WiWi Gast schrieb am 29.12.2021:
Habe meine Infos vom Kumpel. Er ist OA und macht Dienste, aber auch nicht jedes WE:
Tarifliches Gehalt OA: 8.500*12 (mittlere Stufe, dürfte nach Tarifanpassung nochmal mehr werden) = 103k
Übertarifliche Zulage: 20k
Dienste machen den Rest, also ca. 1-2k pro Monat.
Was davon ist bei Deiner Frau denn anders? Selbst wenn sie keine ÜT Zulage hat, dann liegt sie doch bei ca. 120k.
Naja, jetzt hast Du natürlich die Bereiche rausgesucht, die nicht gerade die meiste Kohle bringen, dafür aber gute Bedingungen haben.
Inwieweit sollte der BWLer darüber lachen? Hier im Forum brüsten sich doch viele damit, dass es ihr "Lebensziel" sei, bei 40h/Woche die 100k zu knacken. Dementsprechend gehören die von Dir beschriebenen Gestalten dazu, und bei ihnen ist es sogar "garantiert", wie Du selber schreibst.
Gibt der angestellte Arzt ein bisschen mehr Gas (Krankenhaus), dann sind mit Mitte 40 eher 150k drin (Dienste, Oberarztstelle)
Ich bin selbst frisch gebackener Oberarzt und muss bei manchen lebensfernen Aussagen hier schon etwas schmunzeln. Ich habe ca 125k pro Jahr, bin Anfang 30, Unikliniktarif. Diese Stellung erreicht nicht jeder Arzt..oder sagen wir, nicht jeder mutet sich das zu. Ich muss dafür nämlich ca. 60 Stunden die Woche arbeiten, viele Ärzte reduzieren nach dem Facharzt oder lassen sich ambulant anstellen, da bekommt aber keiner 10k bei 50%, viele eher 7 bis 8k bei 100% als frischer Facharzt (natürlich gibt es größere Schwankungen je nach Fachrichtung).
Klar ist es möglich mit einer Praxis mehr Geld zu verdienen, aber die Selbstständigkeit mit allem was dazugehört ist ganz sicher kein "entspannter Selbstläufer". Übertarifliche Zulagen sind übrigens definitiv die Ausnahme, mir ist kein Kollege bekannt, der so etwas bekäme.
so weit weg sind doch deine 125 auch nicht von den genannten 150 - du bist ja auch "frischer oberarzt"? kannst du was dazu sagen wie die quote ist früher oder später oberarzt zu werden wenn man es will, und wie die perspektive bzgl gehalt aussähe wenn du jetzt den fokus auf deine karriere legen würdest - du wirst ja dann nicht bis zur rente 125k verdienen;)? mal ein eindruck von der anderen seite...
durchschnittsgehalt über alle angestellten ärzte ist in deutschland rund 100k pro jahr laut stepstone. für ingenieure 60k. für BWLer ebenfalls rund 60k für mintler sogar etwas drunter. kaum ein ingenieur verdient mit anfang 30 im IGM konzern 125k - das verdienen vielleicht team oder abteilungsleiter (je nach unternehmensgrösse) und da arbeitet man vlt keine 60 aber sicher auch 50h pro woche . als fachspezialist - egal wie gut man ist, promoviert oder nicht, ist dieses gehalt, das du mit anfang 30 bekommst für 99% der ingenieure in ihrer gesamten karriere garnicht zu erreichen. in der beratung ist es vielleicht möglich das zu verdienen - auch mit anfang 30. dann gehörst aber wieder zu den top 5 % prozent, arbeitest wie bekloppt, reist durch ganz deutschland und hast den druck des UP or Out prinzips.
sicherlich machen ärzte eine wertvolle, ansrengende und besonders verantwortungsvolle arbeit - das kann wohl keiner hier kleinreden, aber die finanziellen möglichkeiten - 125k mit anfang 30, kombiniert mit fachlicher tätigkeit und der arbeitsplatz-sicherheit eines beamten und der möglichkeit teilzeit 6k im monat oder mehr zu erzielen, sind fernab von dem was in "der echten wirtschaft" zu erzielen ist. mit ausnahme von guten juristen,die zum einstieg über 100k bekommen, aber das sind ja auch wieder gehälter diie (wie in der medizin auch) eher durch das staatliches monopol und die regulierung zustande kommen.
Wer als Arzt gerne und viel arbeitet, z.T. mit 24h Dauerstress und anschließend noch 2h unbezahlte Dokumentation - der verdient auch gut. Ist jetzt etwas überspitzt, aber ich wollte nur ausdrücken, dass man sich keine falschen Vorstellungen a la *ruhige kugel und fett kohle* machen sollte. Andererseits ist es natürlich eine tolle sache quasi mit der Approbation eine Garantie auf perspektisch 100k bei vollzeit zu haben- der weg dorthin dauert aber eben und das krankenhaussystem bietet -historisch gewachsen - z.T. miserable Arbeitsbedingungen, insb. für einsteiger. Und die 125k bei 60h sind halt auch nur gut 80k bei 40h. Da ist der IGM ingenieur dann eben bei seiner familie während ich nachts um 3 im op stehe..
Als langjähriger leitender oberarzt ist mit zuverdiensten (gutachten, externe konsile, vorträge, dienste, poolbeteiligung) bei ca. 160 bis 180k die obere grenze erreicht. Das ist sehr viel geld, aber diese stellung ist immer sehr viel arbeit, stress und natürlich nicht für jeden zu erreichen.
Wie schon gesagt, die meisten ärzte werden nicht oberarzt, vor allem nicht mit anfang 30. Viele wollen es auch nicht, zB wegen ständig anfallender, miserabel bezahlter rufbereitschaft (ca. 5 Euro brutto pro stunde, egal wie oft einen der kollege im vordergrund nervt, äh, telefonisch kontaktiert). Von meinen damaligen Kommilitonen bin ich aktuell der einzige mit oa stelle, bin aber wie gesagt auch früh dran.
Fazit - als Arzt verdient man sehr gut, auch als durchschnittlicher arzt. Eine gute work life balance geht aber nur in nischen und/oder teilzeit mit entsprechenden gehaltseinbußen. Wer gerne viel arbeitet und belastbar ist, kommt in diesem beruf sehr weit und verdient automatisch gutes geld bei sinnvoller arbeit und hohem ansehen. Eine kombination, die man sonst kaum in einem anderen gebiet bekommt!
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