WiWi Gast schrieb am 14.02.2024:
Der Fachkräftemangel ist in vielen Branchen ein Mythos und mehr ein "ich kriege keinen Prosche für 20k" Mangel.
Ganz genau, schließlich bekommt ein UN eine IT-Fachkraft aus Osteuropa für 50 Euro pro Stunde (oder günstiger), aus Indien 10-15 Euro. Als dt. Fachkraft kann man zu solchen Preisen nicht anbieten, das rechnet sich nicht.
Das lässt sich auch auf Festangestellte übertragen, siehe die Verlagerung von immer mehr Jobs Richtung Osteuropa und Indien.
Wenn man mal im IT-Umfeld mit hochqualifizierten Polen, Rumänen und co. gearbeitet hat, fragt man sich auch warum überhaupt jemand in Deutschland noch Stellen aufbauen/erhalten sollte. Die Bürokratie, hohen Kosten und Teilzeit-Mentalität bzw. Motivationsmangel machen es einfach extrem unattraktiv. Ganz davon abgesehen, dass man unwillige Lowperformer und Querulanten nicht losbekommt, dauernd gestreikt wird und das regulatorische Umfeld immer wirtschaftsfeindlicher wird. Wenn man die Strahlkraft hat die Top-Talente im Osten anzuziehen hat man kaum Nachteile. Englisch spricht heute ja sowieso fast jeder. Im Gegensatz zu Indien ist der kulturelle Unterschied auch kaum relevant. Zeitverschiebung gibt es außerdem auch nicht.
Den echten Mangel gibt es nur in Berufen welche hardcore unterbezahlt sind und total schlechte Arbeitsbedingungen bieten (siehe z.B. Pflege, Handwerk etc.).
Richtung, hier ist eine Verlagerung der Jobs nicht möglich.
Die Bezahlung ist sicher je nach Einrichtung nicht sonderlich gut, aber wenn man fragt sind die Bedingungen das viel größere Problem. Unfassbare bürokratische Aufwände kombiniert mit einer altertümlichen Firmenkultur in den meisten Einrichtungen.
Guckt euch mal die Durchschnittsgehälter von Akademikern über die letzten 40 Jahre an.
Natürlich gab es Lohnzuwachs, allerdings auf 40 Jahre gesehen weit unter der Inflation.
Bsp. 1980 lag ein durchschnittliches Akademikergehalt bei ca. 36k (damit lag man gut 50% über Durchschnitt aller Berufstätigen).
Nur um mit der Inflation mitzuhalten, müssen das 2023 mind. 90k sein.
Jedoch liegt laut statistischem Bundesamt der reale Durchschnitt der Akademiker 2023 bei ca. 58k. Heißt -50% Reallohnverlust in den letzten 40 Jahren. Dazu kommt noch der Anstieg der Steuer- und Abgabenbelastung um rund 20%.
Es kann übrigens trotz "Fachkräftemangel" keine Beschleunigung in der Lohnentwicklung beobachtet werden. Es ist eher so, dass die Tarifabschlüsse der letzten 2 Jahre nahezu alle unter dem Inflationsniveau lagen.
Vollkommen richtig, daher Mythos Akademiker Fachkräftemangel.
Heute sind ja auch dutzende Jobs Akademikerjobs die in den 70ern und 80ern Ausbildungsjobs waren. Logisch, dass die Gehälter auf dem Papier damit nicht steigen. Bei Betrachtung von anspruchsvollen akademischen Jobs zeigt sich viel mehr ein deutlich stärkeres Reallohnwachstum als in den anderen Bereichen. Davon abgesehen würde mich eine Quelle für diese Zahlen interessieren da seit 2008 die Reallohnentwicklung deutlich positiv war. Während von 96-2007 die Löhne leicht gefallen sind (Dot-Com-Blase, Finanzkrise, deutsche Wirtschaftskrise Anfang 2000er). Die nominale Lohnentwicklung für herausgehobene Fachkräfte, Fachkräfte, gelernte und ungelernte Arbeitnehmer sowie leitende Angestellte sind allerdings seit 2008 kaum unterschiedlich (prozentual) und bis auf 2022/2023 auch real stets positiv.
antworten