Die Quellen widersprechen dir aber in deiner Einschätzung:
"[..] Laut Rechtsanwalt Fabian Nowak machen sich Scheinstudenten grundsätzlich eines Betruges strafbar. Problematisch sei allerdings der Nachweis [..]"
Hinzu kommt, dass es doch eine Pflicht zum Studium gibt:
"Bereits im Jahr 1988 hat das Bundesverwaltungsgericht in einem Urteil (BVerwG 5 B 151/87) das Scheinstudium als ein Studium „ohne die Absicht, einen berufsqualifizierenden Abschluss anzustreben“, definiert. Theo Ziegler, Oberstaatsanwalt und Sprecher der Staatsanwaltschaft Regensburg bezeichnet einen Studenten, der „sich nur als Student einschreibt, ohne das Studium betreiben zu wollen“ als Scheinstudent."
Demnach gibt es in Deutschland sehr wohl ein Gebot zum Studium, dem ich verpflichtet bin. Hallte ich mich nicht daran, nutze ich eine Leistung, die mir nicht zusteht. Im konkreten Fall den Studienplatz.
Die ursprüngliche Frage war aber, ob eine Leistungserschleichung durch ein Scheinstudium strafbar ist. Also nicht der Studienplatz selbst, sondern Semesterticket, Bafög oder Kindergeld. Hier lässt ein leitender Oberstaatsanwalt überhaupt keine Zweifel:
"Durch die Inanspruchnahme von Vorteilen jeglicher Art – wie sozialversicherungsrechtliche Vorteile, Vorteile im öffentlichen Nahverkehr oder bei Museumsbesuchen – lägen deshalb je nach Einzelfall mehrere Betrugsstraftaten vor. [..]
Von daher müssen wir keine der Konstellationen diskutieren. Wir haben genug Experten, die eine grundsätzliche Strafbarkeit sehen und das lässt sich auch nicht wegdiskutieren.
Ich verweise auf den Text des Mitarbeiters in einem Landkreis. Dass das Thema jetzt so aufkommt liegt nicht daran, dass es früher nicht strafbar war, sondern daran, dass die Zahl der Abzocker so klein war, dass sich eine flächendeckende Verfolgung nicht gerechnet hat. Jetzt sieht das aber nicht mehr so aus.
Die moralische Frage stellt sich meiner Meinung nach auch: Ich leite praktisch Steuergeld zu meinem eigenen Vorteil um. Geld, dass an anderer Stelle benötigt wird. Das ist immer anrüchig. Man nehme nur mal das Beispiel des Semestertickets: Wenn viele ein günstiges Ticket beziehen, müssen andere mehr bezahlen, denn der reguläre Preis steigt. Damit wird die hart arbeitende Bevölkerung durch einen Abzocker geschädigt. Oben steht ja bereits, dass es strafbar ist, aber auch moralisch ist das verwerflich.
WiWi Gast schrieb am 06.04.2018:
Das Problem ist, dass es eben nicht strafbar ist, eingeschrieben zu sein und keine Prüfungen/Vorlesungen zu besuchen. Es ist eigentlich unnötig dies so oft durchzukauen, da es offensichtlich und für jedermann klar ist. Dir kann es eigentlich auch egal sein, was andere machen, du kennst sie eh nicht und weisst auch nicht wie viele es sind. Kann natürlich sein, dass es immer mehr werden. Aber auch selbst dann ist es nicht wichtig. Was mich stellenweise wundert, ist dass Leute "moralische Bedenken" haben. Rein logisch gedacht würde jeder - dir inclusive - wenn er die Möglichkeit hätte einen Gutschein zu bekommen um - irgendwas - günstiger zu bekommen, sofort zugreifen, ohne zu hinterfragen, wer oder wie dieser Gutschein finanziert wurde damit er/sie eine Vergünstigung bekommt. Oder ist der Gutschein nur fiktiv und die Ware wird einfach rabattiert, da ihr Wert einfach geringer ist, als dieser, zu dem sie vorher angeboten wurde? Wer bestimmt überhaupt, wie teuer eine Monatskarte für den Nahverkehr ist? Oder eine Kinokarte? Vllt machen die Betriebe selbst bei niedrigeren Preisen mehr als ausreichend Gewinn, unabhängig davon, ob jemand Monatskarten am Schalter kauft oder sein Semesterticket vorzeigt und auf anderem Wege die Betriebe ggf. ihr Geld bekommen. Der Bus/die Bahn fährt sowieso ihre Route. Unabhängig davon, ob der Fahrgast eine Monatskarte, ein Jobticket oder ein Semesterticket dabei hat. Im Kino läuft sowieso der Film, unabhängig davon, ob der Raum halb oder ganz besetzt ist. Und wenn die zweite Hälfte 8 Euro statt 10 Euro bezahlt hat, lohnt es sich für den Betreiber auch. Ggf. kommt ein Teil der zweiten Hälfte nur wegen einer Vergünstigung. Und die würdest du als Betreiber bitten den vollen Preis zu bezahlen oder nicht den Film zu sehen, anstatt problemlos von jedem die 8 Euro mitzunehmen und ggf. an anderer Stelle Gewinn zu machen (Popcorn & Cola)?
Und in dieser ganzen Sache stößt du dich am allermeisten daran, dass irgendjemand sich für einen Studiengang eingeschrieben hat, diesen aber ggf. nicht besuchen oder absolvieren will?
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