzt der sagt: "Eigentlich habe ich mich ja schon immer im anderen Fachgebiet X gesehen. Das hier mache ich nur, um mein Haus abzubezahlen." oder den Arzt der sagt: "Ich mache das hier zum ersten mal. Bis gestern war ich LKW-Fahrer, aber ich liebe die Abwechslung."
Routine gehört zum Arbeitsleben dazu. Ich verstehe, dass durch die Medien gerade über Akademiker ein anderes Bild vermittelt wird, aber so ist es.
Gerade später in der Karriere tritt der Studienabschluss bis zur Bedeutungslosigkeit hinter Berufserfahrung zurück, es sei denn, er ist schlecht. Was bei Dir nicht der Fall ist. Es gilt dann nur: Haben oder nicht.
Ob der Bewerbungsprozess schnell abläuft, hängt tatsächlich viel mehr vom Fachbereich ab, als viele Bewerber denken. Aber wenn ich einen Kandidaten will, hat der Fachbereich sofort Rückmeldung. Natürlich lasse ich B-Kandidaten nicht unendlich warten. So handhaben es nicht alle Firmen, aber ich denke, eine Korrelation ist vorhanden.
Ob man Fristen setzt a la: "Wenn Sie bis morgen nicht antworten, gehe ich woanders hin!", muss sich jeder selbst überlegen. Freundlich nachfragen, gerade bei Jobs, die man wirklich will, schadet nie. Bitte mindestens 1-2 Wochen warten und nicht direkt danach.
Dass Du Dein Vorgehen bei internen Bewerbungen optimieren kannst, wurde Dir schon nahegelegt. Das solltest Du beherzigen und z.B. per Teams angekündigt vorfühlen und Interesse zeigen. In manchen Konzernen kommst Du nicht weg, wenn Dein Chef nicht seinen Segen dazu gibt. Gehört die DB dazu?
Ansonsten ist der Arbeitsmarkt gerade eher im Abschwung.
Eventuell gehst Du zu selbstverständlich davon aus, dass Dein sehr guter Master Dich schon pushen wird. Reflektiere das mal mit Freunden, frag nach Feedback. Vielleicht hast Du mal ein VG in Teams und ein Kumpel von Dir, den Du natürlich vergessen hast, sitzt im Nebenzimmer und hört dummerweise alles. Was ein Pech aber auch, immer diese Unfälle.
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