Also...es ist jetzt bereits 4:35 und ich lese bereits seit über 2 Stunden. Nun will ich aber erstmal ins Bett und morgen weiterlesen. Ich bin Bestands-Nettopersonal, nun im 4. Jahr. Habe mich hochgearbeitet von einer Pauschalkraft bis zum stellv.ML. Meiner Meinung nach ist jeder Bestandsmitarbeiter, der so tut, als wären die Zustände in unseren Filialen noch normal und die Plussis nur faul, einfach nur Spinner.
Am Anfang hat mir die Arbeit riesig Spaß gemacht...man konnte bei Netto schon immer recht einfach aufsteigen und vergleichsweise früh viel Verantwortung erlangen. Trotzdem war mir bereits am Anfang bewusst, dass der Arbeitsaufwand und die Anforderungen in fast ALLEN Bereichen (allein der sinnlose Papierkram, ständige Aus- und Einlistungen, manuell zu zählende Preisänderungen während einige Artikel per automatischer Preisabschrift erfasst werden können, horrende Zuteilungsschlüssel- und Mengen, die selbst auf geringstem Niveau jegliche sinnvolle Disposition seitens der ML ad ab surdum führen etc.) übermenschlich ist und das, was seitens der Geschäftsleitung verlangt wird einfach NICHT mehr zu stemmen ist! Zumal der Aufwand immer schlimmer wird (zB Aufbau TV-Werbung an einer Stirnseite->Discounter???) bei gleichzeitigem Abbau von Arbeitskraft und der Anforderung der Laden solle gefälligst Aussehen wie Konsum. Von daher gehörten um die 50 Wochenstunden immer zum normalen Geschäft Wobei wir ja scheinbar bei unserer (Bestands)-NL noch das Glück haben, wenigstens halbwegs sinnvoll und laut Bestellplan beliefert zu werden.
Bereits vorher lief das System hart an der Grenze des menschenmöglichen...seitdem PLUS dazugekommen hat sich eine Spirale entwickelt, die kaum noch zu stoppen ist. Ich komme aus einem Bereich, in dem der Umbau seinen Anfang genommen hat. Unser VL hatte plötzlich alleine 12 Filialen zu betreuen, die meisten während der stressigen Umbauphase, welche er danach abgab um gleich die nächsten zu bekommen. Wir hatten ständig neue Leute (PLUS FLs, VLs, MAs) zur Einarbeitung bei uns, welchen wir meistens innerhalb von 3 - 5 Tagen das Nettosystem-, vor allem aber Konzept näher bringen sollten...unschaffbar! Ein großer Teil der PLUS Filialen ging personalmäßig vor allem im Sommer dermaßen in die Knie (Urlaub, Burn-Out von MLs), dass die Bestandsfilialen aushelfen mussten. Ich musste also innerhalb von 3 Monaten in 10 verschiedenen Filialen den Betrieb aufrecht erhalten und das ohne qualifizierte Unterstützung (meist MAs, die schon das Kassensystem nicht verstanden hatten, weil es ihnen NIE ordentlich erklärt worden war, geschweige denn von wirklichen Vertretungskräften) . Und wer das komplizierte Nettosystem kennt, weiß wie schwer es ist, schon in einem Markt den Überblick über alles zu behalten (ich sage schon alleine SB-Fleischdispo mit Verlusten unter 4% bei gleichzeitig null Fehlartikeln und extrem breiten Sortiment). Das ist selbst mit viel Erfahrung in seinem Markt kaum zu schaffen, zumal ich das Jahr zuvor in einem der letzten Bedienmärtke tätig war.
Wenn ich zwischenzeitlich mal wieder für eine Woche in meinem Markt war, dann nur um meinen ML zu vertreten, der ständig zu irgendwelchen Weiterbildungen und Schulungen musste (Ausbilderschein, OTC, Inventurschulungen). Ein sinnvolles Zusammenarbeiten kam so nicht mehr zu Stande.
Ende vom Lied...bin jetzt krank geschrieben und kann einfach nicht mehr. Habe das Glück, mich mit meinem VL gut zu verstehen (er ist von unten aufgestiegen und weiß wie es ist), sodass er auch jetzt hinter mir steht. Durch ihn bekomme ich auch nach wie vor viel mit...es steht kurz vor zwölf...auch er will den Krempel hinschmeißen, auch wenn er eigentlich hinter dem Unternehmen steht, genau wie ich. Doch leider wird sich wohl ohne ein Umdenken in der GL nichts verändern. Wenn man da nur irgendwie ansätzen könnte...wenn das nicht passiert, dann ist Netto am Ende, da bin ich ziemlich sicher! Genau das Selbe höre ich vom NVL, der auch überlegt, sich eine neue Stelle zu suchen, da er es leid ist sich direkt gegenüber der GL rechtfertigen und teils anschreien lassen zu müssen, für deren offensichtliche Managementfehler.
Ich will damit vor allem sagen...es ist WIRKLICH so schrecklich. Hier in meiner Stadt gibt es um die 60 Filialen und ich kenne KEINEN einzigen Mitarbeiter, der alles was hier rauskommt nicht unterschreiben würde. Und das sind Bestandsmitarbeiter und die wenigsten Plusianer. Man nimmt vieles nach wie vor mit Galgenhumor und sehr sarkastisch, doch der Impuls, einfach den Schlüssel vielleicht gleich direkt nach Ponholz zu bringen und den saubern Audifahrern dort vor die Füße zu knallen ist bei allen MLs. Diejenigen, die nichts dergleichen sagen, sind meist zu alt um sich umzuorientieren und haben Angst vor der Arbeitslosigkeit, da man in umserem schönen
Land ja oftmals schon mit 40 zum alten Eisen gehörst.
Ich habe bis jetzt vieles erlebt bei Netto-Markendiscount, habe mich ursprünglich für ein BA-Studium im Unternehmen im Vertrieb beworben um später auch als VL anfangen zu können, habe dabei aber solch unglaubliche Verhaltensweisen erfahren, die aus der oberen Riege herunter kamen, dass ich im Moment froh bin, dass es nix geworden ist. Obwohl man mir vor kurzem doch wieder seitens meiner RVL angeboten hat, das Studium doch aufzunehmen...zu offensichtlich warum...es gibt einfach niemanden mehr, der es noch machen will. Und über die VLs die nach wie vor zur Einarbeitung zu uns kommen hören wir genau das Selbe aus allen Regionen.
Ich mag die Marke Netto...ich denke, dass das Sortiment funktioniert, vA aber mit der richtigen Qualität und vor allem Frische, die mit dem derzeitigen System aber nicht mehr an Mitbewerber rankommt. Eine radikale Änderung muss erfolgen...am besten wäre wahrscheinlich ein Austausch der kompletten GL in Ponholz, denn wer ein bis jetzt eigentlich recht erfolgreiches Unternehmen dermaßen in den Sand setzt, muss die Konsequenzen spüten und ist für den Job augenscheinlich nicht geeignet. Alle positive Anregungen, die uns weiterbringen und vielleicht aus dieser Lage herauskatapultieren fände ich sehr interessant. Bin im Moment dabei, mich langsam zu erholen.
Ich wünsche allen Nettomitarbeitern, dass sie in der Lage sind, verantwortlich für sich selbst zu handeln ohne an dieser unlösbaren momentanen Situation zu scheitern.
Ein trauriger, enttäuschter und demotivierter Mitarbeiter
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