Es gibt erstmal ein paar Kerndinge, die inhaltlich keinerlei Rolle spielen, aber entscheidend sind:
- dein Lebenslauf muss kurz und knackig sein, Optimalfall eine Seite. Wenn du das nicht packst, dann hast du entweder überflüssige Dinge drauf oder nutzt den Platz nicht optimal. Nochmal: eine Seite, nicht mehr, egal wie wichtig du bestimmte Stufen oder Kommentare einschätzt. Wenn du dich wirklich nicht entscheiden kannst, was du weglassen willst, dann frag dich was am unwichtigsten für die Stelle ist, bei der du dich bewirbst. Oder kürz den Punkt entsprechend (Auslandssemester z.B. beim Unterpunkt deines Studiums erwähnen)
- der Lebenslauf muss übersichtlich und visuell ansprechend sein. Tabellarisch (im Optimalfall ohne Linien, etc.), mit Foto, mit Unterschrift. Du hast kein gutes Foto? Dann lass eins machen.
- professionell wirken. Hol dir eine vernünftige Email-Adresse (name@anbieter, mail@deinname.de, ... - Jahreszahlen oder sowas sind auch noch ok) falls du keine hast - du würdest nicht glauben, wie oft dir sowas das Genick bricht. Dazu überflüssige Floskeln und doppelte Infos raus ("hiermit bewerbe ich mich...", "LEBENSLAUF" aus Titel (nehm deinen Namen), Familienstand und Religion bei "Persönliche Informationen", ...). Jeder Zentimeter, den du hast, muss für Verkaufsargumente genutzt werden.
- das Anschreiben muss eine Seite lang sein und in einem vernünftigen Briefformat. Es gibt da sogar einen Standard zu dessen Name mir nicht einfällt, google den mal. Damit machst du nichts falsch.
- KEINE VORLAGEN VERWENDEN. Erstell die Dokumente selbst, komplett. Egal wieviele Vorlagen es schon für Lebensläufe und Anschreiben gibt.
Ok. Nun zum Inhalt:
Lounge Gast schrieb:
vor kurzem habe ich meinen Masterabschluss in Economic Policy
(VWL) gemacht und nun bewerbe ich mich auf die in Ihrem
Karriereportal ausgeschriebene Stelle als Junior Consultant.
Stelle, auf die du dich bewirbst, in den Titel der Bewerbung, Rest umschreiben ("in meinem Studium an der X konzentrierte ich mich auf den Bereich Y und konnte mir so diese, jede und die Kompetenz/Fähigkeit aneignen"). Das muss der Kern deines Arguments sein; dein bestes Argument. in der Beratung will man, dass du vom Thema Ahnung hast, also erwähn sofort die Themen, die auch nur marginal zur Beratung bzw. zum Beratungsbereich passen.
Besonders die Werte von XXX gegenüber Kunden, Partnern,
Dienstleistern und Mitarbeitern *(steht so auch auf der
Homepage) passen gut zu mir und bestärken mich in meiner
Bewerbung.
Firma erwähnen: gut. Aber die Motitvation kommt ans Ende. Hier musst du eher aufzeigen, wieso der Job FACHLICH zu dir passt, was dein Studium so geil für sie macht, wieso sie in dich investieren sollten. Und lass die tausend Bindewörter und Schleimerei weg, die wissen wie geil sie sind. Das machst du erst bei der Motivation.
Durch meinen Schwerpunkt in Angewandter
Ökonometrie habe ich schon früh im Studium mit
wissenschaftlichen Programmen Datensätze bearbeitet udn
besitze so eine hohe analytische und konzeptionelle
Kompetenz.
Womit? Also, welche Programme? Welche Methoden? Multivatiable Regression, Analyse von was für Daten (gesamtwirtschaftlich, einzelne Firmen), in welchem relevanten Kontext (Wirkung von Marketingausgaben auf Aktienwert bei Marketingberatung z.B.), etc. - jeder kann da allgemeinen Mist schreiben, aber nur Leute mit Ahnung durch Fachwissen glänzen. Aber übertreibs nicht, hier reichen z.B. wohl einfach die Programme aus.
Bisherige Praxiserfahrung habe ich durch ein
Projektpraktikum bei der XXX gesammelt, wo ich unter anderem
eigenständig an der Prozessanalyse und -optimierung und an
der Investitionsplanung gearbeitet hab.
Womit? Welche Programme? Was hast du benutzt? Welche Tools aus dem Studium? Wo ist der Kontext zur Stelle? Wieso hilft mir das als Arbeitgeber?
Zugleich waw ich
Kurzer Stop hier, denn: das ist schon der zweite Tippfehler. Faustregel ist: zwei Tippfehler und die Bewerbung ist im Müll. Also pass auf bei sowas.
Zugleich waw ich
Schnittstelle zwischen Geschäftsführung und Logistik, um
Dokumentation und Kommunikation zu gewährleisten.
Dokumentation wo (Wiki-Software, SAP, irgendwelche Word-Dokumente, ...)
Schnelle Einarbeitung ist kein Fremdwort für mich.
Raus.
Meinen
Bachelorstudiengang habe ich trotz Auslandssemesters in der
Regelstudienzeit abgeschlossen und meinen Masterstudiengang
habe ich bereits nach 3 Semestern erfolgreich und
überdurchschnittlich beendet.
Raus. Steht im Lebenslauf. Dazu, versetz dich in die Lage des Personalers: die suchen nach Leuten, die an sich gut sind. Das Studium in der Regelzeit zu absolvieren ist Standard und nicht herausragend (außer du bist im MBF in St. Gallen oder sowas). Das zu erwähnen sagt dem Personaler, dass dein bestes Argument ist, dass du Standard bist.
Dieser international
ausgerichtete Studiengang wurde in englischer Sprache
gehalten, sodass ich auch in diesem Gebiet sehr gut
ausgebildet bin.
Total blöde Formulierung. "Durch meine Auslandserfahrung und mein englischsprachiges Studium sammelte ich zahlreiche Erfahrungen in einem internationalen Arbeitsumfeld.", sowas eher. Oder einfach nur auf deine Englischskills beziehen (würde ich aber nicht machen).
Durch meine studienbegleitenden Tätigkeiten konnte ich
bereits eine zielstrebige und sorgfältige Arbeitsweise
entwickeln, um meine Aufgaben rasch zu einem guten Ergebnis
zu führen.
Sollte im Arbeitszeugnis stehen und sagt dem Arbeitgeber hier nichts, wenn du keins hast, denn das schreibt jeder.
Meine praxiserprobte Teamfähigkeit konnte ich
sowohl durch mein Studium mit nationalen und internationalen
Studenten, als auch durch meine ersten berufsbezogenen
Tätigkeiten, entwickeln.
Würde ich mit dem internationalen oben verbinden oder mit einem konkreten Skill aus dem Studium, der relevant ist. Es ist wichtig, dass du diese Soft Skills subtil verkaufst und nicht einen ganzen Satz für sie verschwendest.
Beispiel:
"In meinem Auslandssemester in Timbuktu nahm ich an einem Projekt zur Volatilitätsanalyse von historischen Marktdaten teil und entwickelte in Zusammenarbeit mit meinem Team ein multivariables Regressionsmodell zum Testen verschiedener Hypothesen."
Ich freue mich auf eine persönliche Einladung zu einem
Gespräch und stehe für aufkommende Fragen gerne zur
Verfügung.
Gut.
Für diese Stelle bin ich ab sofort verfügbar.
In den Titel.
Die Kernprinzipien sind:
- Soft Skills subtil vermitteln (außer es geht um irgendwas außergewöhnliches was du belegen kannst, die UNICEF-Sache z.B.)
- Erfolge nennen
- konkrete Werkzeuge und Programme nennen, Floskeln kann jeder schreiben.
Ansonsten: wenn du absolut keinen Zusammenhang zwischen der Fähigkeiten, die du für die Stelle brauchst, und deinem Studium, Praxiserfahrung, etc. findest, wieso willst du dann gerade dahin? Wieso keine Beratung, wo du eher hinpasst? Wieso nicht zuerst entsprechend weiterbilden?
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