Ich habe keine Matheolympiaden gewonnen (gut ich hab auch nie daran teilgenommen), hatte Noten zwischen 2-3 in Mathe in der Schule und trotzdem ein Mathe wie ein Physik Studium beides erfolgreich abgeschlossen mit 1,x Noten. Mal abgesehen vom ersten Semester, wo der Schock von Schule zur Uni noch groß war, hat sich auch der Zeitaufwand in Grenzen gehalten. Das ist alles eine Sache der Gewohnheit. Genauso, wie wenn man als Abiturient die Stofmengen in der Schule als rießieg empfindet und als Student sich dann später denkt 'mensch war das damals wenig beim Abi'. Genauso sollte es auch beim Lösen der Hausaufgaben in Mathe aussehen (oder so sah es zumindest bei mir aus). Anfangs noch ewig (mehrere Tage bis die komplette Woche) gebraucht für ein Übungsblatt, nach dem ersten Studienjahr dann nur noch 4-5 Stunden, mit sehr guten Punkteergebnissen. Alles eine Frage der Gewohnheit.
Anderherum, gabs die besagten Top-Abiturienten mit 1,0 Schnitt, zwei Stipendien und erfolgreichen Wetbewerbsteilnahmen, die schon nach ein par Wochen das Handtuch geworfen haben. Der Punkt ist, Uni Mathe ist sehr speziell. Entweder es liegt einem oder eben nicht, aber das merkt man erst wann man im Hörsaal sitzt.
WiWi Gast schrieb am 25.06.2021:
ich bin promovierter mathematiker und möchte dir von ganzem herzen von mathematik abraten. Es sei denn du hast zufällig in mathematikwettbewerben auf landes oder bundesebene gut abgeschnitten oder hast wirklich spass und hingabe für die mathematik übrich. Meiner erfahrung nach fragen diese leute aber auch nicht, ob sie mathematik studieren sollen um irgendeinen beruf zu erlangen, sondern für diese leute gibt es von vornherein nur dieses studienfach.
Das studium ist viel (!) zu schwer um sich dort durch zu quählen um mal VWLer zu werden - man lernt einen haufen kram, den man in der praxis eigentlich nicht braucht und am ende ist man in so gut wie allen anwendungsgebieten quereinsteiger, weil man eben nur die mathematik kann und entgegen der ganzen behauptungen, holt man als mathematiker nicht mal eben on the job 4 VWL semester nach. auch hier gibt es natürlich ausnahmen - wenn du als VWLer spieltheorie oder stochastische differenzialgleichungen benutzen willst, kann ein mathematikstudium natürlich schon hilfreich sein, allerdings bist du dann meines wissens nach auch eher an der uni unterwegs und nicht an der EZB, wie du es vorhast.
Die berufsaussichten sind ebenfalls entgegen der medialen meinung alles andere als gut, wenn man den ertrag ins verhältnis zum aufwand und den durchfallquoten (80%) setzt - alle juristen und mediziner in meinem freundeskreis verdienen deutlich mehr, bei tätigkeiten die viel eher ihrem studienabschluss entsprechen und bei nicht unbedingt besseren abschlüssen. Es ist äusserst unwahrscheinlich dass du es neben dem schon sehr schweren studium schaffst, ein praktisches standbein aufzubauen, auslandserfahrung zu sammeln und dann noch mit bestnote abzuschließen... insofern würde ich mich auf studiengänge fokussieren, die einen gewissen anwendungsfokus haben, trotzdem aber nicht zu leicht sind. statistik mit VWL nebenfach ist eine gute mischung für deine ziele. wenn du es etwas quantitativer magst, suchst du dir eine uni, wo statistik und ökonometrie eng verwoben sind...viel erfolg
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