Bei mir war es so, dass mir im BWL-Studium eher langweilig war. Ich hatte jetzt keine super Noten, war aber im besten Drittel noch dabei.Ich konnte es gar nicht abwarten, bis das Studium endlich vorbei war. Ich wusste, dass ich es eh locker schaffe und für mich war es eigentlich eine Zeitverschwendung.
Dann wollte ich den Steuerberater machen und war total genervt, dass man dafür mind. zwei Jahre Berufserfahrung braucht. Ich wusste, dass ich das Examen schaffen kann und wäre am liebsten direkt nach dem Studium in die Vorbereitung gegangen. Nein, stattdessen musste ich erst mal 2-3 Jahre Assi spielen. Das fand ich eigentlich auch unter meinem Niveau und war froh, als die Zeit vorbei war. Ich habe das Examen dann auch geschafft.
Und seitdem ich Steuerberater bin, bin ich gar nicht mehr ambitioniert. Ich sehe es so, dass man erst als angestellter Steuerberater so richtig "Steuerfachangestellter" ist. Alles davor sind dann eher so nervige Fleißaufgaben ohne Niveau, weil einem eh nichts zugetraut wird. Wenn man den Steuerberater hat, darf man selbständiger arbeiten. Und ich bin jetzt damit vollkommen zufrieden. Ich muss jetzt nicht unbedingt Führungsaufgaben übernehmen oder Partner werden.
Und ich glaube, so ist es bei jedem Menschen. Es gibt eben einen Punkt, an dem mein sein berufliches Ziel erreicht hat und weder über- noch unterfordert ist. Dieser Punkt ist meistens nach 3-5 Jahre erreicht und dann entscheidet es sich, ob man weiter machen will und Führungsaufgaben übernehmen will oder nicht.
Dass jeder sein Leben lang an der Karriere bastelt, ist meiner Meinung nach unrealistisch. Wirklich für eine große Karriere sind vielleicht 5% der Menschen geeignet. Leider geht man in der Beratung auch von diesem unrealistischen Idealbild aus und verlangt von jedem Mitarbeiter, dass er unbedingt weiter kommen will. Dabei ist das doch auch gar nicht nötig, um gute Arbeit zu machen.
Ich weiß nicht, ob es in der Industrie auch so ist. Ich meine jetzt normale Abteilungen, nicht irgendwelche Sonderabteilungen. Ich hatte bisher immer gehofft, dass es in der Industrie "vernünftiger" zugeht.
antworten