Kritische Reflexion aktueller Karriere
Hallo Zusammen,
der nachfolgende Text soll keinen Konflikt auslösen, sondern einfach mal meine Einstellung zu den aktuellen Entwicklungen aufzeigen.
Warum ich der Meinung bin, dass ich diese gut bewerten kann? Weil ich mich von genau diesen hab in all meinen Entscheidungen leiten lassen.
Was wollte ich? Immer der beste sein, das bestmögliche erreichen, alle anderen übertrumpfen, was es auch koste.
Zu mir: Abitur mit 17, Bachelor mit 20 an der Universität Mannheim mit 1,2, Master mit 21 an der LSE mit 1,1.
Und nun? Bin ich seit 3 Jahren bei Morgan Stanley, angefangen als Analyst in Zürich, nach 1 1/2 Jahren Associate, seit einem Monat Senior Associate in Singapur. Mittlerweile bin 24. Einige hier im Forum werden sich nun denken, dass das alles ein Traum sein muss, so jung, so schnell und schon so weit.
Ich kann euch allen sagen: Das ist es nicht. Ich hab seit dem Beginn meines Bachelorstudiums immer alles dafür gegeben andere zu übertrumpfen, alles dafür zu geben das Auslandssemester in St. Gallen zu machen, die Praktika bei McKinsey und GoldmanSachs zu bekommen. Permanent die Nächte um die Ohren geschlagen, um noch eine 0,1 besser rauszubekommen, um das Praktikum zu meisten, alles eingeschmissen was irgendwie die Konzentrationsfähigkeit steigern konnte, vereinfacht gesagt, um mich von meinen Kommilitonen (oder wie ich so oft bezeichnet hab: meine Konkurrenten) abzuheben.
Und ich hab es geschafft; das was mein Ziel war. Bachelor und Master an wohl zwei der selektivsten Universitäten weltweit, Jobeinstieg bei einem der umkämpftesten Arbeitgeber weltweit. Und bin ich dadurch zufrieden? Nein, das bin ich nicht.
Viele meiner Freunde (oder genau genommen ehemaligen Freunde, dieser ständige Wunsch nach Besser, Besser, Besser hat mir im Prinzip sämtliche Freunde genommen) arbeiten in der Industrie, im öffentlichen Sektor. Sie verdienen vermutlich weniger als die Hälfte von dem, was ich verdiene. Und trotzdem beneide ich sie. Sie haben ein Leben, ich nicht.
Was will ich euch damit sagen? Nichts, es soll einfach nur ein Anreiz sein, mal darüber nachzudenken, ob es das wirklich wert ist, ständig nach der Nummer 1 zu streben. Macht das, was euch interessiert, lasst euch nicht durch Foreneinträge beeinflussen, und denkt lieber an Euch als an Euren Job. Denn das Leben ist kostbar und es sollte nicht durch den Job vereinnammt werden.
Los komme ich davon leider trotzdem nicht, es ist einfach meiner Einstellung geschuldet.
Vielleicht wird meine Entwicklung den einen oder anderen zum Nachdenken bewegen, ich wünsche euch allen auf jeden Fall noch einen schönen Sonntag.
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