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Fragwürdiger Zeugnisvorschlag

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WiWi Gast

Fragwürdiger Zeugnisvorschlag

Hallo Community!

Hier befinden sich bestimmt welche, die etwas zu folgendem Zeugnisentwurf, den mir mein ehemaliger AG vorgeschlagen hat, sagen können - ich vermute, mein ehemaliger AG will mich ein bisschen verkohlen:

"X verfügt über ein solides Fachwissen, das er auch bei schwierigen Aufgaben effektiv einsetzte. Aufgrund seiner schnellen Auffassungsgabe arbeitete sich X rasch in neue
Aufgabengebiete ein, war vielseitig einsetzbar und überblickte dabei auch schwierigere Zusammenhänge vollständig. Seine Urteilsfähigkeit ermöglichte es ihm, auch in schwierigen
Situationen eigenständig zu richtigen Entscheidungen zu gelangen.
X zeigte bei der Erfüllung seiner Aufgaben Engagement und Eigeninitiative. Auch bei hoher Belastung erreichte er in der Regel die vereinbarten Ziele. X bewältigte die ihm anvertrauten Aufgaben gewissenhaft und zuverlässig. Sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht erzielte er im Wesentlichen gute
Arbeitsergebnisse. X bewältigte seinen Aufgabenbereich stets zu unserer Zufriedenheit.
Sein Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Mitarbeitern war jederzeit gut. X scheidet mit dem heutigen Tag auf eigenen Wunsch aus unserem Unternehmen aus.
Wir bedauern seine Entscheidung, da wir einen guten Mitarbeiter verlieren. Wir bedanken uns für die
gute Zusammenarbeit und wünschen ihm für seine berufliche und private Zukunft alles Gute."

Pardon - ich bin kein Spezi - aber ich sehe schon einige sehr kritische Dinge in dem Zeugnis.

Um mich zu vergewissern, bitte ich um eine Beurteilung dessen, da hier erfahrene Leute gerne etwas dazu sagen und danke im Voraus.

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WiWi Gast

Re: Fragwürdiger Zeugnisvorschlag

Note 3 - kein gutes Zeugnis

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WiWi Gast

Re: Fragwürdiger Zeugnisvorschlag

Das ist ein extrem schlechtes Zeugnis. Eine 4 würde ich sagen.
Unbedingt nachbessern lassen.

Sätze wie "erreichte er in der Regel die Ziele" oder "erzielte er im wesentlichen gute Ergebnisse" gehen gar nicht.

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WiWi Gast

Re: Fragwürdiger Zeugnisvorschlag

Also ein sehr durchwachsenes Zeugnis. Zusammenfassend scheint dir dein AG gute theoretische Kenntnisse zu bescheinigen, aber in der Ausführung kommt es noch zu Fehlern.
Diesem Zeugnis fehlt es jedoch ein bisschen an Einheitlichkeit, ob man nun zufrieden war oder nicht. Darum fällt es mir schwer alles zu einer Gesamteindrucksnote zusammenzufassen.
Vielleicht so 2,5-3.

"X verfügt über ein solides Fachwissen, das er auch bei
schwierigen Aufgaben effektiv einsetzte.
--> 1,5 bis 2 --> es gibt bessere Begriffe als solide (2), bei schwierigen Aufgaben aber "effektiv" genutzt (1)

Aufgrund seiner schnellen Auffassungsgabe arbeitete sich X
rasch in neue Aufgabengebiete ein, war vielseitig einsetzbar und
überblickte dabei auch schwierigere Zusammenhänge
vollständig.
--> 1 --> was will man mehr, schnell alles verstanden

Seine Urteilsfähigkeit ermöglichte es ihm, auch
in schwierigen Situationen eigenständig zu richtigen
Entscheidungen zu gelangen.
--> 2 --> sehr komisch formuliert, vor Urteilsfähigkeit fehlt ein Adjektiv (gute, schlechte, ...) (3), eigenständig richtige Entscheidungen (1)

X zeigte bei der Erfüllung seiner Aufgaben Engagement und
Eigeninitiative.
--> 2 --> eine Steigerung wäre noch ein Adjektiv (überdurchschnittliche, außerordentlich, ...)

Auch bei hoher Belastung erreichte er in der
Regel die vereinbarten Ziele.
--> 2-3 --> hast nicht immer gut gearbeitet, keine 100%-ige Zielerreichung (i.d.R. > 90% nach meinem Bauchgefühl), aber nur wenn hohe Belastung dazugekommen ist

X bewältigte die ihm
anvertrauten Aufgaben gewissenhaft und zuverlässig.
--> 2

Sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht erzielte er
im Wesentlichen gute Arbeitsergebnisse.
--> 3-4 --> im Wesentlichen = 60-70% der Fälle, d.h. keine wirkliche Zufriedenheit seitens des AGs mit der Höhe/Anzahl der Leistung und der Qualität der Leistung. Das ist komisch im Zusammenhang mit obiger Formulierung "in der Regel". Das kommt für mich so rüber wie: Die Ziele sind niedrig gesteckt, darum erreicht er sie in der Regel, aber so wirklich glücklich sind wir mit seiner gesamten Arbeit nicht.

X bewältigte seinen Aufgabenbereich stets
zu unserer Zufriedenheit.
--> 3 --> Steigerung wäre "volle" (2) und "vollsten" (1)

Sein Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Mitarbeitern war
jederzeit gut.
--> 2 --> Steigerung wäre "sehr gut". Wenn du Kundenkontakt hattest und das hier nicht genannt wird, wäre es eine 3 und soll andeuten, dass da eben was nicht in Ordnung war.

X scheidet mit dem heutigen Tag auf eigenen
Wunsch aus unserem Unternehmen aus.
Wir bedauern seine Entscheidung, da wir einen guten
Mitarbeiter verlieren.
--> Ähm, wenn man schon ein guter Mitarbeiter ist, wenn man in der Regel die Ziele erreicht und im Wesentlichen gut arbeitet, hapert es aber an gutem Personal in dem Laden...

Wir bedanken uns für die
gute Zusammenarbeit und wünschen ihm für seine berufliche und
private Zukunft alles Gute."
--> 2 --> macht eher was aus am Gesamteindruck, wenn es fehlt, dasein ist schonmal gut

antworten
neverlandradio

Re: Fragwürdiger Zeugnisvorschlag

nicht gerade gut...

  • "X bewältigte seinen Aufgabenbereich stets zu unserer Zufriedenheit."

An dem Satz kann man im Prinzip die Tendenz immer recht gut ableiten. Eine "1" wäre sowas wie: "erfüllte die Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit..."
Eine "2" dann das gleiche mit "vollen Zufriedenheit" usw.

Bei dir sollte es sich also maximal um eine 3 handeln. Die anderen Passagen sind ähnlich schlecht:

  • "Auch bei hoher Belastung erreichte er in der Regel die vereinbarten Ziele"
    "In der Regel"? Autsch!

"Sein Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Mitarbeitern war jederzeit gut"
Gut? oder sehr gut, perfekt, tadellos.... Autsch²!

Insgesamt also wie gesagt wirklich kein gutes Zeugnis.

antworten
WiWi Gast

Re: Fragwürdiger Zeugnisvorschlag

Vielen Dank - das spiegelt auch meinen Eindruck wider.

Vor allem auch an die, die es sehr genau auseinandergenommen haben!

Ich schaue mal zu - aber "freiwllig akzeptieren" werde ich es natürlich nicht - vor allem bei der Geschichte, die ich jetzt natürlich nicht dargelegt habe.

Also danke nochmal!

antworten
WiWi Gast

Re: Fragwürdiger Zeugnisvorschlag

Es kommt natürlich immer drauf an, wer das Zeugnis geschrieben hat. Wenn es ein großes Unternehmen mit einer entsprechenden Erfahrung ist, kann das Zeugnis im Grunde nur heißen, dass du wirklich eine schlechte Beurteilung bekommen hast. Bei einem kleineren Unternehmen sind die gängigen Formulierungen vielleicht nicht so bekannt, sodass der AG vielleicht zufrieden war aber das nicht zeugniskonform ausdrückt bzw. sich der Interpretationsfähigkeit seiner Formulierungen nicht bewusst ist.

Große oder kleine Firma?

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