Scam Anlageberatung für Großeltern?
Hallo zusammen,
Ich hoffe, jemand hier war eventuell schon einmal in einer ähnlichen Situation und kann mir einen Ratschlag geben oder Erfahrungen teilen.
Mein Großvater hat mich vor kurzem bei der Anlageberatung durch seine Bank hinzugezogen, da er der Meinung ist, dass es letztendlich ja das Erbe meiner Geschwister und mir ist. Schon sein Leben lang ist er am Kapitalmarkt aktiv und hört dabei stets und ohne Widerspruch auf seine Bankberaterin.
Zuletzt war also ein neuer Beratungstermin, da mein Opa meint, mit Ende 80, jedoch mental fit, möchte er erneut einen großen fünfstelligen Betrag investieren. Ich war ziemlich entsetzt, was seine Beraterin ihm da aufgetischt hat: der Großteil soll in Immobilienfonds, daneben Dachfonds und, sofern gewünscht, auch Zertifikate. Sämtliche Produkte hatten horrende Kosten (5% Ausgabeaufschlag, 3% Management Fee + extra Gewinnbeteiligungen). Gleichzeitig ja, laut Beraterin, alles eher im risikoscheuen Bereich aufgrund seines hohen Alters. Absoluter Scam mM, oder wo sollen risikoscheue Produkte denn überhaupt diese Kosten wieder einholen? ISINs wollte sie mir im übrigen nicht geben, Produktinformationsblätter kommen dann irgendwann per Post. Zu Ende war dann noch die Rede von einer einmaligen Investitionsmöglichkeit in einen Immobilienfonds, bei dem sie einen gewissen Betrag für meinen Opa reserviert hat, aber die Investition müsse sofort erfolgen, da das Produkt sehr begehrt sei und sie nicht lange reservieren kann. Damit hatte sie dann bei mir den Vogel abgeschossen und ich zweifle stark an der Seriosität.
Ich selbst investiere nur wenig und ausschließlich in Etfs (der Klassiker, MSCI World + EM) und wüsste nicht, wie man mit Ende 80 am besten investiert sein sollte. Gleichzeitig ist die Beraterin meines Opas auch irgendwie eine Art Bezugsperson für ihn, da er nunmal alleine lebt. Die beiden haben sich rege über verschiedenste private Themen ausgetauscht und menschlich scheint die Dame auch super nett zu sein, weshalb ich meinem Opa auch nicht raten will, sämtlichen Kontakt abzubrechen. Was aber soll ich jetzt tun: auf kostengünstigere Produkte mit ETFs pochen? Und wie investiert man am besten in so hohem Alter, wenn man das Geld wirklich nicht mehr benötigt? Mein Opa sagt selbst, das Geld legt er quasi für uns an. Er weiß aber nicht, dass ich selbst auch investiere und bei 100% Aktienquote läuten bei ihm die Alarmglocken :D
Für mich ist quasi ausgeschlossen meinen Opa davon zu überzeugen mir das Geld zu geben, damit ich dieses für ihn anlege. So würde er den Kontakt zu seiner Bankberaterin verlieren und, sollte es mit den Märkten bald nach unten gehen, wäre ich "schuld" und auf einen solchen Konflikt kann ich gerne verzichten. Ergo müssen wir also bei seiner aktuellen Beraterin bleiben, und ich kann sie auch nicht im Beisein meines Großvaters so kritisieren, wie ich es gerne machen würde, da sie ja "schon viele Jahre hervorragende Arbeit" für ihn leiste.
Was würdet ihr tun?
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