Ich finde immer, das ist eine etwas arrogante Sichtweise, die sich nur aus deiner eigenen Erfahrung speist und die Realität im Arbeitsleben allgemein außer Acht lässt. Das meine ich nicht böse, es gilt auch für alle und ich schließe mich nicht ganz aus.
Die Realität ist, dass wahrscheinlich 50% der Angestellten gar kein Home Office machen können, weil die Tätigkeit unweigerlich eine Vor-Ort Präsenz erfordert (Verarbeitendes Gewerbe, Produktion, Einzelhandel, Gastronomie, Gesundheitssystem, Polizei, Ämter, Kantinen,…)
Dann gibt es noch mal bestimmt 20-30% in denen es nicht so einfach möglich ist oder womöglich keinen Sinn macht da es sich negativ auf das Unternehmen auswirkt (z.B. eine HR-Person die Leute aus der Kategorie oben betreuen muss)
Nun kommen wir Sesselfurzer daher und sagen „wenn ich in Zukunft kein Home Office, nicht die volle Flexibilität, und kein Arbeiten von überall in der Welt bekomme, dann mache ich das nicht mit“, und das kommt ausgerechnet von denen, die ohnehin schon viel mehr dafür bekommen als die anderen (oben), und eben jenen die auch selbstverständlich darauf bestehen werden, dass jedes Restaurant, jedes Cafe, jeder Laden immer für sie geöffnet sein wird, und der Rest per Amazon Bote nach Hause geliefert wird.
Ich arbeite mit meiner Firma jetzt seit fast zwei Jahren im vollen Home Office Modus, Leute arbeiten fast von überall auf der Welt im Moment. Lange Zeit hat das auch gut funktioniert, so langsam aber sehe ich die Grenzen. Die Performance vor allem bei in der Zeit neu Eingestellten lässt nach, die wenigen die positiv herausstechen sind die die immer noch jeden Tag ins Büro kommen.
Es geht aber noch weiter: Früher lag der Charme der Firma im persönlichen Kontakt, in Freundschaften, im Team Spirit, der auch durch gemeinsame Team Events geprägt war. Wenn ich jetzt 70 Leute zu einem Team Event einlade, sagen nur 30 Leute zu, 20 können nicht, weil sie gerade woanders sind, die restlichen 20 wollen nicht, weil sie eh keinen vom Team kennen. Von der eingeschränkten Möglichkeit jemandem wirklich vor Ort direkt etwas zu erklären, mit mehreren Leuten kreativ am Flipchart zu arbeiten, ganz zu Schweigen.
Schöne neue Welt!
WiWi Gast schrieb am 17.11.2021:
Für mich ist keine andere Lösung als standortunabhängiges Arbeiten mehr vorstellbar.
Werde weiterhin ins Büro fahren, am Ende des Tages möchte ich aber selbst entscheiden, ob und wann ich wirklich hin fahre, ohne durch einen festen Office-Tag o.ä. fremdbestimmt zu sein.
Hatte letztens eine relativ heiße Projektphase, wo ich eine Woche lang von 9 Stunden Arbeitszeit min. 7 Stunden wirklich hochfokussiert im "Flow" war. Für solche intensiven Phasen ist das Home Office für mich der beste Arbeitsort, da es einfach keine Ablenkung gibt und alle Faktoren hier stimmen (Ausstattung, Einrichtung, Atmosphäre etc.), sodass ich keinen einzigen Tag im Office war.
Momentan ist es wieder etwas ruhiger, sodass ich auch gerne mal 2-3 Tage / Woche ins Büro fahre, um mich auszutauschen, zu networken, interne Themen voranzubringen oder mich auch einfach mal eine Stunde mit einem Kollegen beim Kaffee zu verquatschen.
Ich denke, die Zukunft ist hier, maximal flexibel zu sein und den Mitarbeitern die Wahl zu überlassen.
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