Naja, mit dem ganzen Bologna-Tralala haben sich die deutschen Bildungs-Politiker mal wieder einlullen lassen. Der deutsche „Diplom“-Studiengang garantierte ein hochqualifiziertes Prüfungs-Wissen. Die Bologna-Vereinbarungen wollten, dass in Europa alle nur noch ein DURCHSCHNITTLICHES Prüfungswissen nachweisen müssen. Deutschland hat sich hier wieder einmal eines Wettbewerbsvorteils berauben lassen.
In einer Demokratie funktioniert Bildungspolitik demokratisch (zur Vermeidung von Missverständnissen: ich bin Demokratie-Verfechter, alle anderen politischen Systeme sind noch problematischer als eine solide Demokratie …!):
Ersichtlich wird das Dilemma auch innerhalb der deutschen Bundesländer. Bremen, traditionell links, tendenziell „Abitur für alle“, unabhängig von tatsächlichen Unterschieden von nachweisbarem Prüfungswissen. Mehrheiten wollen halt, dass niemand „besser ist als der Durchschnitt“. Leistungsfeindlich ist‘s allerdings auch. Soziale Ungerechtigkeit betrifft ungleiche Voraussetzungen AM START! Wenn alle gleichzeitig loslaufen, aber manche schneller rennen als andere, hat das mit sozialer Ungerechtigkeit nichts mehr zu tun.
Aber egal, Namen (Abschlüsse …) sind Schall und Rauch, „die Wahrheit ist auf dem Platz“, sagt man im Sport. Allerdings schon erschreckend, wieviel weniger theoretisches Wissen und wieviel weniger Anstrengungsbereitschaft die Bachelor-/Master-Absolventen teilweise mitbringen.
Mein Fahrlehrer sagte damals, der Führerschein beweise nicht, dass man Auto fahren kann, sondern nur dass man Auto fahren darf.
Genauso ist ein Diplom oder ein Master nur ein Nachweis für theoretisch geprüftes Mindest-Wissen, als Einstellungs-Voraussetzung für manche Jobs.
Aus Entscheider-Sicht bleibt der Bachelor ein „Vordiplom“, vergleichbar mit einer Ausbildung als Industrie-Kaufmann o.ä., ohne wissenschaftliches Arbeiten, ohne weitergehende Ambitionen, irgendwie „Schmalspur“ und etwas weniger ambitioniert.
Sorry, aber so denken potentielle Arbeitgeber. Ich auch, unabhängig davon, dass ich in meinem langen Berufsleben eigentlich fachlich nur Themen vom Grundstudium (vor dem Vordiplom) benötigt habe. Allerdings forderte das Hauptstudium und die Diplomprüfung (heute: der Master), dass man auch den Nachweis erbringt, mal „dickere Bretter zu bohren“, also sich mal richtig anzustrengen und wissenschaftlich arbeiten und denken zu lernen.
An den FH‘s als selbsternannte „Hochschulen“ bleibt ja die Ausbildung eher wie in einer Schule. Man kann wenig falsch machen, der Stundenplan ist strikt vorgegeben, fachlich bleibt‘s sehr nah an den Themen dran, für „Studium Generale“/Allgemeinbildung gibt es wenig Angebote, und dass an den FH‘s kaum jemand schlechter als mit Anschlussnote 2,x abschneidet, ist ja auch kein Geheimnis mehr. Anders als an der Uni, dort scheitern durchaus zahlreiche Studenten an den Prüfungen.
Mit der EU-weiten Vereinheitlichung des Bildungssystems sind wir nicht wirklich weitergekommen. Lustig fand ich z.B. Bewerbungen rumänischer „Akademiker“ auf die PosItion CFO dortiger Tochtergesellschaften. Tolle Zeugnisse, gute Referenzen, aber wirklich überhaupt keinerlei kaufmännische Basiskenntnisse, Bilanzen/GuV/Cash Flow-Kennzahlen durcheinandergebracht, noch nie von Working Capital gehört, Steuerrecht völlig unbekannt … . Traurige Wahrheit in manchen EU-Staaten: die „Bachelor-/Master“-Abschlüsse kann man käuflich erwerben. Insofern hat sich die deutsche Politik mit der Abschaffung des Diploms zugunsten eines Bachelor-/Master-Tralalas über den Tisch ziehen lassen, leider. Der Studienabschluss ist als Qualifikationsmerkmal entwertet worden, aber, wie gesagt, „die Wahrheit ist auf dem Platz“, im Gespräch kriegt man schnell raus, ob jemand wirklich Ahnung hat.
Und zu allerletzt: aus Arbeitgebersicht findet die Entscheidung erst am Ende der Probezeit statt, ob man jemanden ins Unternehmen holt oder nicht. Einstellung auf Probe, nicht mehr und nicht weniger.
Und nach zwei/drei Jahren im Unternehmen ist die Papierform sowieso egal, denn die tagtäglich erbrachte Leistung ist viel wichtiger als irgendwelche mehr oder weniger zweifelhaften Zertifikade.
Was bleibt: gute Uni-/FH-Abschlüsse beweisen zumindest, dass jemand fleissig lernen konnte und Spielregeln im Arbeitsleben voraussichtlich respektieren wird.
Und wer sich an die Uni „traut“ und dort vernünftige Noten erzielt, statt den einfacheren Weg der FH‘s zu gehen, dürfte mehr Ehrgeiz haben, als jemand, der mit Abi an die wohlwollenderen FH‘s geht.
Jaja, früher war alles besser … . Ganz ehrlich, glaube ich tatsächlich. Die Anstrengungs- und Lernbereitschaft hat zwischenzeitlich abgenommen, und die Leute sind satt und zufrieden geworden … . Deutschland verspielt momentan seinen industriellen Wettbewerbsvorteil im internationalen Wettbewerb, und dafür gibt es viele Gründe … !
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