WiWi Gast schrieb am 14.04.2023:
Es wurde weiter oben ein Link gepostet mit 5.200 Euro Grundgehalt pro Monat + Zulagen & Zuschläge.
Ich hatte einen weiteren Link gepostet, ist hier nicht durchgekommen. Egal. Es waren 28 bis 30 Euro Grundgehalt pro Stunde + Zulagen und Zuschläge in Bochum, mit lokalem Einsatz - nicht bundesweit.
Und ich sage es mal so, das sind alles normale Gehälter in Deutschland, mittlerweile. Bin 2009 bei den Big4 eingestiegen, mit 3.500 Euro Grundgehalt. Was bekommt man heute? 4.000 Euro brutto vielleicht trotz auch starkem Mangel dort.
Der TV-Ärzte ging 2009 bei 3.663 Euro los. Also fast vergleichbar mit meinem Big4-Gehalt. Letztes Jahr war der TV-Ärzte zum Einstieg bei 4.852 Euro und die Gehaltstabelle ab September 2023 fängt bei 5.104 Euro an.
Von knapp 163 Euro über meinem Big4 Einstiegsgehalt damals ist der "Spread" jetzt bei über 1.000 Euro.
Die Gehälter für BWLer, aber auch IGM & Co. sind einfach in den letzten 10 Jahren, jedenfalls bezüglich der Steigerungen, hinter dem Gesundheits- und Sozialwesen, hinter dem öffentlichen Dienst und hinter Beamten auf der Strecke geblieben.
Auch der TV-L E13 für angestellte Lehrer ging von deutlich unter Big4 Niveau (3.000 Euro) auf fast 4.200 Euro hoch.
A13 in Bayern für verbeamtete Lehrer war 2009 bei 3.100 Euro brutto, jetzt bei 4.774 Euro brutto. Von 2.460 Euro netto damals auf 3.698 Euro netto heute.
Die Perspektive ist also einfach falsch. Als BWLer kann man diese "hohen" Gehaltssteigerungen in der Pflege nicht glauben. Aus Sicht von Ärzten, Lehrern & Co. ist das eine normale Entwicklung, welche auch den Entwicklungen in diesen Bereichen entsprechen.
Und bei IGM & Co. läuft es ja gerade andersherum. Wo früher Sachbearbeiter AT wurden, ist jetzt bei EG15 in BW Schluss (Beispiel: Daimler!) ohne Teamleiter-Position mit xx Akademikern unter einem. Klassischer Schweinezyklus halt.
Du beschreibst die Sachlage völlig richtig. Der BWLer steht schon seit vielen Jahren nicht mehr an der Spitze der Gehalts-Nahrungskette. Wer zudem die Medien aufmerksam verfolgt, hat sicher mitbekommen, dass der ÖD vermutlich künftig eine Lohnerhöhung von mindestens 340 Euro pro Monat (alternativ 5,5%) herausgehandelt hat und damit durchkommen wird. Das heißt, das Grundgehalt wird wieder deutlich steigen. Ja, und dann ist man halt flott bei 4000 - 6000 Euro Grundgehalt, je nach Qualifikationslevel, Erfahrung und Stelleneinstufung. Die Zulagen und Zuschläge werden auch noch angepasst.
Was für ein Wunder auch, wenn man den Markt mit BWLern überflutet und dafür Mangel in anderen Bereichen schafft!
Übrigens ist das Gehalt nicht nur im ÖD, wozu die Pflege in der Regel zählt, massiv gestiegen, sondern auch im Handwerk. Noch vor 10 Jahren hat ein Handwerker oft unter 3000 Euro brutto bekommen. Heute sind 4000+ Euro Standard, wenn man nicht in der Kleinstbude hockt. Die Gehälter verschieben sich gerade massiv richtig Nachfrage. Bei BWL negativ, bei anderen positiv. Immer hier so zu tun, als würden Marktkräfte nicht Wirkung nach sich ziehen, ist ja lächerlich, besonders, wenn das Wirtschaftsleute tun.
Ihr müsst einfach mal von dem hohen Ross runter, dass ein BWLer etwas elitäres werden. Im Wirtschaftsbereich, über alle Wiwi-Studiengänge gesehen, studieren ca. 550.000 Studenten. Das sind knapp 20% aller Studenten. Offene Stellen für Einsteiger mit mindestens Durchschnittslohn gibt es ca. 200.000/ Jahr. Dagegen sind 145.000 Leute in der Pflegeausbildung bei 600.000 offenen Stellen, davon 500.000 im ÖD mit Tarifvertrag.
Wer hat da wohl mehr gehaltstechnische Zukunft?
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