Bin zwar erst Mitte Vierzig aber ich feier Deinen Post gerade hart!
Ist echt so. Also sowohl das „mit Jüngeren umgeben“ als auch das Konservative. Wie oft ich selbst von Nicht-Berufsanfängern U/ um 30 sowas höre wie „darf man das?“ „kann man das echt einfach so machen?!“ Mit denen n Problem gemeinsam pragmatisch lösen und ich fühl mich als Teil von Bonnie und Clyde nur weil man erst handelt und wartet ob jemand meckert statt zuerst das Handbuch zu lesen und alle zu fragen ob man auch ja niemandem damit auf die Füße tritt.
Aber zum Thema. Ja mit Jüngeren umgeben. Aber ein Stück weit ist es auch das, was ich etwas überspitzt gerade formuliert habe: wenn man auch mit 50+ noch „fit“ sein will in dem Sinne, dass man was reißt oder einen Mehrwert liefert, dann sollte man gelernt haben angemessene Risiken einzugehen. Also einschätzen zu können, wo man jetzt einfach mal ohne Rücksicht macht und ändert und hemdsärmelig ist und zu wissen, wo es zwar unsinnig erscheint aber Konzernpolitik im Spiel ist oder Befindlichkeiten und man eher den Ball flach hält.
Wenn man dieses Geschick damit verbindet auch junge Leute motivieren zu können und (etwas abfällig gesagt) für seine Zwecke einspannen zu können (bspw. weil man ihnen zuhört und sich als Mentor anbietet aber dabei auf Augenhöhe bleibt), dann hat man glaube ich gute Karten.
„Das haben wir schon immer so gemacht“ ist nun mal in Konzernen ein Argument, das man ernst nehmen muss, wenn man was verändern will, so paradox das klingt. Das muss man erst lernen.
Technologisch, wie das hier immer diskutiert wurde: die Jungen werden immer geübter, besser und krasser sein was irgendwelche IT Skills angeht. Ist 100 Jahre her als ich das letzte Mal auf Forschungslevel was mit STATA MATLAB und co gemacht hab. Und damals hab ich das am Ende des Studiums kurz angeschaut und im PhD vertieft was heute im Bachelor Standard ist. Da kann man sich fortbilden wie man will; machste nix. Hilft vielleicht - aber ohne Business Case (hab ich in meiner Position nicht) machste nix. Allerdings: es reicht um auf Augenhöhe mitreden zu können.
Letzter Gedanke: viele von den Jungen (jüngeren) haben extrem gute skills. Aber keinen Plan wie und wofür man sie einsetzen kann. Die drehen dir alle Zahlen durch den Wolf aber wenn man ihnen einen Sachverhalt gibt der nur politisch (mit quantitativer Unterstützung) und argumentativ entscheidbar ist, dann wird es dünn und oft ängstlich. Und da sind sie dann dankbar jemanden zu haben der ermutigt und ich bin dankbar das mir jemand effizient die Zahlen dreht.
Zusammen ist das - in meinem Gebiet - einfach ne win win Situation.
Allerdings: bei uns beobachte ich auch nicht dass Leute mit 50 oder 60+ gegangen werden. Ich würde eher sagen, dass man verbreitet das Wissen bis zum letzten Monat wertschätzt.
WiWi Gast schrieb am 21.07.2022:
Ich gehöre mit fast 50 zum alten Eisen, und mein Geheimrezept ist es, sich mit Jüngeren zu umgeben und denen zuzuhören.
Allerdings sind die Jüngeren derzeit so arg konservativ, dass es sich wie eine Zeitreise anfühlt. Normcore-Klamotten aus den 80s/90s, auch Musik von damals. Eheähnliche Dauerbeziehungen mit Anfang 20. Stets den moralischen Zeigefinger erhoben. Eigentlich wie unsere Eltern damals. Wir hatten wenigstens noch Jugendbewegungen, Popper, Skins, Teds, Raver, Gothics usw. Heute sind alle irgendwie gleich, ein paar Tattoos, mit erworbenem Isch-und-Misch-Slang, Apple-Gerätschaften, Worklifebalance-Gefasel.
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