Lounge Gast schrieb:
Kern des Problems ist, was ist eine "Überstunde".
Wie schon zuvor geschrieben. Es gilt Vertrauensarbeitszeit
und nicht Stempeln oder so. Das hat auf der einen Seite
Vorteile. Ich genieße es total, dass ich morgens auch mal
später oder abends früher gehen kann (und das dann an den
Tagen davor vor- bzw. den Tagen danach nacharbeite). Oder in
der Mittagspause nach dem Essen kurz den Termin beim Friseur
erledigen. Auf der anderen Seite ist das natürlich auch
problematisch, wenn man an einzelnen Aufgaben scheitert und
sich nicht traut, die Stunden realistisch aufzuschreiben.
Nach meiner Erfahrung nach nunmehr drei Jahren Manager ist
gerade Letzteres das Problem. Wir haben klare Anweisung, dass
jede Stunde aufgeschrieben werden soll. Und ich bin mir
sicher, dass ich einen ordentlichen Ärger bekäme, wenn ich
auch nur im Ansatz andeute, dass Stunden nicht aufgeschrieben
werden sollen. Das Problem liegt in der Regel bei dem jungen
Kollegen.
Ich gebe ihm eine Aufgabe. Er ist noch unerfahren und nicht
in der Lage, den in angemessener Zeit zu bearbeiten. Dann
fängt er beim Aufschreiben der Stunden an, abzuwägen, was
angemessen wäre. Schreibt nicht vollständig auf. Und erzählt
am Ende, das Unternehmen sei Schuld daran, dass er seine
Arbeitszeit nicht korrekt erfassen kann. Kann er aber, keine
Frage!
Auf der anderen Seite der Medaille steht aber, dass man dann
am Ende erkennt, ob jemand fähig ist oder nicht. Insofern
gibt es also eine Rückkopplung.
Gute Leute können alles aufschreiben und kein Mensch
hinterfragt das, bei Low-Performern fragt man sich angesichts
des Arbeitsergebnisses schon, wo die ganzen Stunden
herkommen. Das hat aber wenig mit der Erfassung der
Arbeitszeiten zu tun, sondern schlicht damit, ob man geeignet
ist für den Job oder nicht. ;-)
Kann ich so nicht unterschreiben. Ich halte mich persönlich nicht für unfähig, und der Job gefällt mir sehr. Dennoch mache ich extrem viele Überstunden, die ich nicht aufschreibe.
Das liegt einfach daran, dass die Arbeit nicht in der angesetzten Zeit zu schaffen ist. Planung ist immer = Vorjahresarbeitszeit, nur ein bisschen knapper (klar, Manager wollen immer Effizienzgewinn weil der Partner dies fordert). Nun wurden im Vorjahr bereits schon Stunden nicht aufgeschrieben, daher kann man die nicht dieses Jahr auf einmal aufschreiben. Zudem steigen die Prüfungsanforderungen ständig (früher hat man sich die 10 größten Belege angeschaut und ein Analytical mit Erwartung = Vorjahr gemacht, ha ha). Dann kann es noch sein, dass das Unternehmen selbst wächst, was ebenfalls nicht berücksichtigt wird.
Dazu gibt es häufig noch alte Mandate, die nachlaufen. Wenn mich ein anderer Mandant anruft mit einer Frage zum Bericht und wir eine halbe Stunde telefonieren, käme ich ja niemals auf die Idee, diese Zeit zu kontieren (ist ja evtl sogar längst abgerechnet und PSP gesperrt).
Ein weiteres Beispiel, wenn mich ein neuer Kollege anruft und um Hilfe bittet. Dann würde ich ja niemals die Zeit, die ich ihm etwas erkläre auf sein Mandat buchen (für das ich nicht vorgesehen bin).
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