Ich studiere selbst Wirtschaftsrecht an der Uni Mannheim, allerdings NICHT auf Staatsexamen (Ja, das gibt es an der Uni Mannheim auch. Zeigt deutlich, dass das Studium Wirtschaftsrecht sinnvoll ist, genau wie Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsmathe ihre Daseinsberechtigung haben).
Das beste Studium überhaupt, allerdings nur für Leute, die gerne und viel mehr schreiben als ihre BWLer-Kollegen und auch Hausarbeiten nicht abgeneigt sind mit sicherer Zitierweise (kein BWL-Quatsch, seitenlang dasselbe Buch zitieren). Allerdings, lieber Herr Threadstarter, ist es eben auch wichtig, früh genug mit Praktika anzufangen, damit man sich ein eigenes Profil aufbaut. Meine Kommilitonen haben problemlos bei den großen Banken Praktika gemacht, Auslandspraktika, Auslandssemester, usw. Alles, was man in einem Studium eben an sehr gutem abgreifen kann. So oft sind Career Fairs in Mannheim und Wirtschaftsrecht kriegt genauso viele Einladungen wie VWL und BWL, Wirtschaftsinfo und -mathe. Außerdem gibt es viele Wahlkurse, die du hättest wählen können, um zu schauen, wo genau du hinwillst. Es ist ein Irrglaube zu denken, dass man, nur, weil man wenige Finance-Kurse in einem wirtschaftlichen Studium gehört hat (deine Formulierung "mangels Schwerpunkte im Studium"), nicht in die Positionen reinkommt, die man will, weil der Personaler die Bewerbung aussortiert. SCHWACHSINN! Falls du schon zwei Praktika im Finance gemacht hast, ist das absolut in Ordnung; manchmal sogar ohne Finance-Praktikum. Dieser sture Gedanke "ich muss da arbeiten, was ich studiert habe!" ist so typisch deutsche Denkweise. Einfach bewerben., massenhaft mit sehr guten Bewerbungsunterlagen (Anschreiben und Lebenslauf checken lassen und top aufpolieren, auch vom Design her!) antanzen und dann klappt das. Du musst nur wissen, wo du hinwillst. Wenn du schreibst "mangelt Interesse", tja, da kann ich dir auch nicht helfen. Musst halt wissen, was du machen willst und was dir Bock macht. Du kommst überall rein, wenn dein Lebenslauf stimmt.
Alle schieben Misserfolge bei Bewerbungen immer auf's Studium ("ach, mein Studium ist halt nicht gewollt gewesen für die Position!"), dabei ist Misserfolg oft auf den Lebenslauf gesamt zu schieben. Weil einfach das Gesamtpaket (Noten, Auslandsaufenthalte, Praktika in renommierten Unternehmen, nachgewiesene Sprachkenntnisse, Aussehen (ja, das zählt auch!))
Im Bewerbungsgespräch bzw. im Assessment Center musst du dich dann behaupten, da kommen ggf. Fachfragen. Das ist natürlich klar, und hierfür müsstest du im Studium die Kompetenz gelernt haben, dir neue Sachverhalte anzueignen und einfach zu lernen. Also, setz dich vor einem Finance-Gespräch, falls du eingeladen wirst, hin und lerne einfach in der Bib; wie für eine Klausur. Es ist doch völlig naiv zu glauben, dass man das Wissen aus Kursen aus dem 1. Semester z.B. noch zu 100% parat hat. Man muss immer wieder lernen bis man irgendwann im Job ist, wo man gewisse Sachen einfach nicht mehr braucht. Bis du da bist, lerne noch.
Mit Wirtschaftsrecht kommst du nicht nur in die klassischen Berufe rein, die dafür gedacht sind. Es kommt darauf an, wie du dein Studium als Werkzeug benutzt hast während deiner Studienzeit und wie viel du an Erfahrung und biographischen Besonderheiten mitbringst. Dass du jetzt erst kürzlich dein Diplom (!) zu Ende gemacht hast, zeigt mir aber, dass du ein wenig getrabt bist - ist ja nicht verwerflich, aber dann haste sicher genug Zeit gehabt, um Praktika zu machen und zu schauen, was du willst und wo du hinkannst. Wenn nicht, gib deinem Studium für den Misserfolg momentan nicht die Schuld, sondern dir selbst.
Auch komm von dem Gedanken weg dich nur da zu bewerben, wo im Stellenprofil "Wirtschaftsrecht" explizit gesucht wird. Bewirb dich überall, wo auch ein wirtschaftliches Studium verlangt wird. Denn das hast du absolviert. Immer diese Einstellung "klappt sowieso nicht" zeigt wirklich null Antrieb und absolut deutsche Mentalität.
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