Neulich hat ein arbeitssuchender Bekannter folgende - wie ich meine - recht unverschämte Absage auf eine Bewerbung bekommen:

"Sehr geehrter Herr XYZ,

wir möchten Sie nicht einstellen. Aufgrund des Gleichstellungsgesetzes werden wird auch keine näheren Auskünfte dazu geben.

Mit freundlichen Grüßen,

Firma Blablabla"

Mir scheint hier dass im zweiten Satz implizit ein Verstoß gegen dieses Gesetz zugegeben wird. Das könnte beim Bekannten, theoretisch auch zutreffen.
Dass hier etwas menschlich faul ist ist offensichtlich. Wie sieht es aber rechtlich aus? Und gibt es irgendeine Meldestelle?

Das ist wirklich hart! Kommt die Absage von einem großen Unternehmen? Sowas kann und darf man sich m. E. nicht leisten.

Man könnte das auch etwas höflicher formulieren. Das allerdings keine Auskunft gegeben wird habe ich auch schon öfters gehört (allerdings nur zu Einführungszeiten des AGG). Anscheinend haben viele Firmen Angst vor Klagen.

tut dem ungeübten ego sicher weh sowas zu lesen, ist aber der ungeschminkteste und treffendste absagetext den ich seit langem sehe. was nützten langatmige verschwiemelte "sorrys" wenns es nicht passt. der verweis auf das agg ist selbst keine diskriminierung.

darauf gleich mit einer klage antworten zu wollen - ohne selbst zu wissen was man eigentlich genau als diskriminierung vorwerfen will - offenbart nur fehlende souveränität im umgang mit rückschlägen. und bestätigt das verhalten der arbeitgeber überhaupt keine auskünfte mehr zu absagen zu geben um "agg-hopping" zu verhindern.

zur info das agg bezieht sich nur auf folgende formen der diskriminierung: rasse/ethnische herkunft, geschlecht/sexuelle identität, religion, alter, behinderung.

amtliche seelentröster sind allenthalben zu finden: gleichstellungsbeauftragte finden sich z.b in arbeitsagenturen.

Ja, so ist das in Krisenzeiten. Da haben die Firmen eine nochmal bessere Machtposition. Es bewerben sich immer mehr Leute auf immer weniger Stellen.

Versetze dich doch mal in die Lage des Unternehmens. Das AGG macht es dem Unternehmen wirklich schwierig, den Ablehnungsgrund schriftlich mitzuteilen. Was auch immer es ist, der Abgelehnte könnte klagen und das Unternehmen müsste nachweisen, dass es nicht gegen das AGG verstoßen hat.

Es ist dasselbe wie mit den Arbeitszeugnissen. Man wollte mit dem Verbot eines ehrlichen Zeugnisses den Arbeitnehmern etwas Gutes tun, und der Effekt war eigentlich nur, dass die Zeugnissprache inzwischen bis zur Unkenntlichkeit verklausuliert ist.

Genauso wird es in Zukunft auch mit den Absagen sein.

Und auch die Stellenausschreibungen werden verklausulierter werden, damit genügend Absagegründe vorliegen, auf die sich das Unternehmen im Notfall berufen kann.

Das hat mit "Machtposition" wenig zu tun, solche Absagen verdanken wir dem klasse Allgemeingleichstellungsgesetz, weil davon ausgegangen werden muss das jedes Wort zu viel, ein Wort sein könnte womit sie verklagt werden können, traurig, aber wahr.

Kein Unternehmen wird einen schriftlichen Grund für eine Absage liefern. Und um Rückfragen zu vermeiden, sagen die es eben gleich dazu.
Bei der Anspruchshaltung, die man aus deinem Post liest "Wo ist die Meldestelle?" ist das gut zu verstehen, wenn es auch schade ist für Bewerber.

Bei dem Text hat entweder das Unternehmen eine sehr eigenartige Kultur, oder der arbeitssuchende Bekannte war wirklich sehr schwach im Auswahlverfahren und hat damit eine solche Antwort prophoziert?

Böse ausgelegt handelt es sich vielleicht von Seiten deines arbeitssuchenden Bekannten um : "Buhuhuhu ich bin so toll, und die wollen mich trotzdem nicht einstellen. Das MUSS mit meiner Religion / Hautfarbe / Herkunft / ... zu tun haben. "

Es ist nach AGG-Einführung tatsächlich davon abzuraten, einen Grund für die Absage mitzuteilen -- da gibt man dem Bewerber sofort einen Hebel, wenn er sich denkt er kann da ein paar Euro über einen Vergleich raushauen indem er klagt.

Meiner Meinung nach soll er sich die Absage nicht so zu Herzen nehmen, bei einem Unternehmen, das so unprofessionell nach Außen kommuniziert, würde ich ohnehin nicht gerne Arbeiten.

Naja.. unverschämt finde ich die Absage eigentlich nicht, allerdings sehr kalt und unpersönlich. Wenn eine Firma schon so ihre Briefe schreibt, möchte ich nicht wissen, wie dort das Arbeitsklima ist..

Soweit ich weiss müssen Firmen bei Schwerbehinderten die Ablehnung begründen ... ansonsten droht eine Klage.