WiWi Gast schrieb am 28.10.2020:
Also ist natürlich eine Abwägung, aber ich persönlich denke, dass die Folgen des neuen Lockdowns dramatischer sind, als die Folgen der Pandemie. Und zwar hauptsächlich, was soziale Themen anbelangt und in der Folge die Stabilität unserer Demokratie gefährdet.
Wir wägen schon immer ab, zwischen Risiko und Nutzen. Wir nehmen die vielen Toten durch Luftverschmutzung, Stress, Alkohol in Kauf, obwohl es viel einfacher wäre hier etwas zu tun. Aber für ein natürliches Virus, das etwa doppelt so schlimm ist wie die Grippe fahren wir alles herunter? Risikogruppen schützen ja, alles runterfahren nein.
Der neue Lockdown ist pauschal und es wird sich zeigen, ob er auch vor Gerichten Bestand haben wird. Zwar wollen Bund und Länder entspechenes im Bundestag und Bundesrat verabschieden (vermutlich auch, um den Rechtsweg zu erschweren), es ist aber m. E. mehr als fraglich, ob das helfen wird. In bestimmten Gebieten (z. B. Mecklenburg Vorpommern) sind die Zahlen so gering, dass man eigentlich keinen Lockdown rechtfertigen kann. Es würde mich also nicht wundern, wenn die Entscheidungen im Wege des einstweiligen Rechtschutzes kassiert würden.
Derzeit schränken sich die Jungen im Land für die Alten und Gefährdeten ein. Jetzt kann man sagen, dass das gut ist, so nach dem Motto "dann lernen die Jungen auch mal Solidarität", etc. Geschenkt. Trotzdem muss man sich mal fragen, wie lange das so weiter gehen soll. Schätzungen zufolge kann es Jahre dauern, bis die gesamte Bevölkerung durchgeimpft ist, und die Jungen sind die, die das System am laufen halten, die arbeiten, die Reisen (und damit den Tourismus in anderen Ländern ankurbeln, wo Leute nichts mehr zu essen am Teller haben), die die Renten der Alten bezahlen und die rausgehen, damit die Kneipe ums Eck Umsatz macht.
Und auf die Interessen der jüngeren Leute wird gepfiffen. Abibälle werden gestrichen, die Schulen und Kitas geschlossen, sodass junge Familien überhaupt nicht mehr wissen, wie sie die Kinderbetreuung auf die Kette kriegen sollen. Jüngere Paare, die sowieso die Hälfte ihres Nettoeinkommens für eine Zweizimmerwohnung in München ausgeben, können jetzt Homeoffice in Wohn- und Schlafzimmer machen.
Alles egal, weil wir als Gesellschaft nicht bereit sind zu akzeptieren, dass Menschen an diesem Virus sterben, so wie Menschen in anderen Ländern an Malaria, Dengue-Fieber, Cholera und ähnlichen Krankheiten sterben, für die es keine Impfstoffe gibt. Hey, wir leben doch im Land der Freiheit und Gleichheit und wenn dir was nicht passt, kannst du ja umziehen, deinen Arbeitgeber wechseln oder bleiben wo der Pfeffer wächst, denn der Deutsche ist ja am Ende was? An allem selbst schuld. Danke für nichts.
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