"Den Hinweis mit dem "nicht zu hohen Gehalt" finde ich übrigens interessant. Es ist ja kein Geheimnis, dass sich Frauen regelmäßig unter wert verkaufen."
Das hat mich auch verwundert. Kann es sein, dass Deine Einstellung "ich bin eine Frau, über 30 und hab deshalb eh schlechte Karten", sich bewusst oder unbewusst auch in Deinem Auftreten äußert? Machst Du Dich vielleicht kleiner als Du bist? Ich finde es fatal, dass Frauen von Frauen eingeredet wird, sie hätten so schlechte Chance. Ganz unabhängig davon ob das noch in nenneswertem Ausmaß so ist (die Frauen die das so laut rausposaunen wollen sich ihren Lobbystatus erhalten und kommen aus den 70ern, als das noch wirklich ein Problem war, das man es so laut raus posaunen MUSSTE um gehört zu werden. Heute erscheint mir das paradoxer Weise gerade für Frauen kontrapdokutiv), führt es einfach dazu, dass Frauen dazu neigen das für wahr zu halten und ihr Verhalten anpassen.
Anders gesagt: Wenn mir während und nach dem Studium von anderen ständig eingeredet worden wäre, dass man mit 2,4, VWL und ohne nennswerte Qualis (1 kurzes Praktikum) sowieso keine Chance hätte (wie man das hier in den Foren ja vermittelt bekommt und unter Bachelorn extrem geworden ist, wie ich finde) und ich das irgendwann geglaubt hätte, wäre ich in VGs wohl auch anders aufgetreten. Zumal ich ohnehin nicht der große Sonnenschein iSv "Sales-Typ" aka Unternehmensberater bin.
Auch da gilt natürlich: Ja, da ist was dran, dass ich schlechtere Karten mit den Qualifikationen habe, aber dass ich deshalb in überzogener Weise eingeschüchtert bin, macht die Sache nicht besser.
Es ist doch so: Das erfolgreiche Verhalten in den UB, WP, IB und vielen anderen Wiwi Bereichen ist nun mal das klassische Alphatierchen mit einer angemessenen Zurückhaltung zum Einstieg (nicht überheblich, aber selbstbewusst, überzeugt und bestimmt sein). Das erfüllen anscheinend Männer besser als Frauen. Nicht weil sie biologisch Männer sind, sondern weil sie dieses Verhalten im Mittel eher an den Tag legen. Dass ein solches Verhalten durchaus seinen Sinn hat ist zu beobachten an Führungspositionen. Da sitzen meistens (Ausnahmen bestätigen die Regel) keine zahmen Persönchen, die sich nicht trauen zu lenken, dirigieren und delegieren (was nicht bedeutet, dass man immer groß Rambazamba macht!) und das ist vollkommen unabhängig vom Geschlecht. Man muss ein Profil erfüllen. Da kann auch viel von "alternativem Führungsstil" geplappert werden. Mir war der Chef, der klar sagen konnte was Sache ist und was nicht und dabei auch deutlich wurde, immer lieber als der andere (ich kenne beides) der herumlavierte, irgendwie diplomatisch sein wollte und es sich ja nicht mit seinen Mitarbeitern verderben wollte. Beides Männer, aber letzterer war nicht wirklich erfolgreich und ist nicht zuletzt deshalb gegangen worden. Das Gefasel von sanfter Führung ist genauso ein Bullshit wie Diversity, Nachhaltigkeit und das ganze Ethikgelaber. Zeitgeist, mehr nicht.
Noch mal anders gesagt: Ich möchte sehen wie ein Wiwi der bei McKinsey mit Handkuss genommen wird in einem Bewerbungsgespräch als Kindergärtner abschneidet und sich im Team dort verhält. Jaaaa, das kann gut gehen, aber so im Mittel?
Kurzum: Ich würde mich von dem Gefasel nicht verrückt machen lassen. Im VG sollte das kein Thema sein und ich würde es auch nicht ansprechen. Erstens stellt sich die Frage ob Du bei einem Unternehmen arbeiten willst, dass solche Vorstellungen hat. Zweitens denke ich, dass das Phänomen weniger weit verbreitet ist, als man denkt. Ich ziehe einfach aus den alltäglichen Nachrichten einen gewissen Ideologieanteil ab (genauso wie beim Umweltschutz, Klima, Öko, Finanzkrise, Soziale Ungerechtigkeit etc pp) und addiere persönliche Erfahrung. Ich arbeite seit 5 Jahren in einer Bank und habe in meiner Abteilung zumindest zwei mal gesehen wie jemand eingestellt wurde, der nach 2 Jahren schwanger wurde und das war überhaupt kein Ding. Davon wurde eine direkt (!) wieder schwanger -- mir war bis dato gar nicht bewusst, dass das biologisch geht.
In meinem Freundeskreis haben auch alle w30 (na ja 28, 29, 31) damals problemlos einen Job nach dem Studium gefunden. Das Alter war vor nicht allzu langer Zeit (Diplom/ Magister, Wehrdienst, G13, das Leben IST ein Ponyhof-Einstellung) ohnehin nicht selten. (20 zum Abi/ Uni Beginn, gepflegte 12 bis 14 Semester Studium und bei Männern kam noch ein Jahr Wehrgedöns dazu, dann ein bisschen Zeit zum Ausspannen und Jobsuche =27-29 zum Berufseinstieg).
Vor nicht mal zehn Jahren war das Standard. Wenn ich mich aus Interesse durch die Einstellung und Probleme heutiger Studis hier auf wiwitreff und anderen Foren (meiner alten Uni zum Beispiel) klicke, versteh ich manchmal die Welt nicht mehr. Diese Existenzängste und der soziale Druck und so weiter. Macht doch mal halblang und lasst die Dinge mal laufen. Ich hab auch 12 Monate zwischen erster Bewerbung (vor der 6monatgen Diplomarbeit) und Einstellungstermin gehabt, hab knapp 20 Bewerbungen geschrieben. Davon 4 VGs, 2 Zusagen und bin mit 48k in nem Job der mir Spaß macht eingestiegen. Und das war bei anderen ähnlich. Der Unterschied zu heute: Damals hat man sich erst deutlich später Kopf gemacht und war entsprechend entspannter bei VGs oder Messen.
Okay war jetzt etwas Offtopic, aber ich finds einfach komisch wie schwarz alles gleich gesehen wird, wenns mal n paar Monate nicht so läuft wie man glaubt dass es bei anderen läuft. Die anderen kochen auch nur mit Wasser.
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