WiWi Gast schrieb am 11.09.2020:
Vielen Dank für eure Antworten!
Grundsätzlich werde ich mich im Dezember/Jänner für den Master bewerben (an einer Top Uni) und daher möchte ich viele Erfahrungen sammeln, da sich gute Praktika ja positiv auf den Bewerbungsprozess auswirken. Zudem kann ich dann bei den Masterbewerbungen nur 1 Praktikum aufführen was nicht sonderlich erfreulich ist. Wenn ich im Jänner ein weiteres Praktikum beginnen könnte wäre das schon etwas besser. Ziel ist es, dass ich im 4 Praktika mache (-Dezember, Jänner-März, April-Juni, Juli-September). Wenn ich das Praktikum bis März mache “verliere” ich 3 Monate und die Chance ist um einiges geringer nicht genommen zu werden.
Ich bin im Sommer mit dem Bachelor fertig geworden uns es ist mein erstes Praktikum und ich weiß definitiv, dass ich bei der Big4 nicht mehr arbeiten werde.
Ich möchte natürlich nicht, dass sich die Kündigung negativ auswirkt... ich wollte ohnehin nur 3 Monate absolvieren, habe mich aber dennoch beworben (bevor ich sonst nichts finde).
Vorneweg: Du solltest dich erstmal darum bemühen, für Januar-März ein weiteres Praktikum zu finden. Wenn du nämlich nicht fündig werden solltest (v. a. coronabedingt), hätte es sich eh erledigt. Dann kannst du froh sein, die vollen sechs Monate bei der Big4 unterzukommen.
Für den Fall, dass du anderswo eine Zusage erhältst und dementsprechend nach drei Monaten aus der Big4 raus möchtest: Puh. Ehrlich gesagt fände ich es auch nicht ganz fair deinen Mitbewerbern gegenüber, wenn du dich auf ein sechsmonatiges Praktikum bewirbst und von vornherein planst, dort nach drei Monaten zu kündigen. Dann hätte die Stelle auch an jemanden vergeben werden können, der die Zeit tatsächlich voll ausnutzen möchte. Zumal auch die Big4 gewissermaßen mit dir bzw. deiner Arbeitskraft planen wird, und ich weiß nicht, ob die, wenn du da nach drei Monaten abhaust, spontan noch einen Nachzügler in's Boot holen können und wollen. Im Endeffekt, all moral aspects aside, kann dir das aber natürlich egal sein.
Solltest du spontan kündigen wollen, würde ich geschickt formulieren/lügen. Also (selbstverständlich) nicht: "Ich hab da ja noch ein anderes Praktikum, von dem ich euch nichts erzählt habe", sondern: "Ich hatte viel Spaß, aber merke, dass der Job nichts für mich ist, und möchte die verbleibenden Monate lieber nutzen, um mich anderweitig zu orientieren." Dann werden die zwar trotzdem nicht erfreut sein, und du hast dir dort evtl. zukünftige Chancen verbaut, aber es sollte sich nicht allzu schlecht auf das Praktikumszeugnis auswirken. Doof wäre dann natürlich nur, wenn in Letzterem drin steht, dass eigentlich sechs Monate vereinbart waren, aber "Herr X verlässt uns zum heutigen Tage auf eigenen Wunsch hin", quasi ein abgebrochenes Praktikum. Da müsstest du dann ggf. darum bitten, das nicht gesondert zu erwähnen.
Angenommen ich frage jetzt ob ich die Zeit verkürzen bzw. die Abteilung wechseln könnte, was mache ich dann wenn dies abgelehnt wird?
Schwierig. Prinzipiell würde ich erst fragen, ob du die Zeit verkürzen kannst, sobald du dir ein Praktikum für Januar-März gesichert hast. Mir wäre es sonst zu riskant, für den Fall, dass sich eben keine Alternative findet.
Aber mal angenommen, du findest noch im Oktober ein Praktikum für's Frühjahr, fragst bei der Big4 an, ob du wohl verkürzen könntest, was sie verneinen. Daraufhin kündigst du im Dezember. Das käme natürlich nicht gut. Da lässt sich schon erahnen, dass das wohl keine spontane Entscheidung aufgrund der gemachten Erfahrungen war, sondern von vornherein entsprechend taktiert wurde.
Was, wenn du Anfang Dezember anfragst, ob du wohl zum Ende des Monats aussteigen kannst?
"Aber warum denn?"
- "Nun ja, ich sehe mich hier doch nicht, passt mir nicht etc. pp."
-> Sollte es genehmigt werden, könnte der Dezember noch recht awkward werden.
-> Sollte es nicht genehmigt werden, könnte der Dezember noch recht awkward werden, kündigst du dann am Ende des Monats, hatten sie wenigstens eine Art Vorwarnung.
= Solltest du definitiv nach drei Monaten aufhören wollen, würde ich gar nicht erst fragen. Das könntest du machen, wenn du bei einem "Nein" auch sagen würdest, okay, dann bleibe ich doch die vollen sechs Monate. Aber wenn du trotz eines "Nein" nach drei Monaten abbrechen würdest, wäre das für dein Zeugnis wohl eher kontraproduktiv.
Am besten wäre wohl tatsächlich, nach der Hälfte der Zeit die Abteilung zu wechseln. Diesbezüglich kannst du auch jetzt schon anfragen.
- Tu das.
- Kümmer dich um ein alternatives Praktikum für Januar-März, bevor du irgendeine Entscheidung hinsichtlich Abbruch/Kündigung triffst.
- Sei dir auch Folgendem bewusst: Wenn du bei der Big4 mitten im Praktikum bist, dann wird die dich nicht im Januar coronabedingt rauswerfen (ich gehe zumindest davon, dass nicht). Wenn du aber im Januar ein zweites Praktikum beginnen würdest, kann es sein, dass dir das kurzfristig noch abgesagt wird – pandemiebedingt. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber unterschätz die Auswirkungen, die Corona auf den Arbeitsmarkt hat, nicht.
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