Auch hier gilt- für die sinnvolle Bewertung und Kommentierung eines Zeugnisses benötigt man den vollständigen Text, quasi von der Über- bis zur Unterschrift. Grundsätzlich sollten der zu würdigende Zeitraum, die erlernte bzw. bekleidete Tätigkeit, die Branche und die Unternehmensgröße genannt werden.
Bereits der einleitende, den Zeugnisempfänger benennende Absatz enthält erste wertende Aussagen, genauso wie die Auflistung der Tätigkeiten. Diese wiederum korrespondieren mit den darauffolgenden Bewertungen der einzelnen Aspekte von Arbeits- und ggf. Führungsweise bzw. -leistung sowie von Fachwissen und Sozialverhalten.
Möglicherweise bedarf es in gerade diesem Fall aber auch weiterer Angaben, die einen erheblichen Einfluss auf die in deinem Zeugnis enthaltene Wertung haben können.
Der Text eines Zeugnisses beginnt nunmal mit dem Wort Zeugnis oder einem seiner Verwandten und er endet mit einer Unterschrift. Nur in diesem Kontext lässt er sich halbwegs seriös werten. Fast jede Formulierung in einem Zeugnis kann in einem geänderten Zusammenhang für eine gänzlich andere Aussage stehen. Jede der auf den ersten Blick positiven Aussagen kann durch den ausgelassenen Teil abgewertet werden.
WiWi Gast schrieb am 01.02.2021:
Hallo, ich gehe bald in Elternzeit, habe ich meinen Chef darum gebeten mir ein Zwischenzeugnis zu erstellen. Die Aufgaben habe ich selbst aufgezält, dazu ganz oben kommt etwas zu dem Unternehmen und dann seine Einschätzung. Ich glaube an sich nicht schlecht, aber sehr bescheiden. Fehlt es hier etwas?
Wenn ich mir den hier eingestellte Textausriss dennoch anschaue und ihn ernst nehme fällt folgendes auf:
Frau XYZ hat sich in das vielschichtige Aufgabengebiet innerhalb kürzester Zeit schnell eingearbeitet und nimmt es mit großem Engagement wahr. Sie beweist dabei stets große Einsatzbereitschaft, Flexibilität und Belastbarkeit. Auch bei hoher Arbeitsbelastung ist sie immer freundlich und hilfsbereit.
Engagement und Engagement werden doppelt benannt was je als Negierung verstanden werden kann oder wird; über erwähnenswerte Fachkenntnisse verfügst du offenbar nicht.
Ihre Aufgaben plant Frau XYZ selbständig und bearbeitet sie stets zügig. Sie zeichnet sich durch ihre konstruktive Mitarbeit aus.
Bei Arbeitsqualität und -leistung verhält es sich wohl ähnlich.
Frau XYZ erfüllt ihre Aufgaben stets pünktlich und zu unserer vollsten Zufriedenheit.
Die eigentlich gute Allg. Leistunsbeurteilung "zu unserer vollsten Zufriedenheit" wird vom sonstigen Text nicht mitgetragen.
Wir bestätigen Frau XYZ gerne Vertrauenswürdigkeit, Ehrlichkeit und Loyalität. Ihr Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen, Anlegern und Geschäftspartnern, auch in hektischen Zeiten, ist stets einwandfrei.
Einige dieser Aussagen korrespondieren mit den Tätigkeiten und ggf. der Branche, ohne weitere Angaben lässt sich wenig dazu sagen.
Frau XYZ erhält dieses Zwischenzeugnis auf eigenen Wunsch, da sie ab XXX in Mutterschutz geht. Wir danken Frau XYZ für die bisherige erfolgreiche Mitarbeit und freuen >uns nach Rückkehr auf eine weitere langfristige Zusammenarbeit.
Schräg formuliert
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