Ich bin zwar kein Betreiber einer ZAF und habe lediglich ein paar Jahre als Leihkeule gearbeitet, dennoch hast du einiges nicht berücksichtigt:
Lounge Gast schrieb:
Angenommen eine ZAF* (Abk. siehe unten) vermittelt 10
Personen und bekommt pro Person 50 Geldeinheiten/h und jede
Person arbeitet 160 h/Monat, dann macht das 10 * 160 * 50 =
80 000 GE*/Monat .
Tja, leider arbeitet man nicht 160 Std. pro Monat, denn nach Abzug von Urlaub, Krankheit, Feiertagen, ggf. Nichteinsatzzeiten kommt man über 12 Monate auf vielleicht 210 Einsatztage in einer 5-Tage-Woche. Das macht pro Monat im Schnitt 17,5 Produktivtage. Zu bezahlen sind jedoch bei 365,25 Tagen/Jahr und 5 Arbeitstagen/Woche durchschnittlich 21,74 Vertragsarbeitstage pro Monat. Pro Monat werden also 4,24 Tage bezahlt, die zu keinem Umsatz führen.
Gehen wir der Einfachheit halber von den in den meisten ZAF-Verträgen genannten 35 Vertragsstd./Woche aus:
Umsatz: 50 Euro x 7 Std. x 17,5 Tage x 10 Mitarbeiter = 61.250 Euro/Monat
Nach BZA (Bundeszeitarbeitsgesetz) bekommt man in der
höchsten Entgeltgruppe West (Hochschulabsolventen) ca. 18
GE/h. Somit muss die ZAF monatlich 28 800 GE/h + 6000 GE
Arbeitgeberanteil Sozialversicherung = 35 000 GE / Monat den
Personen bezahlen.
BZA ist nicht das Bundeszeitarbeitsgesetz und in einem Gesetz werden auch keine Tariflöhne für Hochschulabsolventen reglementiert.
Kosten: 18 Euro x 1,21 Sozialversicherung x 7 Std. x 21,74 Tage x 10 Mitarbeiter = 33.144,80 Euro
Gewinn ZAF:
45 000 GE / Monat bei gerade mal 10 überlassenen Personen!
Der "Gewinn" ist die Vertriebsmarge von in meinem Beispiel 28.105,20 Euro, von der eigentlich noch die rechnerischen Vertriebskosten abgezogen werden müssen, um einen Deckungsbeitrag für die Gemeinkosten zu erhalten.
Man bedenke:
Wenn der Arbeitnehmer einmal vermittelt ist, dann hat eine
Zeitarbeitsfirma (ZAF) theoretisch fast keinen zeitlichen
Aufwand mehr und viele Lohnnebenkosten gibt es auch keine.
Stimmt, denn die monatliche Abrechnung macht sich quasi von selbst. Eine Gehaltsabteilung braucht man ebenso wenig wie eine Debitorenbuchhaltung.
Um 10 Personen zu vermitteln und zu betreuen benötigt es
geschätzt 3 Mitarbeiter/-innen + ein ausgestattetes Büro, die
sich 45 000 GE/Monat aufteilen können -> 45 000 GE/h : 3 =
15 000 GE / Monat
Nehmen wir einfach mal die Kosten für Büromiete, Nebenkosten, Strom, Telekommunikation, Internet, Handys, Büroausstattung, Computer etc., so kommen da ganz schnell 3.000 Euro zusammen für ein Kleinunternehmen. Dann die Kosten für Marketing, Anzeigenschaltung, Rekrutierung von Mitarbeitern, An- und Abmeldung derselben, Akquise von Aufträgen, Kundenbetreuung, Reisekosten, Internetauftritt, Software, Versicherungen, Putzfrau, Handwerker, GEZ - alles zusammen vielleicht 6.000 Euro. Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Buchhaltung, Steuern auf Umsatz und Ertrag etc. pp. nochmal 2.000 Euro.
Es verbleiben 17.105,20 Euro
Davon zu zahlen: 3 interne Mitarbeiter je 3.000 Euro brutto/Monat = 10.890 Euro inkl. Sozialversicherung
Verbleiben als Unternehmensgewinn: 6.215,20 Euro/Monat = 10 % Umsatzrentabilität
Wenn man jetzt noch davon ausgeht, dass entweder keine 50 Euro zu erzielen sind oder der Arbeitnehmer nicht für 18 Euro zu rekrutieren ist, schmilzt das schnell zusammen:
Es sind nur 45 Euro/Produktivstd. zu erzielen und der Arbeitnehmer verdient 20 Euro/Vertragsstd. + 120 Euro Fahrtkosten/Monat steuer- und sv-frei.
Umsatzsenkung: 6.125,-- Euro/Monat
Kostensteigerung: 4.882,76 Euro/Monat
Unternehmensverlust: 4.792,56 Euro/Monat
Man sieht also: So einfach ist das nicht zu erfassen. Es spielen viele Komponenten zusammen. Wenn man sagt, dass der Festangestellte im Entleihbetrieb brutto 30% mehr verdient als seine Leihkeule (47.000 Euro zu 36.000 Euro), so verursacht die Leihkeule im obigen Szenario vordergründig Kosten von 45 oder 50 Euro pro Produktivstd., der Festangestellte von 38,70 Euro. Der Festangestellte müsste für Kosten von 45 Euro ein Jahresgehalt von 55.000 Euro erzielen, um teurer zu sein als die 45-Euro-Leihkraft.
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