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Arbeitsvertrag & -rechtAufhebungsvertrag

Klageverzicht in einem Aufhebungsvertrag im Einzelhandel

Ein Klageverzicht in einem Formular-Aufhebungsvertrag kann unwirksam sein, entschied das Bundesarbeitsgericht. Im entsprechend Fall im Einzelhandel wurde der Aufhebungsvertrag vom Arbeitnehmer geschlossen, um eine vom Arbeitgeber angedrohten außerordentlichen Kündigung zu vermeiden. Der Klageverzicht benachteiligt den Arbeitnehmer im Aufhebungsvertrag dann unangemessen, wenn ein verständiger Arbeitgeber die angedrohte Kündigung nicht ernsthaft in Erwägung ziehen durfte, die Drohung also widerrechtlich ist.

Bild in einem Supermarkt zum Thema Klageverzicht im Aufhebungsvertrag beim Einzelhandel /LEH.

Klageverzicht in einem Formular-Aufhebungsvertrag
Ein formularmäßiger Klageverzicht in einem Aufhebungsvertrag, der zur Vermeidung  einer  vom  Arbeitgeber  angedrohten  außerordentlichen  Kündigung geschlossen wird, benachteiligt den Arbeitnehmer unangemessen iSv.  § 307  Abs. 1,  Abs. 2  Nr. 1  BGB,  wenn  ein  verständiger  Arbeitgeber die angedrohte Kündigung nicht ernsthaft in Erwägung  ziehen durfte, die Drohung also widerrechtlich iSd. § 123 BGB ist. So lautet das Urteil des Bundesarbeitsgericht vom 12. März 2015 mit dem Aktenzeichen 6 AZR 82/14. In dem Fall streiten die Parteien über die Wirksamkeit eines Aufhebungsvertrags. Für das Arbeitsverhältnis gelten die Tarifverträge des Einzelhandels Nordrhein Westfalen. §11 Abs. 10 des Manteltarifvertrags für  den  Einzelhandel Nordrhein-Westfalen vom 25. Juli 2008 idF des Ergänzungs-TV vom 29. Juni 2011 (künftig MTV) bestimmt für Aufhebungsverträge:

„Auflösungsverträge bedürfen der Schriftform. Jede der Parteien kann eine Bedenkzeit von drei Werktagen in Anspruch nehmen. Ein Verzicht hierauf ist schriftlich zu erklären."

Am 28. Dezember 2012 führten der für den Kläger zuständige Filialleiter und die Bezirksleiterin der Beklagten mit dem Kläger ein Personalgespräch. Sie hielten ihm vor, dass er am Vortag zwei Fertigsuppen aus dem Lagerbestand der Beklagten entnommen und verzehrt habe, ohne sie in die Liste der Personalkäufe eingetragen oder bezahlt zu haben. Sie kündigten ihm an, die Beklagte werde wegen des Diebstahls der Suppen die fristlose Kündigung des Arbeitsverhältnisses erklären und Strafanzeige erstatten. Zudem habe der Kläger mit einer Sperre beim Bezug von Arbeitslosengeld zu rechnen. Die angekündigten Konsequenzen könnte er vermeiden, wenn er einen von der Beklagten bereits fertig vorbereiteten Aufhebungsvertrag  unterzeichne. Der Kläger bestritt die  Vorwürfe, unterzeichnete jedoch am Ende des etwa anderthalbstündigen Personalgesprächs den Aufhebungsvertrag.

Dieser Aufhebungsvertrag enthält u.a. folgende Regelungen:

Mit Schreiben vom 28. Dezember 2012, das der Beklagten per Fax übermittelt wurde, focht der Kläger den Aufhebungsvertrag an. In diesem Schreiben seines späteren Prozessbevollmächtigten heißt es auszugsweise:

Download Klageverzicht in einem Aufhebungsvertrag [PDF, 13 Seiten - 127 KB]
https://juris.bundesarbeitsgericht.de/zweitesformat/bag/2015/2015-05-06/6_AZR_82-14.pdf