Erfahrungsbericht Auslandsstudium in den USA: Eugene, Oregon 3
Frank Bode, Wirtschaftsstudent aus Stuttgart, berichtet über seinen Aufenthalt im Westen der USA.
Lehrinhalte
Von der Lehrinhalten her wird hier im Wesentlichen das gepredigt, was man sich in Harvard an Material eingekauft hat, eigene Forschung gibt es kaum. Der Schwerpunkt liegt zu 90 Prozent auf der Lehre, nicht wie in Deutschland, wo es etwa 50/50 ist. Dies macht sich in der angenehmen Tatsache bemerkbar, dass die meisten Lehrkräfte hier problemlos erreichbar sind und auch tatsächlich Zeit für einen haben. Es gibt aber auch hier Ausnahmen und negative Beispiele. Die Computerausstattung der Business School ist vorbildlich, und die PCs sind immer zugänglich, wenn das Lab offen hat, was manchmal ein Schwachpunkt ist.
Zur BWL- orientation sage ich nur: »Finger weg reine Zeitverschwendung«. Die accounting orientation war gut. Also wenn man accounting studiert, dann kann man die BWL- orientation getrost sein lassen. Andrew Verner, der MBA-Programm-Chef, ist dann vielleicht etwas geknickt, aber er hat mit den accounting- Studenten an sich eh nichts zu tun. Die MBA orientation besteht aus hunderten von sinnlosen Team-Building- und Motivations-Übungen und ist total langweilig und nervtötend. Man wird dort von Möchtegern-Motivationsgurus zugelabert, die bei den S.E.A.L.s gefeuert wurden und nun arme BWL-Studenten mit ihren angeblich so tollen Kameradschaftserfahrungen langweilen. Meine Meinung: Teamwork kann man nur im täglichen Leben (eventuell mit Hilfe eines Coaches) lernen, aber nicht in stupiden Spielchen auf der Wiese. Wenn man weiß, wie kaputt man sein muss, um das Training einer Spezialeinheit psychisch zu überstehen, dann wundert man sich schon, was einem diese Typen an gesunder Geisteshaltung vermitteln wollen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass das BWL-Studium im Vergleich zu Deutschland fachlich nicht ganz so anspruchsvoll ist, die Klausuren um einiges leichter sind, dafür aber der Arbeitsaufwand enorm hoch ist, viel mehr als bei uns, und der Arbeitswillen höher als das fachliche Können bewertet wird. Dies eben in dem Sinne, dass »jede(r) eine Chance haben muss, wenn er/sie nur will«. Durch den hohen Arbeitsaufwand können aber schwächere Studenten besser in das Studium integriert werden, was positiv zu sehen ist.
Im Grunde wird einem hier alles gesagt, was man zu tun hat, und man sollte auch alles tun, was einem gesagt wird, zumindest im Großen und Ganzen. Manchmal reicht es, die Zusammenfassung zu lesen und nicht den ganzen Text, aber nicht immer. Das muss man eben herausfinden. Die Qualität des Studiums ist hier nicht unbedingt höher, lediglich die Energie, die von Seiten der Studenten und des Lehrkörpers hinein investiert wird, ist größer.