Hallo,

ich suche Rat für folgendes Problem.
Ich habe meinen Bachelor in BWL mit durchschnittlichen Noten absolviert. Jetzt bin ich in einem Finance Master. Beides jedoch an einer sehr bekannten und renommierten Uni im europäischen Ausland. Auslandssemester habe ich absolviert. Englisch spreche ich fließend.

Ich habe einige Praktika absolviert. Unter anderem BIG4 Advisory, M&A Boutique, Auslandspraktikum in China und auch in der Strategie bei einem DAX Konzern. Zeugnisse hierbei waren immer sehr gut.
Ich würde mich selbst als sehr engagiert und leistungsorientierten Studenten bezeichnen.

Seitdem ich im Master bin bekomme ich jedoch teilweise richtig schlechte Noten, obwohl ich mich sehr bemühe.

Jetzt weiß ich nicht wie ich in Hinblick auf meinen Berufseinstieg vorgehen soll.
Ich kann mir eigentlich nur einen Arbeitsplatz in der Strategie zum Einstieg vorstellen. Sei es Beratung oder Corporate Strategy.
Hierbei sind jedoch sehr gute Noten besonders wichtig.
Mein ehemaliger Chef aus dem Strategiepraktikum hat mir geraten, erstmal bei einer großen Strategieberatung einzusteigen, da der Direkteinstieg in dem betreffenden Unternehmen normalerweise unmöglich ist. Bei den großen Beratungen werde ich jedoch aufgrund der Noten nicht zum Gespräch eingeladen.

Mit dem Gedanken in einem anderen Bereich anfangen zu müssen habe ich mich mittlerweile arrangiert. Jedoch kann ich mir nicht vorstellen, dass irgendein großes Unternehmen einen Absolventen zum Gespräch einlädt, der im Master deutlich schlechtere Noten erhalten hat.

Hat jemand einen Rat was ich in meiner Situation am besten machen kann? Die schlechten Noten stehen leider. Ich bemühe mich natürlich weiterhin bessere Zensuren zu erhalten und meinen Schnitt etwas zu pushen.
Langsam treten bei mir die ersten Existenzängste auf.

Herzlichen Dank!

Berufseinstieg in einer kleinen Beratung und nach ein paar Jahren versuchen zu einer größeren Beratung zu wechseln

Mit deinen Praktika bist du für Tier 2-3 Beratungen und kleine Boutiquen interessant. Zudem solltest du auch in der Industrie gute Chancen haben.

Jo, Butter bei die Fische. Wie schlecht sind denn deine schlechten Noten? Solange "gut" als Gesamtnote auf deinem Abschluß steht, kannst du dich bei allen Unternehmen bewerben und hast Chancen eingeladen zu werden (McK & BCG außenvor). Glaub nicht diesen Unsinn, der da steht mit "hervorragen Noten" etc., das beudetet nichts anderes als "gute Noten (2er)" und dient zur Abschreckung vor Massenbewerbungen. Hier im Forum wirst du höchstens nur runtergezogen von irgendwelchen Pseudo-T1-Beratern, die überall angeblich 1er haben und in Wirklichkeit meist im zweiten Semester die BA-Bank drücken. Bewirb dich wo du willst, wenn du ein spezielles Gebiet im Auge hast, wirst du deinen Weg dorthin finden, unabhängig davon ob es T1 oder erstmal T2 ist.

Faktisch sind Praktika > Noten. Dann biste in der praktischen Ausübung eben besser. Was willste denn noch mehr??

Könntest du nicht auch in der M&A boutique einsteigen, wo du schon ein praktikum gemacht hast? M&A -> Corporate Strategy ist ja auch ein üblicher Weg.

Ansonsten überall versuchen inkl. mittelständische Beratungen und Inhouse Beratungen?

Irgendwie hört sich dein Fall nach Holland an, wie "schlecht" sind denn deine Noten? unter 7.5?

Du hast doch Wahlmöglichkeiten im Master, wähle Fächer die für gute Noten bekannt sind um den Gesamtschnitt zu pushen.

Naja wenn du mit durchschnittlichen Noten zu solchen Praktika gekommen bist, dann sollte sich doch auch was mit einem Master in dem Noten-Segment finden lassen. Muss ja nicht immer MBB sein, andere machen auch noch Strategie, bzw. interessante Sachen ;)

Danke für die vielen Antworten,

ja ich werde mich jetzt wohl auf kleinere Beratungen fokusieren.

Der Bachelorschnitt war ein guter 2,x Schnitt (so einfach lässt sich das auch alles nicht umrechnen). Masterschnitt nach dem ersten Semester leider schlechter 3,x Schnitt. Wird sicher besser werden, aber ich habe in den Pflichtfächer ziemlich daneben gelgen, trotz hohem Lernaufwand.
Problem ist, dass jetzt eigentlich die Zeit ist mich für ein letztes ordentliches Praktikum zu bewerben, welches im Herbst anstehen sollte.

Ich weiß auf jeden Fall, dass ich es praktisch wesentlich besser umsetzen kann, als ein großer Teil der besten bei mir im Kurs. Für die berufliche Praxis zählen einfach ganz andere Skills. Hierbei bin ich, basierend auf diversen Feedbackgesprächen ziemlich gut aufgestellt.

Push!

Frage: wieso hört sich der Fall nach Studium in Holland an? Gibt es da so schlechte Noten? Wollte da eigentlich meinen Master machen, hatte aber im Bachelor schon gute Noten...Wäre für eine Rückkehr nach Deutschland ja dann übel

Würd mich auch interessieren. Ist bei mir zugegebenermaßen viel weniger ein Problem (immer noch 1 vor dem Komma, aber im Master heißt das ja nix, und dazu ein mieses Abi). Welche Optionen hat man?

Jein.

Das holländische Notensystem geht von 0 bis 10, wobei 5,5 normal bestanden bedeutet. Allerdings werden Noten von 9 aufwärts generell so gut wie nie vergeben - um einiges seltener als 1,0 in Deutschland. Einige Professoren vergeben sogar prinzipiell keine 10 in ihren Kursen. Anders gesagt ist alles ab 8,5-9, abhängig von der Uni, äquivalent einer Bestnote und z.B. 10 komplett fehlerfrei anstatt mit absolut minimalen Fehlern.

Deshalb wird in jeder vernünftigen Umrechnungstabelle und Anwendung der bayrischen Formel, und auch sogar von einigen Institutionen, die 9 (und an manchen Unis sogar die 8,5, wie z.B. Maastricht) mit 1,0 gleichgesetzt. Jemand mit 9,0 hat dementsprechend eine 1,0, genauso wie jemand mit 9,8 weil zweiteres eigentlich so gut wie unmöglich ist.

Viele Unternehmen sind sich dessen zum Glück bewusst, insbesondere da der Name Maastricht im deutschen Raum eine sehr hohe Reputation hat und das Notensystem dementsprechend bekannt ist. Leider gibt es aber immer noch genug HRler (und sogar Unis) die bei einer Umrechnung von z.B. 8,0 zu 1,x anstatt 2,0 stutzig werden obwohl es absolut korrekt ist. Bei den international ausgerichteten Unternehmen musst du dir deshalb aber meiner Ansicht nach keine Sorgen machen.

Dass sich das bald ändern wird und die Niederlande ihr System ändern bezweifle ich übrigens. Dänemark zum Beispiel hatte bis 2007 ein ähnliches System mit zwei Bestnoten: 11 und 13. Seit der Umstellung gibt es nur noch eine, nämlich 12. Bei einigen Professoren ist das allerdings immer noch nicht angekommen, d.h. 12 wird wie eine 13 (und dementsprechend vergleichsweise mit anderen Ländern zu selten) und die zweitbeste Note, 10, wird wie eine 11 vergeben. Das führte teils zu sehr inkonsistenter Notenvergabe zwischen Professoren und Examinern im gleichen Fach.

Lounge Gast schrieb:

Frage: wieso hört sich der Fall nach Studium in Holland an?
Gibt es da so schlechte Noten? Wollte da eigentlich meinen
Master machen, hatte aber im Bachelor schon gute Noten...Wäre
für eine Rückkehr nach Deutschland ja dann übel

Besten Dank für die ausführliche Antwort! Hat mir wirklich sehr geholfen. D.h. durch die angepassten Umrechnungstabellen ist es nicht (deutlich) schwerer einen deutschen Einserschnitt zu erreichen? Ich weiß noch nicht genau in welchem Land ich nach dem Master arbeiten möchte, deshalb ist mir das schon wichtig.