Wo in Südamerika lebst du denn?
Wurdest du von deiner Firma dorthin versetzt oder hast du dich direkt beworben?
War Spanisch/Portugiesisch notwendig?
Und wie steht's mit der Kriminalität? Da kannst in manchen Teilen schon recht übel zugehen
Ich habe den Rest mal "rausfiletiert". :)
Ich bin im Süden Brasiliens untergekommen. Ist hier auch etwas "leichter" als im Norden und manche sagen auch viel weniger Brasilien als nun die Mitte oder der Norden. Aber mir gefällt es gut und der "Kulturschock" fällt auch etwas geringer aus.
Den erwähnten "Ausländerbonus" für Europäer gibt es, fällt manchmal stärker/schwächer aus, man merkt irgendwie, dass sie mal Kolonialstaaten waren. Merkt man bei fast allen Kolonialstaaten, dass man auf der einen Seite Stolz auf die Unabhängigkeit ist, auf der anderen Seite dennoch emotional stark an den Ursprungsländern "klebt".
Ich bin da so "reingerutscht". Ich war einige Jahre im technischen Außendienst für meine Firma unterwegs, alles außer Europa und Australien. Hatte mir am Anfang viel Spaß gemacht, dann wurde es zur Routine und am Ende (letzten 1-2 Jahre) hatte ich echt Schwierigkeiten meine Koffer zu packen. Wenn man seine Koffer 4 Stunden vor Abflug für einen 8-Wochen-Trip packt, dann merkt man langsam, dass man sich was Neues suchen sollte. Hatte ich auch gemacht (oder damit angefangen, Firmeninterne Bewerbungen, ect.).
Letztendlich fängt man an die "kleinen Dinge" zu vermissen, bei mir wars mein Kühlschrank, dass eigene Bett und mein Rennrad. Und ich bin generell C/CL geflogen und habe in 4/5 Sternehotels genächtigt, naja, bis auf wenige Ausnahme, gibts halt nicht überall. Ist einem dann auch irgendwann egal, wichtig war dann immer, dass ich beizeiten nach Hause komme.
Naja, ob nun Zufall oder ob mein Chef den Braten gerochen hat -> ?
Er wusste, dass ich Brasilien gut fand und gerne da war und hat mir dann dort (hier :) ) eine feste Stelle als Expat angeboten. Das Angebot war erstmal solala und wurde dann nachgebessert. Hab da doch ein wenig gezockt und dachte schon, sie schicken mich wieder nach Hause :)
Zum Thema:
Wie wird man Expat: Ich war also schon irgendwie vorher in diesen "Kreisen" unterwegs. Dazu muss man sagen, dass in meiner Firma für den technischen Bereich eben ein Headoffice in D zuständig ist und von dort aus die Einsätze koordiniert werden und auch die technischen Expats entsandt werden. Man kennt sich also. Über Stellenausschreibungen läuft eigentlich nichts.
Das hat auch damit zu tun, dass sich die Chefs genau anschauen, wen sie ins Ausland schicken, da gibt es natürlich ein paar "Hardskills" um die man nicht kommt (Lizenzen), aber ansonsten (soll nicht überheblich klingen) kann man halt leider auch nicht jeden alleine weit weg schicken.
Sprache:
Deutsch fließend, Englisch ganz ok, aber alles "learning by doing", ich war in der Schule in anderen Fächern gut :) Sonst (leider) keine anderen Fremdsprachen, also auch kein Portugiesisch (wird aber noch geändert).
Ist bei der Auswahl des Expats (zumindest bei uns) eigentlich kein Kriterium. Man muss erstmal schauen, dass man jemand mit den Hard- und Softskills findet und dann ist die Auswahl idR schon so gering, dass man nicht mehr den Luxus hat, nach Sprachfähigkeiten auszuwählen.
Spanisch und Portugiesisch mögen ja noch gehen, aber wie soll das in China, Afrika,... aussehen?
Kriminalität ist hier immer ein Thema. Man muss ein wenig zwischen der gefühlten und tatsächlichen Sicherheit unterscheiden. Ich habe mich in Afrika alleine auf der Straße selten wirklich wohl gefühlt, man lernt halt damit umzugehen. Hier in Brasilien fühle ich mich dagegen recht wohl, was nicht per se heißt, dass es absolut gesehen "sicher" ist.
Hier ist die Lage stark von Uhrzeit und Lage abhängig und das ist teilweise so krass, dass man auf der einen Straßenseite gehen kann, auf der anderen nicht. Mein Auto ist rundum getönt, etwas höher und hat Allrad. Sei lt Firma nicht nötig, aber mir gehts besser damit. Nach 21:00 Uhr hält auch keiner mehr an roten Ampel an :)
Unterm Strich ist es aber alles machbar, wenn man sich an ein paar Regel hält. Nachts fahre ich ganz normal mit meinem Auto, meide ein paar "Shady Places". Abends/Nachts läuft man auch nicht mehr bestimmten Gegenden nach Hause, aber Uber ist günstig und gut verfügbar. Tagsüber bewege ich mich hier ganz normal. Das kann aber in anderen Städten wieder ganz anders aussehen. Wohnen tue ich in einer "Gated Community", das ist Vorgabe der Firmen und auch keine schlechte Idee.
Absolute Sicherheit gibt es nicht ;)
In all den Jahren hatte ich ein paar "komische" Situationen, allerdings habe ich in der Hinsicht auch kein dickes Fell, bzw. meine Antennen schlagen teilweise früh an (Was auch zu falschem Alarm führen kann), aber ich wurde nur einmal abgezogen. Nachts in Kasachstan auf der Suche nach einer Kneipe nach einem langen und sehr kalten Arbeitstag, die Polizei hatte mich abgefangen und wollte mich auf dem Polizeirevier vernehmen. Den hatte ich auch erzählt, dass wir das nun anders regeln müssten was dann auch so funktioniert hat.
Aber auch das lernt man, in Afrika (sofern ich genug Zeit dabei hatte), diskutier ich sowas mit der Bullerei auch aus, meist wirds denen dann zu doof und irgendwann lassen sie einen ziehen. Die höhe des Schmiergelds ist also eine umgekehrte Funktion zur verfügbaren Zeit ;)
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